Die Krieger der Königin: Falkenherz
der gerade seine Seele erfüllte, bedeutete sie reinen Schmerz.
Leon presste die Lippen zusammen und rieb seine Hände über die Oberschenkel. Er kam die Treppe herunter, um nur ein paar Schritte entfernt stehen zu bleiben. »Du hast mit meiner Tochter geschlafen.«
Das hatte Ril nicht erwartet … aber eigentlich hatte er es erwartet, oder? Er hatte gewusst, dass Leon nicht einverstanden sein würde. Leon wollte nicht teilen. Er wollte nicht, dass seine süße Lizzy befleckt wurde. Ril fühlte die Enttäuschung seines Meisters und seine Wut, und die Verbindung zwischen ihnen schmerzte. Sie schmerzte so sehr, dass er laut aufschrie, auf die Knie fiel und zitternd die Hände nach den Knöcheln seines Meisters ausstreckte. Ein einziges Wort, nur eines, und er könnte Lizzy nie wieder berühren. Er konnte es bereits fühlen, und er wollte, dass die Kontrolle absolut wurde, wollte nicht mehr sein als die Kreatur dieses Mannes, ohne eigenen Willen. Sogar ohne den Willen, der in ihm schrie, dass er Lizzy liebte. Dass er Lizzy in seinem Herzen immer lieben würde, egal, wem seine Seele gehörte.
»Biiiittteeee …«, flehte er schluchzend und wusste nicht einmal, worum er bettelte.
Leon war voller Wut, als er sah, wie Ril über die Steinplatten auf ihn zukam, als hätte er nichts falsch gemacht. Mit seiner Tochter zu schlafen, sie an diesem schrecklichen Ortauszunutzen! Leon war noch nie so wütend gewesen. Ril hatte Leon sein Vertrauen bekundet, aber auch Leon hatte seinem Krieger vertraut.
Obwohl er wusste, dass sie keine Zeit für Anschuldigungen hatten, hatte Leon sie trotzdem ausgesprochen, und er sah, wie die Augen des Kriegers sich veränderten und einen Ausdruck von Verwirrung und Entsetzen annahmen. Das hätte niemals geschehen sollen. Etwas gieriges, hasserfülltes in Leons Hinterkopf schrie, dass Ril ihm gehören sollte. Er wollte ihn mit niemandem teilen, und sicherlich nicht mit jemandem, den Ril vielleicht mehr liebte als ihn.
Ril fiel auf die Knie, und seine Seele lag vor seinem Meister bloß, als er Leons Knöchel umklammerte und das Wort
bitte
schluchzte. Und er war offener als jemals zuvor. Er hatte Leon bereitwillig alles gegeben, was er war, und trotzdem blieb darunter Lizzy bestehen. Ril liebte sie mit allem, was noch er war, aber Leon wäre mit einem einzigen Wort fähig, sie aus ihm zu bannen. Dann hätte er seinen Krieger ganz für sich, wie er es immer gewollt hatte.
Leon keuchte und ließ sich ebenfalls auf die Knie fallen, um Ril in seine Arme zu ziehen. Die Wut in ihm war in einem Aufblitzen von Erkenntnis in Entsetzen umgeschlagen, und die beiden umarmten sich fest. »Nein, bettle nicht«, sagte Leon. »Bettle nicht! Es ist in Ordnung, ich werde sie dir nicht wegnehmen. Ich verspreche, dass ich es nicht tun werde.« Er zögerte, und Ril fühlte, wie die Gefühle seines Meisters verblassten, weil der Mann sie verdrängte, egal, was er wirklich fühlte. Der Schmerz ließ nach. »Es ist in Ordnung. Es tut mir leid. Es ist in Ordnung, es tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe.«
Ril lehnte sich zitternd gegen ihn. Er konnte nicht einmal den Kopf heben, als Leon seinen Rücken streichelte und ihm beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Er wäre gekrochen. Er hätte alles getan, und er war erschüttert über sich selbst, während er beschämt die Augen schloss. Er wollte, dass Leon wieder die volle Kontrolle übernahm, damit er diesen schrecklichen Widerspruch nicht mehr fühlen musste. Er war nicht überrascht, denn er war ein Kriegssylph und hatte bereits Jahrhunderte damit verbracht zu betteln.
»Du hast Befehle für mich?«, flüsterte er schließlich, ohne den Kopf zu heben. Im Moment konnte er es einfach nicht.
Leon seufzte. Er saß, Ril halb auf dem Schoß, auf dem Boden und starrte über seinen Kopf hinweg auf die Silhouette einer Stadt, die keiner von ihnen in der Realität je wieder besuchen würde. »Die Frau, die ich aus der Arena befreit habe – sie sagt, dass Lizzy dein Meister ist. Stimmt das?«
Ril packte Leon fester. »Ja«, presste er hervor und vergrub sein Gesicht an Leons Schulter.
Leons Gefühle flackerten für einen Moment, nur einen winzigen Moment. Ril fühlte Eifersucht, dann Scham. Er beeilte sich, zu sagen: »Du bist immer noch mein Meister. Das kann ich nicht ändern.« Er zögerte. »Selbst wenn du mich mir zurückgibst, würde ich es nicht ändern.« Er konnte es sich nicht einmal vorstellen. Jetzt, wo der Schmerz nachließ, verblasste auch die
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