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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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»Ich glaube nicht«, sagte sie dann. »Wenn ihr das Jal verleugnet, müssten sich sämtliche Pforten ein letztes Mal öffnen, um die Seelen freizugeben, die noch im Jal gefangen sind. Und auch die Seelen, aus denen sich mein Geist zusammensetzt, werden in die Freiheit entschwinden. Das Gleiche gilt für meine Brüder und Schwestern. Eigentlich müsste es sehr schnell gehen. Wir lösen uns ganz einfach in Nichts auf, und dann gehört die Welt wieder den Sterblichen.«
    An dieser Stelle war es um Lanas Selbstbeherrschung geschehen; sie schluchzte laut auf. Verzweifelt wandte sie sich ihrer Tochter zu, zog sie in ihre Arme und ließ ihrem Kummer freien Lauf. Reyan, Nolan, Niss und Zejabel begannen ebenfalls zu weinen. Amanon ging auf, dass er nicht der Einzige war, der sich um Eryne sorgte, und fasste neuen Mut. Mittlerweile liefen fast allen Erben Tränen über die Wangen, nur Grigän und Keb starrten mit ausdrucksloser Miene zu Boden. Der Preis für den endgültigen Sieg über Sombre war hoch. Zu hoch, wie Amanon fand.
    Trotz seines Schmerzes kam ihm das uralte Gedicht von Romerij in den Sinn, das ihre Eltern in der Bibliothek von Romin gefunden hatten. Endlich verstand er die letzte Strophe, in der es hieß:

    »Die Pforten geöffnet,die Wächter in Ketten,
das Unrecht verbannt, die Tugend gekrönt –
wenn die Höchsten endlich ihre Fesseln sprengen.«

    Mit den Höchsten mussten die Götter gemeint sein. Und Eurydis schien die Gebete der Menschen als Fessel zu empfinden. Aber Amanon würde nicht zulassen, dass sie sich einfach so davonmachte.
    »Die Entscheidung liegt bei euch«, schloss Eurydis, ihre Stimme wurde bereits schwächer. »Aber beeilt euch. Ich spüre, dass der Dämon bald erwachen wird.«
    Ohne ein Wort des Abschieds verschwand sie, und die Erben, auf deren Schultern nun das Gewicht der ganzen Welt lastete, blieben allein zurück.
    Die Vision. Nolan hatte die Vision der Undinen vor Augen, aber diesmal war sie grausame Wirklichkeit. Alles war da: Der prunkvolle Saal, der mit Leichen übersäte Marmorboden, das Blut und seine verwundeten, zutiefst erschöpften Gefährten, denen das Grauen ins Gesicht geschrieben stand. Und auch auf das beklemmende Gefühl der Ohnmacht, das sich ihm wie eine Messerklinge ins Herz bohrte, hatte er bei seiner Begegnung mit dem Ewigen Wächter des Kam einen Vorgeschmack bekommen.
    Seit Eurydis die Erben verlassen hatte, war ihre Verzweiflung ins Unermessliche gewachsen. Jetzt mussten sie der bitteren Wahrheit ins Auge sehen: Sie würden entweder gemeinsam sterben oder mussten eine der Ihren in den Tod schicken. Alle wussten, welches die richtige Entscheidung war, aber noch weigerten sie sich, es auszusprechen oder auch nur zu lange darüber nachzudenken. Jeder haderte auf seine Weise mit dem Schicksal, schwor Rache oder schimpfte leise vor sich hin. Auch wenn niemand es wagte, Eryne in die Augen zu sehen, trat immer wieder einer zu ihr und umarmte sie fest. Sie erwiderte die zärtliche Geste jedes Mal mit einem traurigen Lächeln und Tränen in den Augen.
    Nolan hatte seine Schwester nie schöner, selbstloser und mutiger gefunden als in diesem Moment. Sie hatte nichts mehr von der hochnäsigen jungen Dame, die noch vor wenigen Monden am lorelischen Hof ein und aus gegangen war. Er wusste, dass sie nicht zögern würde, sich für sie alle zu opfern, und hoffte doch insgeheim, sie würde wieder die selbstverliebte, verwöhnte Herzogstochter herauskehren. Aber nein. Nachdem Eryne ihre Eltern, ihren Bruder, ihre Freunde und ihren Geliebten umarmt hatte, trat sie ein paar Schritte zurück und schluchzte ein letztes Mal auf. Dann hob sie das tränennasse Gesicht und sprach mit bemüht fester Stimme jene Worte, mit denen sie sich selbst zum Tod verurteilte: »Ich verleugne das Jal. Dieser Ort existiert für mich nicht.«
    Ein Raunen lief durch die Reihen der Erben. Mehrere Dezillen lang brachte niemand ein Wort heraus.
    Eryne stand etwas abseits von den anderen, während ihr unaufhaltsam Tränen über die Wangen strömten. Amanon war mit dem Wimmern eines verwundeten Tiers auf die Knie gesunken und krümmte sich zusammen.
    »Lasst mich nicht noch länger leiden«, flehte Eryne ihre Freunde an. »Mano! Kebree! Mutter, Vater!«
    »Ich verleugne das Jal«, stieß Keb mit verzerrtem Gesicht und roten Augen hervor.
    Eryne zuckte zusammen wie von einem Peitschenhieb getroffen, zwang sich aber, Keb zum Dank für seinen Mut zuzulächeln. Nolan sah die anderen nacheinander an und fühlte

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