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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Erkundung gehen zu wollen, und ritt in weiten Kreisen um die Wagen herum, bis er einen halben Dekant später mit finsterem, müdem Gesicht zurückkehrte.
    Das Mahl war noch schneller verzehrt als zu Mittag. Eryne und Niss froren trotz des Lagerfeuers, um das sie sich versammelt hatten, und Bowbaq fielen schon beinahe die Augen zu. Nur Keb wäre offenbar gern noch länger sitzen geblieben, doch als sich Eryne in den Wagen zurückzog, in dem Bowbaq und die Frauen schliefen, ging er ebenfalls zu Bett. Nach einigen Dezillen saßen nur noch die beiden Cousins am Feuer und starrten schweigend in die tanzenden Flammen.
    »Willst du darüber reden?«, fragte Cael in einer plötzlichen Anwandlung von Zuneigung.
    Nach der ersten Überraschung rang sich Amanon ein müdes Lächeln ab, das erste an diesem Tag.
    »Wir sollten schlafen gehen«, sagte er nur. »Bis zu Usuls Insel ist es noch weit. Unsere Suche ist das Einzige, was wirklich zählt.«
    Der Junge nickte und verzog sich in den Wagen, nachdem er ihm eine gute Nacht gewünscht hatte. Amanon würde wahrscheinlich noch lange aufbleiben, um Wache zu halten, und Cael ahnte, dass er sich bestimmt nicht an Kebree wenden würde, wenn er abgelöst werden wollte.
    Im Grunde war Amanon froh, dass die Reise eintönig verlief. So konnten die Erben Kräfte sammeln und vielleicht sogar neuen Mut schöpfen, bevor sie im Schönen Land neue Abenteuer bestehen mussten. Auch in manch anderer Hinsicht erwies sich die Atempause als nützlich: Eryne und Zejabel beschäftigten sich näher mit dem Zustand der Entsinnung, und Cael lernte mehr über die Gabe der Erjaks. Letzteres sah Amanon zwar mit gemischten Gefühlen, aber er vertraute darauf, dass Bowbaq ein Auge auf den Jungen haben und ihm keinen Leichtsinn durchgehen lassen würde. Außerdem hörte er Cael viel lieber mit Niss lachen, als hilflos mit anzusehen, wie er sich vor lauter Verzweiflung über die Stimme in seinem Kopf in sein Schneckenhaus verkroch.
    Auch Amanon bemühte sich, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Mit seinem üblichen Weitblick überlegte er bereits, wo sie nach Hinweisen suchen könnten, falls der Besuch bei Usul sie nicht weiterbrachte. Dabei kamen ihm unweigerlich die ethekischen Schriftzeichen im Tagebuch seiner Mutter in den Sinn. Corenn war überzeugt, dass in diesen Textfragmenten, die aus allen Winkeln der bekannten Welt stammten, der Schlüssel zum Geheimnis des Jal verborgen lag. Und alles, was die Erben über die Götter und ihr Reich in Erfahrung bringen konnten, würde ihnen im Kampf gegen Sombre helfen! Leider war Corenns Abschrift unübersetzbar, denn die Farben der Schriftzeichen, die ihre Bedeutung wesentlich beeinflussten, wie ihre Eltern bei ihrem Besuch im Jal’dara herausgefunden hatten, waren nicht überliefert. Keine der bekannten Inschriften wies noch die ursprünglichen Farben auf, weshalb offenbar nur die Werke in Zuias Bibliothek Hinweise auf das geheimnisvolle Alphabet liefern könnten. Je länger er über das Problem nachgrübelte, desto mehr war er davon überzeugt, dass sie doch einen Abstecher auf die Insel der Züu-Priester machen mussten.
    Er wusste ganz genau, wie gefährlich diese Expedition werden würde, aber er sah schlichtweg keinen anderen Ausweg. Allerdings hatte er seit zwei Tagen Schwierigkeiten, einen kühlen Kopf zu bewahren und ernsthaft nachzudenken – seit jenem Morgen, an dem Kebree mit einem sonderbaren Leuchten in den Augen aufgestanden war, nachdem er die halbe Nacht bei Eryne verbracht hatte. Amanon gab sich alle Mühe, sich zusammenzureißen, um den Zusammenhalt der Erben nicht zu gefährden, doch in ihm loderte ein Feuer, das sein Herz verzehrte und ihm den Schlaf raubte. Jedes Mal, wenn er Erynes Blick begegnete, spürte er einen Stich. Doch obwohl er sich danach sehnte, allein zu sein, wollte er auf keinen Fall den Eindruck erwecken, er schmolle wie ein Kind oder gefalle sich in der Rolle des schwermütig Leidenden. Er brauchte einfach nur ein wenig Abstand, um seinen Schmerz zu vergessen. Die Zeit würde seine Qualen schon lindern.
    Am dritten Tag ihrer Reise ins Schöne Land fand Amanon endlich einen Vorwand, sich von den anderen zurückzuziehen. Bei Einbruch der Dämmerung stiegen die Erben in einem Gasthof zwischen den lorelischen Städten Cyr-la-Haute und Le Pont ab. Die Unterkunft war sehr viel bescheidener als die vorherige Herberge, so dass sie zunächst zögerten, sich dort einzuquartieren. Schließlich nahmen ihnen die schwarzen Wolken, die sich am

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