Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
»Zurzeit ist er in Thallos. Aber ich weiß, dass er nie lange an einem Ort verweilt.«
»Zumindest ist er nicht in der Nähe«, rief Bowbaq erleichtert aus, »sondern auf der anderen Seite des Rideau.«
Die anderen nickten, nicht ohne Kebree teilnahmsvolle Blicke zuzuwerfen. Thalitt grenzte an seine Heimat, und so hatte er allen Grund, sich Sorgen zu machen – was sich bei ihm in einer verdrießlichen Miene äußerte.
»Ich nehme an, Ihr könnt nicht seine Gedanken lesen, um herauszufinden, was er vorhat?«, wollte Eryne wissen. »Das wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.«
»Das kann ich nur, wenn er es zulässt. Und Sombre war seinen Brüdern und Schwestern gegenüber immer ziemlich verschlossen. Ich wüsste nicht, warum sich das geändert haben sollte.«
»Wie praktisch«, spottete Keb.
Kurz darauf gelangten sie an das Ufer des unterirdischen Sees. Die Höhle, in der sie sich nun befanden, musste einen gewaltigen Durchmesser haben, das schloss Cael jedenfalls aus der Krümmung der Felswände, denn das Licht ihrer Fackeln reichte nicht bis zum anderen Ende. Der Geruch nach Schlamm und Salz, das schwarze Wasser und die Schemen, die in den dunklen Winkeln lauerten, ließen den Ort sehr viel weniger romantisch wirken, als Cael ihn sich vorgestellt hatte. Wenn sie doch nur endlich an der Pforte wären! »Und was, wenn Sombre überhaupt nichts mit Aliandras Tod zu tun hat?«, fragte Amanon unvermittelt. »Wäre das denkbar?«
»Nein«, antwortete die Unsterbliche. »Sie standen praktisch nebeneinander, als es geschah.«
»Ihr wisst, wo die Göttin den Tod fand?«, fragte Nolan verblüfft. »Wenn Ihr ihre Ruhestätte preisgebt, könnten die Maz ihre sterblichen Überreste begraben und eine Trauerfeier abhalten.«
»Und wie willst du ihnen das Ganze beibringen?«, fragte Keb höhnisch. »Ein paar Sterbliche haben sich bereits um die Beisetzung gekümmert«, erklärte Zui'a. »Aliandra hatte eine menschliche Gestalt, so wie ich und viele andere meiner Brüder und Schwestern. Die Menschen, die auf ihre Leiche stießen, entdeckten nichts Auffälliges an ihr. In ihren Augen war sie nur eine unbekannte Tote.«
»Wollt Ihr damit etwa sagen, dass sie in ein Armengrab geworfen wurde?« Cael wusste nur wenig über Aliandra und ihre Anhänger, aber die Vorstellung, dass die Göttin ein solches Ende gefunden hatte, war ihm zuwider. Für einen Moment schien sich die Finsternis zu verdichten, und vor seinem geistigen Auge stieg eine albtraumhafte Vision auf: Die ganze Höhle verwandelte sich in ein mit Leichen übersätes Schlachtfeld. Obwohl hier grimmige Kälte herrschte, trat ihm Schweiß auf die Stirn. »Wie ist sie denn gestorben?« Nolan hatte Mühe, die Frage auszusprechen.
»Wen interessiert das schon?«, platzte Zejabel heraus. »Genug davon!« Alle waren verblüfft über ihren Wutausbruch, selbst Zui'a, die sie mit funkelnden Augen musterte. Seit sie den Gang betreten hatten, war die Zü stumm geblieben, aber nun hatte sie es offenbar nicht mehr ausgehalten. Warum war sie so nervös? War es die dünne Luft unter der Erde? Hatte sie Angst vor Sombre? Oder gab es noch etwas anderes, von dem die Erben nichts ahnten?
»Ich weiß nicht, auf welche Weise der Dämon sie getötet hat«, antwortete die Göttin schließlich. »Aber das ist tatsächlich nicht weiter von Bedeutung. Seine Zerstörungskraft ist grenzenlos. Er hätte Aliandra auf tausend verschiedene Arten ermorden können.«
»Vielleicht lässt er es dabei bewenden«, warf Cael ein. »Vielleicht war es nur ein Streit, der aus dem Ruder gelaufen ist?«
»Nein«, sagte Züia eindringlich. »Vor einem Jahr sprach Sombre eine Warnung aus. Er forderte uns auf, ihm ewige Treue zu schwören. Wenige haben ihn auch nur angehört. Daraufhin richtete er Aliandra hin, um ein Exempel zu statuieren. Wer sich nicht auf seine Seite schlägt, den betrachtet er fortan als Feind.«
»Er führt Krieg gegen die anderen Götter«, murmelte Nolan entsetzt. »Das dürfen wir nicht zulassen!«, rief Bowbaq. »Irgendwann könnte er sogar die Kinder im Jal angreifen.«
»Wenn Ihr die Wahrheit sagt, ist alles Leben auf dieser Welt in Gefahr«, sagte Amanon tonlos.
Cael wurde schlecht. Seit Beginn ihres Abenteuers war die Bürde der Erben mit jedem Tag größer geworden. Er hatte das Gefühl, unter der Last des Schicksals zusammenzubrechen, und hoffte von ganzem Herzen, nicht derjenige zu sein, von dem die Zukunft der Welt abhing. Er
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