Die Krieger der Königin: Falkenherz
leichter, das Energiemuster in ihrem Inneren zu sehen. Bald würde er dieses Muster in sich tragen. Es wäre nur eines von vielen, aber sie war weiblich. Was bedeutete … dass er sie zu einer Königin machen konnte. Sie verstand es nicht, aber er schon.
Er formte dünne Ranken aus einer Essenz und bewegte sie in den Gesten, die Eapha ihm beigebracht hatte. In dieser Form war er nicht so geschickt, aber er musste auch nicht etwas Kompliziertes sagen.
Vertrau mir,
gestikulierte er.
»Das tue ich«, flüsterte sie, obwohl er neben ihrer Liebe auch ihre Angst spüren konnte.
Zwo griff nach ihr und bot ihr seine Muster an, wie er es bei einer Königin seiner eigenen Art getan hätte, hätte diese Königin ihn je gewollt. Stattdessen suchte er Eapha und fühlte ihre Essenz knapp außerhalb seiner Reichweite, ein winziges Stück entfernt, das er aus eigener Kraft nie hätte überwinden können. Trotzdem streckte er sich voller Hoffnung, und langsam kam Eapha ihm entgegen.
Lizzy ging mit knurrendem Magen zum Essenstisch. Es war nicht viel übrig, und Kiala prüfte die letzten Käsestücke.
»Willst du etwas?«, fragte sie und streckte Lizzy das Tablett entgegen.
»Danke«, sagte Lizzy, nahm ein Stück und warf es sich in den Mund. Es roch nach Schweißfüßen, aber es schmeckte göttlich. Sie kaute langsam und sah sich um. Es war spät und sie und Kiala waren die einzigen Frauen, die wach waren. »Eapha ist frei«, sagte sie nach einem Moment. »Sie wurde zu Ril in die Arena gebracht und mein Vater hat sie befreit.«
Kiala klappte der Mund auf. »Aber …«, keuchte sie. »Aber wie?«
»Er ist mein Vater«, sagte Lizzy. »Er wird mich nicht im Stich lassen.«
Kiala presste die Lippen aufeinander. Sie hatte schon von Lizzys Vater gehört, aber bis jetzt hatte sie die Geschichten nicht geglaubt. »Niemand wird uns hier rausholen.«
»Er schon. Er und Ril.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Kein Krieger wird je irgendwen retten. Nicht von diesem Ort.«
Plötzlich wurde die Eingangstür entriegelt und aufgerissen. Es war zu spät für die Wärterinnen, um eine ihrer normalen Aufgaben zu erledigen, dachte Lizzy entsetzt. Drei Dutzend von ihnen betraten den Raum, bewaffnet mit Schwertern und Keulen. Ihre Mienen waren grimmiger, als Lizzy es je gesehen hatte, und ihr lief ein Schauder über den Rücken, als sie entdeckte, dass Melorta bei ihnen war. Die Wärterin beäugte sie voller Hass, als erinnere auch sie sich an das Verhör. Das hier würde um einiges schlimmer werden.
Lizzy und Kiala gingen langsam rückwärts. Die Wärterinnen verteilten sich, die Waffen bereit. Hinter ihnen kam Rashala. Sie sah sich ruhig im Harem um, dann fiel ihr Blick auf Lizzy und Kiala.
»Die beiden sind auf der Liste. Nehmt sie gefangen.«
Kiala erstarrte, Lizzy dagegen schrie auf und versuchte, wegzulaufen, aber es waren zu viele Wärterinnen, und sie konnte ihnen nicht allen entkommen. Sie fingen sie schon nach ein paar Schritten und rissen sie an den Haaren zurück. Panisch versuchte sie trotzdem, sich zu wehren, aber sie drückten sie auf den Boden und bogen ihr den Arm hinter den Rücken.
»Ril!«, schrie sie. »Ril!«
»Holt die anderen«, befahl Rashala, und die Wärterinnen gehorchten. Melorta schrie Befehle und teilte Gruppen ein.
Es war offensichtlich, dass sie genau wussten, wo sie hingingen, wo ihre Opfer schliefen, denn innerhalb von Minuten wurden neun weitere Frauen aus den Nischen gezerrt. Vier Krieger tapsten hinter ihnen her und folgten den Frauen. Ihr Elend war offensichtlich.
Alle Frauen gehörten zum geheimen Kreis. Lizzy keuchte entsetzt auf, was Rashalas Aufmerksamkeit auf sie zog. Der Gesichtsausdruck der Frau war mehr als nur selbstgefällig. »Nein«, flüsterte Lizzy. Wie hatten sie es herausgefunden? »Ril …«
Rashala ließ ihren Blick über die verängstigten Gefangenen gleiten. »Bringt sie in die Pferche der Futtersklaven.«
Die Konkubinen fingen an zu schreien und wehrten sich wie wild, während ihre Krieger schweigend bettelten und versuchten, ihnen zu Hilfe zu eilen, nur um von den Wärterinnen durch Befehle gestoppt zu werden. Andere Frauen und Krieger erschienen in den Eingängen der Nischen und der Tür des Schlafraumes und beobachteten alles voller Entsetzen, aber ohne etwas zu unternehmen. Es gab nichts, was sie tun konnten. Niemand konnte etwas tun.
»Ril!«, schrie Lizzy wieder und kreischte genauso laut in ihrem Kopf.
»Ril!«
Seine Augen flogen auf, als er Lizzys Schreie
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