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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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in nackte Angst um, als sie sah, dass sie verfolgt wurde.
    Die schemenhaften Gestalten dreier Männer bewegten sich auf sie zu, so verstohlen und lauernd, dass kein Zweifel an ihren Absichten bestand. Beinahe hätten ihre Knie nachgegeben, aber sie durfte jetzt auf keinen Fall Schwäche zeigen!
    Während ihr das Herz bis zum Hals schlug, überlegte sie, ob sie laut schreien und weglaufen sollte. Aber vielleicht würde sie damit alles nur noch schlimmer machen? Fieberhaft eilte sie auf den Stall zu, der etwas näher lag als die Herberge, doch zu ihrem Entsetzen änderten die drei Männer ebenfalls die Richtung, um ihr den Weg abzuschneiden. Ihr blieb keine Zeit mehr, sich in Sicherheit zu bringen. Nur wenn sie so schnell wie möglich in die Dunkelheit davonrannte, hatte sie vielleicht noch eine Chance, aber instinktiv lief sie weiter auf die Lichter der Häuser zu. Wenige Augenblicke später geschah das Unvermeidliche: Brutal wurde sie an Schultern, Handgelenken und sogar an den Knöcheln gepackt. Sie konnte nur noch einen schwachen Hilferuf ausstoßen, dann hielt ihr eine stinkende Hand den Mund zu.
    Sie wehrte sich nach Kräften, doch die Männer lockerten ihren Griff nicht. Beinahe ohnmächtig vor Angst spürte sie, wie die Kerle sie hochhoben und wie einen leeren Sack davonschleppten. Erst als sie die Finger spürte, die sich gierig um ihre Brust schlossen, bäumte sie sich wieder auf, kreischte trotz der Hand, die einer der Männer ihr aufs Gesicht presste, und versuchte sich freizustrampeln, woraufhin die Rohlinge sie nur noch fester packten.
    Vor Hilflosigkeit und Zorn schossen ihr Tränen in die Augen, und als die Männer sie in eine Scheune schleiften, in der es nach fauligem Stroh stank, rechnete sie damit, sterben zu müssen. Im Dunkeln tasteten die Angreifer sich zu einem der Balken vor, die das Dach stützten, setzten ihr Opfer davor auf die Erde und zogen ihr die Arme nach hinten. Eryne hoffte inständig, dass sie um Gnade flehen könnte, sobald sie ihren Mund freigaben, doch womöglich sprach dieses Gesindel weder Lorelisch noch Itharisch. Untereinander wechselten sie jedenfalls nur ein paar kurze, atemlose Sätze in einem Dialekt, den sie nicht kannte, aber ihr lüsterner Tonfall verriet nur zu gut, was sie vorhatten.
    Nachdem sie Eryne mit einem Gürtel an den Balken gefesselt hatten, ließen die widerlichen Kerle erst einmal von ihr ab. Nur der Mann, der immer noch hinter ihr kniete, um ihr den Mund zuzuhalten, begrabschte sie weiter. Als einer ihrer Peiniger eine Laterne anzündete, begriff sie, warum sie sich so viel Zeit nahmen: Sie weideten sich an ihrer Angst. Die drei höhnischen Fratzen, die sich in dem schwachen Lichtschein über sie beugten, hatte sie noch nie gesehen. Wahrscheinlich gehörten die Männer zu dem abscheulichen Pack, das die Schankstube bevölkerte – und sie hatten Eryne völlig in ihrer Gewalt. Hilflos saß sie in ihren nassen Kleidern vor ihnen im Dreck.
    Ihre Panik wuchs, als einer der Männer einen Fetzen Stoff holte und sich neben sie kniete. Wenn sie sie knebelten, war sie verloren – vielleicht würde sie den nächsten Tag nicht mehr erleben. Während sie wie wild mit dem Kopf hin- und herschlug und die Kiefer fest zusammenpresste, vernahm sie plötzlich, ganz ohne ihr Zutun, die Gedanken des Mannes. Doch diesmal war ihre Gabe nichts als ein grausamer Fluch: In einer albtraumhaften Vision sah sie die Misshandlungen, die er ihr antun wollte, und verlor darüber fast den Verstand. Schlimmer noch – sie wusste, dass er nicht zögern würde, bis zum Äußersten zu gehen, daran ließen seine Erinnerungen an frühere Verbrechen keinen Zweifel.
    In ihrer Verzweiflung betete sie um ein Wunder, darum, dass ihre göttlichen Fähigkeiten ihr die Flucht ermöglichten oder irgendjemand die Hilferufe hörte, die sie mit der ganzen Kraft ihres Geistes aussandte … Sie betete um irgendetwas, das die Männer davon abhalten würde, über sie herzufallen … Ein ganz kleines Wunder nur … Die Kraft, um wenigstens dem Knebel zu widerstehen, den sie ihr zwischen die Zähne schieben wollten …
    Und als das Wunder geschah, wagte sie ihren Augen kaum zu trauen.
    Amanon stand in dem offenen Tor. An seiner schwarzen Kluft rann der Regen herab, und sein sonst so gefasstes, nachdenkliches Gesicht war wie verwandelt: In seinen Zügen lag der blanke Zorn der ramgrithischen Krieger, die jede Schmähung mit einer Bluttat rächten. Als er auf die Männer zulief und drohend sein Krummschwert in

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