Die Krieger der Königin: Falkenherz
hast. Das hat mich hineingelassen. Und so wurdest du mein Meister.«
»Ich …« Sie schluckte und leckte sich über die Lippen. »Kann ich dich deswegen fühlen? Aber warum konnte ich dich vorher nicht fühlen, wenn du das getan hast, als ich sieben Jahre alt war?«
Er streichelte ihre Wange, dann drehte er ihren Kopf so, dass er sie auf den Mund küssen konnte. »Ich habe es unterdrückt«, erklärte er. »Du kannst nur fühlen, was ich auf dich projiziere, also habe ich nichts projiziert.«
Lizzy sah in seine hellgrauen Augen. Sie konnte seinen Gleichmut und seine Ruhe spüren. Er war mit sich im Gleichgewicht, wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben, und egal, was ihr Vater getan hatte, sie konnte seine Liebe zu ihr spüren. »Und jetzt?«, flüsterte sie.
Er musterte sie für einen Moment, und dann hob sich die Liebe, überschwemmte sie und verwandelte sich in ihr in Lust. Sie keuchte leise auf, und er rollte über sie, schob einen Arm unter ihren Kopf und beugte sich vor, um ihren Mund mit Küssen zu plündern, die so heiß waren wie das Feuer einer Schmiede. Sie fühlte sich ein wenig wie Stahl, der geschmiedet wird, oder wie ein Instrument, auf dem man spielt. Er erfüllte sie mit seinem Verlangen und verdrängte jeden Gedanken, als er ihre Beine spreizte und in sie hineinglitt.
Lizzy schrie auf, unfähig, sich selbst zu hören, als er ihren Leib und ihre Seele erfüllte. Sie konnte ihn fühlen, seine Tiefe, sein unbegreifliches Alter und seine Einsamkeit. Er war von ihrem Vater übernommen worden, aber in seinem Herzen, das er wahrscheinlich im Moment selbst nicht spüren konnte, liebte er sie. Sie war sein Leben, seine Hoffnung, sein Ein und Alles.
Sie schlang die Arme um Rils Hals und umklammerte ihn, weil sie in ihrer Menschlichkeit nicht mehr tun konnte. Und sie wusste, dass es für ihn genug war. Es war mehr als genug, denn er berührte ihre Essenz und wusste, dass er geliebt wurde.
Danach schlief er ein. Lizzy ließ ihn liegen und ging nach draußen, um ihm ein wenig Raum zu geben und, um die Wärterinnen nicht misstrauisch zu machen. Nach dem Zwischenfall mit Melorta hätte sie Ril aus dem Weg gehen sollen, aber das hatte sie nicht geschafft. Aber um ihrer beider Sicherheit willen konnte sie nicht lange bei ihm bleiben.
Außerdem wollte sie nicht in den Traum hineingezogen werden, den er mit ihrem Vater teilte. Vielleicht war es dumm, aber das nächste Mal, wenn sie ihn sah, wollte sie ihn in der Realität sehen.
Lizzy war weg. Es war seltsam gewesen, sie zu lieben, aber sie hatte es gewollt, und tief begraben unter Leons Kontrolle hatte etwas in ihm es ebenfalls gewollt. Fast wäre er vor diesem Drang in sich zurückgeschreckt. Er brauchte nur Leon, er
war
nur Leon. Aber trotzdem hatte er sie gehalten und geliebt und tief in sich gewusst, dass sie ihn ebenfalls liebte. Aber es war schwierig, dieses Gefühl festzuhalten, als sie sich von ihm löste, und er versuchte es gar nicht erst. Stattdessen rollte er sich in der Nische zusammen, um zu schlafen. Er hatte an diesem Tag bereits sehr viel geschlafen, aber er hatte auch eine Menge durchgemacht, mit Leon und mit Shalatar, und so fiel es ihm nicht schwer, sich zu entspannen und einzudösen.
Er verstand sein Traumwandeln nicht wirklich. Er wusste, dass es nur mit seinen Meistern ging, aber er tat es nicht jedes Mal, wenn er schlief, und er war definitiv nie Justin oder den anderen Futtersklaven erschienen. Es geschah am häufigsten, wenn er beim Einschlafen über sein Ziel nachgedacht hatte, also dachte er an Leon, als er in den Schlaf hinüberglitt. Dann folgte er dem Energiemuster, das sie miteinander verband, und suchte sich seinen Weg durch den Äther, bis er den schlafenden Geist des Mannes fand.
Er umarmte ihn und glitt hinein.
Die Welt wurde heller. Ril blinzelte, hob den Kopf und sah sich um. Er stand im Hof des Herrenhauses, in dem die Petrule-Familie in Eferem gelebt hatte. Das steinerne Gebäude erhob sich über ihm, und dahinter leuchtete der Mond. Leon stand auf den Stufen zur Eingangstür und starrte auf ihn herab.
»Leon«, setzte Ril an und trat vor.
Leon runzelte die Stirn. »Du hast mit meiner Tochter geschlafen.«
Ril erstarrte, und der winzige Splitter seines Selbst, das noch er war, wurde so kalt, dass er fast glaubte, es wäre kein Traum. Sein Mund bewegte sich, ohne dass ein Ton erklang, denn er wusste nicht, was er sagen sollte. Nicht dazu. Nicht gegen die Wut, die er plötzlich spürte. Von dem Mann,
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