Die Krieger der Königin: Falkenherz
hörte, dass in der Arena ein Kampf begann. Sobald das geschehen war, klopfte er ans Fenster.
Ril sah über die Schulter, dann auf seine Hände. Leon klopfte wieder. Ril seufzte, stand auf und kam näher. Erst als er das Fenster fast erreicht hatte, hob er den Kopf und erwiderte den Blick seines Meisters. Leon klopfte noch einmal gegen das Glas und trat zurück. Ril rammte einen Ellbogen dagegen und zerbrach es.
Schnell trat Leon vor. Über sich konnte er die Schreie der Männer hören, die im Sand getötet wurden, und in den Ställen hörte er, wie die anderen Krieger sich bewegten und die Wärterinnen sich etwas zuriefen. Rils drei Futtersklaven starrten ihn an. Justin war einer davon. Der Junge rüttelte an den Gittern seines Käfigs und schrie wortlos.
»Vertraust du mir?«, fragte Leon Ril. Der Krieger schloss für einen langen Moment die Augen, dann nickte er.
Das war nicht gut genug. Leon konnte immer noch seine Angst spüren. »
Vertraust
du mir?«, fragte er wieder, während er sich gleichzeitig fragte, ob er wirklich das Richtige tat.
Die Frau, mit der Ril so getan hatte, als hätten sie Sex, saß auf dem Bett und beobachtete alles mit großen Augen. Endlich traf Ril Leons Blick, musterte ihn und seine Gefühle, und nach einer langen Minute nickte Ril wieder.
Leon holte tief Luft und sah Ril an. Sah ihn richtig an, und konzentrierte sich mit seinem gesamten Willen auf den Sylphen. Ril riss die Augen auf, und Leon wartete, bis er sich nach ein paar Minuten wieder entspannte. Leon gestattete sich nicht, darüber nachzudenken, dass jeden Moment jemand kommen und bemerken könnte, wie er vor dem zerbrochenen Fenster stand, oder dass eine der Wärterinnen nach Ril sehen könnte. Er konzentrierte sich nur auf das, was er tun musste – das Wesen innerhalb der Box vollkommen zu kontrollieren.
Ril zitterte unter dieser Kontrolle, während er gleichzeitig den Blick erwiderte. Traust du mir?, hatte Leon gefragt, und er hatte es ernst gemeint. Er wusste nicht, wie viele Befehle Ril erhalten hatte. Er wusste nicht, wie stark der Wille der Leute war, die ihn kontrollierten. Leon war nach Solie vorranging, aber das war nie absolut, nicht, wenn die Menge von Meistern und Befehlen, alles aushebeln konnte, was Leon sagte. Er wagte es nicht, Ril einfach zu befehlen, zu sprechen oder seine Tochter zu retten oder zu entkommen. Die Gefahr, dass diese Befehle verändert wurden oder Ril wahnsinnig wurde, weil sie sich widersprachen, war zu groß. Traute Ril ihm genug, um zuzulassen, dass er ihm seine Kontrolle so vollkommen aufzwang, dass all die Hunderte von Befehlen, die er seit seiner Gefangennahme erhalten hatte, zur Seite gedrängt wurden? Konnte er ihm überhaupt genug trauen? Leon wartete darauf, ob Ril es konnte.
Ril fragte sich genau dasselbe. Kein Sylph hatte sich je dem unterzogen, was Leon verlangte. Sie gehorchten ihrer Königin und ihren Meistern. Sie waren geboren, zu gehorchen, und genossen es, wenn die Befehle freundlich waren. Aber was wollte Leon? Ril war sich nicht sicher, ob sein Meister überhaupt verstand, worum er bat. Leon bat ihn, sich selbst aufzugeben, den Kern seiner Individualität zu opfern. Er wäre nicht mehr Ril. Er wäre nur noch eine Verlängerung von Leon, eine Verlängerung von Leons Willen. Seine eigenen Gefühle und Wünsche würden aufhören, eine Rolle zu spielen. Vielleicht würde sogar seine Verbindung zur Königin brechen oder ihn in den Wahnsinn treiben. Er unterschied sich bereits von den anderen Kriegern, war seltsam und beschränkt, aber jetzt würde er vielleicht in etwas vollkommen anderes verwandelt werden, in etwas, das eigentlich kein Krieger war. Er würde auch seine Königin zurückweisen, was ein Verrat war, den kein wahrer Krieger jemals auch nur erwägen würde!
Wenn er das tat, würden die Befehle seiner meridalensischen Meister keine Rolle mehr spielen, aber ebenso erginge es seiner Liebe zu Lizzy. Um Lizzy zu retten, würde Ril sie aufgeben müssen und einen lebenden Tod akzeptieren, in dem er nicht einmal mehr genug von sich selbst behielt, um zu hoffen, dass Leon alles wieder in Ordnung bringen würde.
Aber … er hätte die Chance, Lizzy zu retten. Für sie war er bereit, alles zu tun.
Leon wartete so geduldig, wie es ihm möglich war. Schließlich weiteten sich die Pupillen des Kriegssylphen, und sein Blick wurde unscharf. Jegliche Anspannung verließ seinen Körper, und Leon fühlte seine Unterwerfung. Ril war müde, er hatte Angst, und er
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