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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Mal, ihn aufzuheitern, indem sie begeistert von ihrem Leben als Hoffräulein in Lorelia erzählte.
    Mehr denn je hatte sie das Bedürfnis, sich an ihre Vergangenheit zu klammern. Ihre jüngste Erfahrung mit der Entsinnung und das Gespräch mit Zejabel hatten ihr die aufkeimende Freude an ihren göttlichen Fähigkeiten gründlich verdorben. Selbst Zejabel hatte seither nicht vorgeschlagen, die Konzentrationsübungen fortzuführen. So genoss es Eryne in vollen Zügen, belanglosen Hofklatsch aufzuwärmen. Als Übersetzer kannte Amanon ebenfalls ein paar amüsante Anekdoten vom lorelischen Hof, und ihr munteres Geplauder war ihm eine willkommene Ablenkung.
    Auch Nolan und Zejabel unterhielten sich viel – besser gesagt hörte sie meistens zu, während er erzählte. Das war das beste Mittel, oder jedenfalls das angenehmste, das sie gefunden hatte, um ihre Ängste für eine Weile zu vergessen. Nolan ließ sich bereitwillig darauf ein und erzählte ausführlich von seinem Leben als Novize in Ith. Seine unbeschwerte Kindheit erwähnte er hingegen kaum, um die einstige Kahati, die ohne Eltern aufgewachsen war, nicht traurig zu machen. Vielmehr versuchte er anzudeuten, dass es auch für sie eine glückliche Zukunft geben konnte, vielleicht sogar in Ith. Dabei ließ er es vorerst bewenden, denn es war noch viel zu früh, um gemeinsame Pläne zu schmieden.
    Erst am Abend vor ihrer Ankunft wurden die Gesichter der Erben wieder ernst und sorgenvoll. Am nächsten Tag würden sie die Insel Zuia erreichen und ins Landesinnere vordringen, in eine Gegend, die von den grausamsten Mördern der bekannten Welt bewacht wurde, um einem Dämon, der sie und ihre Familien töten wollte, einige kostbare Bücher zu stehlen.
    In der Nacht lag jeder von ihnen lange wach und grübelte darüber nach, ob die Expedition nicht blanker Wahnsinn war. Aber hatten sie überhaupt eine Wahl?
    Ihre Eltern waren seit über drei Dekaden verschwunden. Selbst wenn sie noch am Leben waren und sich im Jal befanden, waren sie dort gefangen. Um sie zu retten, mussten die Erben das Geheimnis der Pforten lüften.
    ***
    Plötzlich nimmt jemand mit überraschender Behutsamkeit Gedankenkontakt zu ihr auf. Die Göttin ist misstrauisch. Sombre scheint ihr für so etwas nicht gerissen genug, aber sie kennt ihn zu schlecht, um auszuschließen, dass es sich um eine Falle handelt. Er ist der jüngste Sprössling des Jal’karu. Es wird noch mehrere Jahrhunderte dauern, bis seine Kräfte voll entwickelt und alle Facetten seiner Persönlichkeit zu Tage getreten sind. Es ist durchaus möglich, dass er eine raffinierte List anwendet, um sie aus der Reserve zu locken, und ihr steht wahrlich nicht der Sinn danach, sich abermals die hasserfüllten Drohungen des Dämons anzuhören.
    Vorsichtig lässt sie den anderen in ihre Gedanken ein und ist sogleich beruhigt. Derjenige, der sie ruft, ist kein Feind. Mit ihm verbindet sie eine lange Freundschaft. Wie sie selbst ist er einer der ältesten Götter. Obwohl sie sich seit Urzeiten kennen, haben sie in den letzten Dekaden häufiger miteinander gesprochen als zuvor in ihrem ganzen Dasein. Auch jetzt reisen ihre Stimmen von einem Ende der Welt zum anderen, über alle Schranken von Raum und Zeit hinweg.
    ›Er hat es wieder getan‹, sagt der Ewige Wächter. ›Er hat erneut einen der Unseren getötet.‹
    ›Ich weiß. Ich habe es gespürte antwortet die Göttin. ›Ich hätte nicht gedacht, dass er sich ausgerechnet ihn aussucht.‹
    ›Die meisten unserer Brüder und Schwestern haben sich nach Aliandras Tod versteckt. Er war leicht aufzuspüren. Sombre will uns drohen.‹
    ›Und er wird sich damit brüsten. Einige, vielleicht sogar viele unserer Brüder und Schwestern werden sich aus Angst auf seine Seite schlagen. Ich mache mir Sorgen.‹
    ›Noch ist nicht alle Hoffnung verloren.‹
    ›Gewiss nicht. Aber wir müssen wachsam bleiben.‹
    Schweigen tritt ein, während beide Götter den Gedanken Hunderttausender Sterblicher lauschen. Vergeblich.
    ›Ich muss gehen‹, verkündet der Ewige Wächter. ›Ich wende mich so bald wie möglich wieder an dich.‹
    ›Sei vorsichtig, Nol.‹
    ›Ich sorge mich eher um dich. Sombre neidet dir deine zahlreichen Anhänger. Er will dir Böses, Eurydis.‹
    Der Göttin bleibt keine Zeit mehr für eine Antwort. Der Ewige Wächter ist fort, zurück in den Gärten, in denen sie beide aufgewachsen sind.
    Eurydis hat keine Angst um sich selbst, denn das ist das ungeschriebene Gesetz aller Dinge: Was einen

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