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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Anfang hat, muss auch ein Ende haben.
    ***
    Eigentlich war Zejabel sicher, dass man an der Nordseite der Insel nirgends an Land gehen konnte, aber Amanon wollte sich selbst ein Bild machen. Das Erste, was die Erben von der Insel Zuia sahen, waren schroffe Felswände, gegen die unermüdlich das Meer anbrandete, und tückische Klippen, an denen die Wellen zerschellten. Bis zur Insel vorzudringen war unmöglich.
    Von Zeit zu Zeit erspähten sie einen Strand oder eine Felsbucht und schöpften kurz Hoffnung, aber jedes Mal lag der schmale Streifen hinter gefährlichen Klippen oder am Fuß eines Steilhangs. Ohne die richtige Ausrüstung, gute Kletterkenntnisse und eine tüchtige Portion Mut blieb die Hochebene unerreichbar. Es war, als hätten die Götter die Insel als natürliche Festung geschaffen.
    »Eigentlich war das zu erwarten«, meinte Nolan. »Dass Zui’a leibhaftig unter den Menschen lebt, wird seit Hunderten, vielleicht sogar seit Tausenden von Jahren geheim gehalten. Wäre die Insel nicht so unzugänglich, wäre das nicht möglich gewesen. Irgendwann wäre irgendjemand ins Lus’an vorgedrungen, und sei es nur aus Zufall.«
    »Aber uns stellt das vor ein unüberwindliches Hindernis«, sagte Amanon mit einem Seufzer. »Ich hoffte, wir könnten Zeit gewinnen, indem wir ganz in der Nähe von Zuias Palast an Land gehen. Außerdem wollte ich vermeiden, dass wir im Hafen gesehen werden, ganz abgesehen davon, dass wir einen Fluchtweg für den Notfall brauchen. Könnten wir doch unser Ruderboot hier irgendwo zurücklassen! Aber nicht einmal das ist möglich.«
    Zwei Dezimen lang segelten sie unter der Morgensonne des dritten Dekants dahin und suchten verzweifelt jeden Küstenabschnitt ab. Die üppig wuchernden Palmen und stacheligen Pflanzen schienen sie von der Hochebene der Insel aus zu verhöhnen. Irgendwo in diesem Urwald verbarg sich Zuias Palast, vielleicht war er nur wenige Meilen entfernt.
    »Wir sollten das Ruderboot zu Wasser lassen und schauen, wo es hintreibt«, meinte Kebree ungeduldig.
    »Was, wenn es an einer Klippe zerschellt?«, entgegnete Amanon. »Wenn es zwischen den Felsen stecken bleibt oder aufs offene Meer hinausgetragen wird?«
    »Wir sollten es zumindest versuchen«, beharrte Keb. »Das ist immer noch besser, als nichts zu tun.«
    Amanon sagte erst einmal nichts, aber als sie eine kleine Bucht entdeckten, an die sie bis auf hundert Schritte heransegeln konnten, kam der Vorschlag erneut auf. Allerdings war der schmale Sandstrand von einer schroffen, halbkreisförmigen Felswand umgeben, die mindestens dreißig Schritte in die Höhe ragte.
    »Es wäre unvernünftig, unser einziges Ruderboot hier zurückzulassen«, sagte Amanon. »Wir würden es niemals schaffen, von oben die Felswand runterzuklettern.«
    »Aber eine bessere Stelle finden wir nicht«, erwiderte Nolan. »Im Notfall seile ich mich lieber ab, als einen Hati in den Rücken zu bekommen. Deine Idee mit dem Fluchtweg war gut. Wir müssen sie nur etwas abändern.«
    Da die anderen Nolan beipflichteten, beugte sich Amanon der Mehrheit. Sie brachten ihr Schiff so nah wie möglich ans Ufer heran und überließen das Beiboot den Launen der Strömung. Nervös beobachteten sie, wie es heftig auf den Wellen schaukelte. Nach mehreren Dezillen war klar, dass das Boot nicht wie erhofft auf die Bucht zutrieb. Hilflos sahen sie zu, wie es daran vorbeizog, gegen zwei Klippen stieß und dann hinter einem Felsvorsprung verschwand. Es war nun außerhalb ihrer Reichweite, denn wegen der scharfkantigen Felsen konnten sie ihm nicht folgen.
    »Ich hätte das Boot an Land rudern und dann zur
Othenor
zurückschwimmen sollen«, murmelte Cael. »So weit ist es gar nicht.«
    »Die Strömung hätte dich fortgetragen«, entgegnete Amanon. »Außerdem gibt es in diesen Gewässern Dornhaie. Hier schwimmen zu gehen ist keine gute Idee. Schade um das Boot! Aber wir werden schon einen anderen Weg finden.«
    So umrundeten die Erben weiter die Insel. Beinahe waren sie froh, keine leichter zugängliche Bucht mehr zu finden, denn die Enttäuschung wäre einfach zu groß gewesen.
    Mit der Zeit wurde die Küste weniger zerklüftet, und die Berge senkten sich zu flachen Hügeln ab. Schließlich kamen sie an mehreren beschaulichen Buchten vorbei, die von dichtem Gebüsch und großen runden Felsen gesäumt waren. Hier hätten die Erben problemlos vor Anker gehen können, hätte nicht jedes Mal ein Dorf am Ufer gelegen. Die Einheimischen schienen sich ohnehin darüber zu

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