Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
ausgerechnet uns auf die Nase binden!«, zeterte Eryne. »Warum sollte sie ihre Geheimnisse verraten? Und selbst wenn – weshalb sollten wir ihr Glauben schenken?«
»Weil ich auf Eurer Seite bin«, antwortete die Göttin mit fester Stimme. »Ich möchte Euch helfen.«
Das überraschte sie alle. Sie warfen einander unsichere Blicke zu, bevor Kebree aussprach, was alle dachten.
»Natürlich! Warum sind wir nicht gleich darauf gekommen? Aber ist es da nicht komisch, dass deine Dienerin uns noch vor drei Dezillen mit ihren Pfeilen durchbohren wollte?«
»Du hast mich angegriffen«, erinnerte ihn Zejabel. »Wenn die Göttin tatsächlich Euren Tod gewollt hätte, hätte ich mehr als genug Zeit gehabt, Euch umzubringen.«
»Das ist wahr«, sagte Amanon. »Aber … Die beiden sind Züu!«, empörte sich Eryne.
»Hören wir uns an, was sie zu sagen haben«, schlug Nolan vor. »Vielleicht wissen sie etwas über unsere Eltern?«
Die Frage galt ebenso sehr seiner Schwester wie den Priesterinnen im roten Gewand. Doch die Göttin schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts über ihr Schicksal. Das ist die Wahrheit. Meine Boten haben nichts mit ihrem Verschwinden zu tun.«
»Boten?«, sagte Bowbaq verächtlich. »Gemeine Mörder sind das!«
»Aber was wisst Ihr dann?«, hakte Amanon nach. »Warum habt Ihr hier auf uns gewartet?«
Zui'a bedachte einen nach dem anderen mit einem seltsamen Blick. »Ich bin gekommen, weil ich mich mit Euch verbünden möchte«, erklärte sie. »Wir haben einen gemeinsamen Feind: Sombre.«
»Aber Ihr steht doch auf seiner Seite!«, rief Eryne. »Ihr führte beide nur Böses im Schilde.«
»Ich sorge für Gerechtigkeit, so wie mich meine Anhänger erschaffen haben«, entgegnete die Zü. »Sombre hingegen will über das Universum herrschen, über die Sterblichen, über Eure Welt, über das Jal und sogar über meine Brüder und Schwestern.«
»Meint Ihr damit … die anderen Götter?«, stammelte Nolan. Zui'as Gesicht verfinsterte sich, und Nolan lief ein Schauer über den Rücken. »Ja. Er möchte der letzte Gott sein. Der einzige!«
»Eine Welt mit einem einzigen Gott?«, fragte Eryne ungläubig. »Eine seltsame Vorstellung!«
»Das verstehe ich nicht«, meinte Cael. »Ihr seid doch unsterblich, oder nicht? Wovor fürchtet Ihr Euch dann?«
»Die Kinder des Jal können einander töten. Von Menschenhand können wir nicht sterben, aber gegenseitig können wir uns sehr wohl vernichten. Nur war das bislang noch nie vorgekommen.«
»Es
war
noch nie vorgekommen?«, hakte Amanon nach.
Die Göttin nickte langsam. Sie wirkte aufrichtig bekümmert. »Vor ungefähr zwei Dekaden tötete Sombre meine Schwester, die Ihr Aliandra nennt. Sie weilt nicht mehr unter uns. Versteht Ihr? Sie wird nie mehr zurückkehren, auch wenn die Sterblichen es nicht wissen. Die an sie gerichteten Gebete verhallen nun in leeren Tempeln, für alle Ewigkeit.«
»Die Sonnige«, murmelte Nolan. »Das ist doch nicht möglich.«
Nolan war mit mehreren Maz befreundet, die Aliandra verehrten, und empfand tiefes Mitgefühl. Die Armen ahnten noch nichts von ihrem Unglück. Noch vor wenigen Tagen hatte er an der Existenz der Götter gezweifelt, und nun, da er einer wahrhaftigen Göttin gegenüberstand, sollte er glauben, dass sie einfach so verschwinden konnten? Wie sollte er diese Erkenntnis verkraften, nachdem er das Geheimnis des Jal kannte? Nolan fühlte sich plötzlich so leer, dass er sich Halt suchend an einen Felsen lehnte. Sombre wollte also der einzige Gott sein, der alleinige Herrscher über Menschen und Unsterbliche. Nolan wagte sich kaum auszumalen, wie die Welt aussähe, wenn der Dämon die Macht an sich riss. Die Vorstellung war einfach zu entsetzlich.
Seine Freunde schauten genauso düster drein, und selbst die Bogenschützin konnte ihre Betroffenheit nicht verbergen. Wie so oft war es Keb, der sich am wenigsten beeindrucken ließ.
»Warum verbündet ihr euch nicht gegen ihn? Mishra, Odrel, Eurydis und wie ihr alle heißt … Wozu seid ihr denn Götter? Ihr seid in der Überzahl und könnt ihm kräftig eins auf die Mütze geben!«
»Das können wir nicht«, sagte Zui'a bedauernd. »Sombre ist der Bezwinger, so haben die Menschen ihn erschaffen. Selbst wenn wir uns zusammentun, werden wir ihm unterliegen.«
»Also hat tatsächlich nur der Erzfeind eine Chance, ihn zu besiegen«, sagte Amanon bitter. »So wie es die Undinen prophezeit haben.«
»So ist es. Und deshalb müssen wir uns verbünden.«
»Aber wenn
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