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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Nun genossen sie die ersehnte Rast im Schatten eines wilden Olivenhains, wo sie sich endlich umziehen und etwas lauwarmes Wasser trinken konnten.
    »Wir müssen uns nach Osten wenden und die heilige Straße des Lus’an überqueren«, erklärte Zejabel. »Geradeaus geht es nämlich zu einem Dorf.«
    »Ich dachte, es wäre zu gefährlich, sich der heiligen Straße zu nähern, weil sich dort ständig Züu rumtreiben?«, brummte Keb.
    »Richtig, aber wir werden sie ja auch nur überqueren.«
    »Wie weit ist es noch bis ins Lus’an?«, wollte Amanon wissen.
    »Die Novizen brauchen vier Tage bis zum Tempel. Aber sie sind erst zehn Jahre alt und bekommen auf der gesamten Strecke nur wenig Wasser zu trinken. Außerdem müssen sie den ganzen Marsch über Zuias Gesetze aufsagen, um ihre Seelen zu läutern.«
    »Bestimmt brechen viele unterwegs vor Erschöpfung zusammen«, murmelte Eryne. »Was für ein grausamer Brauch!«
    »Unter normalen Bedingungen schafft man es in zwei Tagen zur anderen Seite der Insel. Wir müssten den Palast übermorgen erreichen.«
    »Wenn ich daran denke, dass wir heute Morgen in nur knapp zwei Dekanten einmal um die ganze Insel herumgesegelt sind …«, murrte Cael. »Das ist wirklich frustrierend!«
    »Ganz deiner Meinung«, pflichtete ihm Niss bei. »Außerdem war es auf dem Wasser viel kühler. Hier habe ich das Gefühl, lebendig zu verbrennen.«
    »In den Sümpfen wird das anders sein«, sagte Zejabel.
    Niss lächelte ihr zu, ohne zu wissen, ob ihre Worte eine Aufmunterung oder eine Warnung sein sollten. Zejabel schien entsetzliche Angst vor den Sümpfen zu haben, was vermutlich an der Lehre Zuias lag, die ihr als Kind eingetrichtert worden war. Treuen Anhängern der Rachegöttin war nach dem Tod der Eintritt ins paradiesische Lus’an versprochen – wer jedoch in Ungnade gefallen war, irrte der Legende nach für alle Ewigkeit durch die Sümpfe. Und die irdische Entsprechung dieser mythischen Orte hatten die Erben nun vor sich.
    Wenn sie auch nur die geringste Chance gehabt hätten, Zuias Palast auf befestigtem Weg zu erreichen, hätte Zejabel ihnen die Durchquerung der Sümpfe erspart. Doch die heilige Straße wurde auf ihrer gesamten Länge von Züu bewacht, so verlangte es das Gesetz der Rachegöttin. Sie patrouillierten sogar in der Umgebung der Straße. So blieb den Erben nichts anderes übrig, als den Umweg durch die Sümpfe zu wählen.
    Zejabel bestand jedoch darauf, dass sie dort so wenige Nächte wie möglich verbrachten, und trieb ihre Freunde zur Eile an, um an diesem ersten Tag bis zum Rand des gefürchteten Moors vorzudringen.
    Niss wagte sich kaum auszumalen, was sie am Ende des anstrengenden Marschs erwartete.
    Seit er vor drei Dekaden mit Amanon aus dem Matriarchat geflohen und nach Lorelia geritten war, hatte Cael nicht mehr unter freiem Himmel geschlafen. Damals hatten sie gerade erst Corenns Tagebuch ausgegraben, und diese Zeit kam ihm jetzt unendlich fern vor.
    Mehr als einen Mond nach dem Verschwinden seiner Eltern hatte sich ihre Lage nicht gebessert, ganz im Gegenteil. Bisweilen durchzuckte ihn der Gedanke, wie es überhaupt so weit hatte kommen können. Er wanderte über eine Insel, die von mörderischen Priestern beherrscht wurde, musste ständig um sein Leben fürchten und stand kurz davor, wie ein Dieb in den Palast einer Dämonin einzubrechen, die ihn und seine Freunde töten wollte.
    Der dekantenlange Fußmarsch hatte ihn müde gemacht, aber seine Gefährten schienen keinen Schlaf finden zu können. Es war aber auch nicht leicht, unter diesen Umständen zur Ruhe zu kommen. Sie konnten kein Feuer anzünden, weil sie sonst Gefahr liefen, entdeckt zu werden. Notgedrungen hatten sie ein kaltes Mahl eingenommen, etwas gesalzenes Gemüse und ein paar Früchte, die die Hitze mehr oder minder gut überstanden hatten. Anschließend hatten sie sich wärmere Kleider übergezogen, weil es nachts empfindlich kalt wurde. Die sengende Hitze des Tages war schnell vergessen. Aus Furcht, sich zu verraten, beschränkten sie zudem ihre Gespräche auf das Notwendigste und flüsterten sich nur ab und zu ein paar Worte zu. So blieb jeder mit seinen Ängsten allein.
    Am Rande der Sümpfe des Lus’an, abgeschirmt durch die großen Blätter der Bäume, schlief Cael schließlich mit dem seltsamen Gefühl ein, nicht zu der Welt jenseits seiner viel zu dünnen Decke zu gehören, aus der das Zirpen der Insekten und das Flüstern seiner Freunde an sein Ohr drangen. Und sollte der Erzfeind den

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