Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
ab. Allmählich kannte sie die Freundin gut genug, um zu ahnen, dass sie noch etwas auf dem Herzen hatte.
    »Und wenn ich … Wenn wir davon ausgehen, dass ich tatsächlich eine Art Göttin werde«, meinte Eryne. »Was geschieht dann mit meinem Gwelom?«
    »Ich verstehe nicht ganz, worauf Ihr hinauswollt.«
    »Wenn ich tatsächlich von der Welt der Sterblichen ins Reich der Götter überwechsle – behält der Anhänger dann seine Wirkung? Kann er mich weiterhin schützen?«
    Dieser Gedanke war vollkommen neu für Zejabel, und sie blieb eine Weile stumm. Am liebsten hätte sie nun doch gelogen, um Eryne zu beruhigen, aber das brachte sie nicht über sich. »Ich weiß es nicht«, sagte sie ernst.
    Als Zejabel aufging, was das bedeuten konnte, sah sie schreckliche Szenen vor sich: Eryne, die plötzlich von Sombre aufgespürt werden konnte. Der Dämon, der vor ihnen Gestalt annahm oder seine Verbündeten schickte, weil er glaubte, endlich den Erzfeind gefunden zu haben. Ein Kampf, zu dem die Gefährten noch nicht bereit waren – und zu dem sie vielleicht nie bereit sein würden. Das endgültige Scheitern ihrer Suche.
    Die beiden verharrten in beklommenem Schweigen, dann erhob sich Eryne und ging langsam auf die Kabinentür zu. Sie war kreidebleich.
    »Ich muss Nolan von König Bondrians Tod erzählen«, murmelte sie.
    Zejabel nickte. Auch sie war in Gedanken versunken. Die Sorgen, die sie ohnehin schon geplagt hatten, quälten sie nun noch heftiger. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Eryne dazu zu drängen, ihre Kräfte zu erproben. Vielleicht stand es Zejabel nicht zu, ihre Entwicklung zur Göttin voranzutreiben. Im Glauben, das Richtige zu tun, hatte sie womöglich ihren Untergang herbeigeführt.
    Wenn es einen Verräter unter ihnen gab, dann trug er wohl einen Bogen und ein purpurrotes Gewand.
    Als es Abend wurde, gingen sie im Hafen von Galen an der Mündung des Ubese vor Anker. Es würde ihr letzter Halt vor der Insel Zui’a sein. Sie hatten beschlossen, die großen Städte der Fürstentümer und die Unteren Königreiche zu meiden, auch wenn sie nicht wussten, ob die Dunkle Bruderschaft in dieser Gegend überhaupt ihr Unwesen trieb. Eigentlich hatten die Erben genug Wasser, Lebensmittel und Lampenöl für die letzte Etappe ihrer Reise, aber sicherheitshalber füllten sie ihre Reserven in Galen noch einmal auf.
    Die nächsten beiden Tage segelten sie an der Küste entlang, bis sie die Umgebung von Lineh erreichten. Dieser Teil des Mittenmeers war berüchtigt – es hieß, es gebe so viele Piraten, dass sie sich sogar gegenseitig überfielen. Um einem Angriff zu entgehen, hielten sich die Gefährten in der Nähe des Ufers auf. Am Morgen des fünften Tags nach ihrem Besuch bei Usul segelten sie aufs offene Meer hinaus und nahmen Kurs auf die Insel Zuia.
    Obwohl die Anspannung an Bord wuchs, bemühten sich die Freunde um gute Laune und fröhliche Gesichter. Keiner erwähnte den Erzfeind, Usul oder die Rätsel, denen sie auf der Spur waren, als wollten sie die letzten unbeschwerten Dekanten nicht verderben. Keb und Bowbaq verbrachten die meiste Zeit ausgestreckt an Deck, eine Angelrute zwischen die Knie geklemmt. Sie fingen Rotmakrelen, Wurzelfische, Nieslinge und sogar ein paar Meertruschen, und so aßen die Gefährten dreimal am Tag Fisch. Wenn man an die Schlacht am Blumenberg dachte, bei der sich Arkarier und Wallatten grausam niedergemetzelt hatten, war das einträchtige Miteinander der beiden ein schöner Anblick.
    Mit Bowbaqs Erlaubnis probierten Niss und Cael ihre Erjak-Kräfte an allen Tieren aus, die sie zu Gesicht bekamen. Zwangsläufig handelte es sich dabei vor allem um Vögel. Einmal tauchte in der Ferne die Flosse eines Dornhais auf, was für große Aufregung an Deck sorgte. Bowbaq war der Meinung, kein Risiko einzugehen, wenn er den beiden Jüngsten diese Übungen gestattete, denn es schien weit und breit keine Tierart zu geben, die für Erjak-Kräfte empfänglich war. Natürlich ahnte er nicht, dass Cael versuchte, auf diesem Weg seine Stimme wachzurufen.
    Seinem Charakter getreu widmete sich Amanon ernsthafteren Aufgaben. Er nahm sich seine Mutter zum Vorbild und nutzte die Ruhepause, um ein Reisetagebuch zu beginnen. Darin notierte er alles, woran er sich erinnerte, schilderte die Gefahren, die sie überstanden hatten, und spekulierte über den Fortgang ihrer Suche. Wenn er sich anschließend zu den anderen gesellte, stand ihm die Traurigkeit ins Gesicht geschrieben, aber Eryne gelang es jedes

Weitere Kostenlose Bücher