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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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heimgesucht. Es mag sich abwegig anhören, aber vielleicht hat er ja damals dieses andere Ich erschaffen?«
    Niss verzog skeptisch das Gesicht. »Ich wüsste nicht, wie er das getan haben sollte. Andererseits ist er ein Dämon. Und es stecken zwei Wesen in dir, die beide ein Teil von dir sind.«
    »Nein! Die Stimme ist ein Eindringling!«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Dein anderes Ich glaubt sicher dasselbe von dir. Immer wenn du es in deinem Kopf hörst, immer wenn es Bilder vor deinem geistigen Auge aufsteigen lässt, kämpft es um die Vorherrschaft über deinen Körper, und jedes Mal entscheidet sich von neuem, wer der Stärkere ist. Da du die meiste Zeit über der Cael bist, den ich kenne, scheinst du eine Art Vorrecht über deinem Körper zu haben. Es könnte aber genauso gut andersherum sein, wie im Fall des Erjak, der den Bären kontrolliert.«
    »Seit wir auf der Flucht sind, gewinnt mein anderes Ich jedes Mal die Oberhand, wenn mein Leben in Gefahr ist.«
    Niss warf ihm einen mitleidigen Blick zu, als sie den verzweifelten Unterton in seiner Stimme hörte.
    »Glaubst du, es gibt einen Weg, es ein für alle Mal loszuwerden?«, fragte Cael leise. »Gibt es nicht irgendeinen Erjak-Trick, mit dem man einen Geist … töten kann?«
    »Du kannst nur hoffen, den längeren Atem zu haben. Wenn er sich zu sehr verausgabt, verfällt er in eine Art Starre, einen Tiefschlaf. Vermutlich ist das auch der Zustand, in dem er sich jetzt die meiste Zeit befindet.«
    »Ein solches Schicksal erwartet mich also, falls er eines Tages endgültig die Kontrolle über meinen Körper übernimmt«, sagte Cael tonlos.
    »Aber du wärst immer noch du selbst«, erwiderte Niss tröstend. »Dieses zweite Ich heißt auch Cael. Es hat eben nur einen anderen Charakter.«
    »Zum Beispiel eine fatale Neigung zu Mord und Totschlag«, murmelte er. »Ich weiß, wozu die Stimme fähig ist. Wenn sie anfängt, mir ihren Hass einzuflüstern, dann …«
    Er stockte und dachte eine Weile nach. Da war etwas … Ganz am Anfang seiner Anfälle … Wenn sich für einen kurzen Moment die Gedanken seiner beiden Ichs vermischten.
    »Kann es sein, dass die Stimme und ich irgendwann miteinander verschmelzen?«, fragte er bang. »Zu einem einzigen Wesen?«
    »Das glaube ich nicht. Zwischen dir und ihm besteht eine klare Trennung. Es kann nur einen Beherrscher und einen Beherrschten geben.«
    »Aber in Goran hatte ich das Gefühl, etwas mit dem anderen gemein zu haben«, erklärte Cael. »Anstatt mich gegen ihn zu wehren, habe ich mich ihm überlassen. Ich glaube, für einen Moment waren wir eins.«
    »Das muss ein vorübergehender Zustand gewesen sein. Indem du den Widerstand aufgabst, machtest du es dem anderen leichter, die Kontrolle zu übernehmen. Trotzdem werdet ihr immer zwei verschiedene Wesen sein.«
    Cael versteifte sich: Dass sie von ihm in der Mehrzahl sprach, war einfach zu seltsam. Aber zumindest bestätigte das Gespräch mit Niss mehrere seiner Vermutungen. Um den Namen des Erzfeinds zu erfahren, würde er der Stimme für einen kurzen Augenblick die Kontrolle überlassen müssen. Er konnte nur hoffen, dass es ihm anschließend gelang, die Oberhand zurückzugewinnen. Doch vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit.
    »Wenn du deine Erjak-Kraft auf mich anwenden würdest, könntest du dann meinen Geist von demjenigen unterscheiden, den Sombre erschaffen hat?«
    Nachdem Niss im ersten Moment entsetzt die Augen aufgerissen hatte, dachte sie sorgfältig über die Frage nach. »Ich habe keine Ahnung«, gab sie schließlich zu. »Meine Erinnerung an das eine Mal, als ich euch gesehen habe, ist ziemlich verschwommen. Es war, als hättest du einen Zwillingsbruder, aber … Vielleicht, wenn ich mich besonders stark konzentriere. Ich kann dir das so nicht beantworten. Ich müsste es ausprobieren.«
    »Und? Würdest du das tun?«
    Diese Frage schien Niss zu überraschen, denn mit so etwas hatte sie offenbar nicht gerechnet. Es tat ihm leid, sie vor eine solche Entscheidung zu stellen, aber jetzt konnte er nicht mehr zurück.
    »Erjaks dürfen ihre Kräfte nicht auf Menschen anwenden«, sagte sie mit seltsam schuldbewusster Miene. »Außerdem trägst du ein Gwelom. Es würde nicht funktionieren.«
    »Aber in Lorelia ging es auch. Du hast die beiden Wesen in mir gesehen, als würde ich keinen Anhänger tragen. Das ist doch merkwürdig. Ich wüsste nur zu gern, warum das so war.«
    Niss spähte nervös zur Luke hinüber, aus der Bowbaq jeden Moment

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