Die Krieger der Königin: Falkenherz
Erinnerung an Lizzy, begraben unter der starken Gegenwart dieses Mannes in seiner Seele. Aber sie war noch da, weit unten, und es tat weh, das zu wissen.
»Danke«, sagte Leon, und in diesem einen Wort lag unendlich viel Gefühl. »Ril, wie ist sie zu deinem Meister geworden? Wir müssen es wissen.«
Ril löste sich von Leon und setzte sich überrascht auf. Leon schien müde und unglücklich, aber trotzdem gelang ihm ein Lächeln. Egal, was er dachte, dieses Lächeln war echt. »Ril?«, fragte er.
Ril schluckte schwer. »Ich habe das Muster in mir nach ihr ausgestreckt. Aber es war nicht genug, nicht, bis auch sie sich nach mir gestreckt hat. Bis sie sich mir ergeben hat.« Er senkte den Blick. »Das war eigentlich schon alles. Es ist allerdings nicht so einfach. Es hat mich Monate gekostet, und es hätte mich fast umgebracht.«
»Aber Lizzy wusste nicht, was du getan hast, oder?«
Ril sah ihm in die Augen. »Nein, sie wusste nichts davon.«
Leon schien auf grimmige Art befriedigt. Er nickte und wandte einen Moment den Blick ab. »Sag mir noch eines: Liebst du sie?«
Der Krieger schluckte. Der Schmerz stieg wieder auf, der Widerspruch, dass ihm noch etwas anderes etwas bedeutete außer diesem Mann. Aber er musste antworten, und das so ehrlich, wie es möglich war. »Mehr als alles andere.«
»Und du wirst für sie da sein.«
»So sehr sie es braucht.«
Leon nickte, holte tief Luft und schlang die Arme um Rils Hals, bevor er seine Stirn gegen die seines Kriegers drückte. »In Ordnung, Sohn. Solange es das ist, was Lizzy will, werde ich nicht bereuen, dass du bei ihr bist.«
Ril schloss die Augen und zitterte erneut, aber diesmal vor Erleichterung. Leon umarmte ihn für einen Moment fester, bevor er ihn schließlich losließ.
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24
L eon wachte auf und blinzelte in die Dunkelheit der Hütte, in der er lag. Durch ein Loch in der Decke konnte er ein paar Sterne über sich funkeln sehen. Es waren nicht so viele wie im Tal, wo es weniger Stadtbeleuchtung gab, hinter der sie verschwanden, aber trotzdem konnte er ein gutes halbes Dutzend erkennen, wie glückliche Kinder mit Wunderkerzen.
Er blieb für ein paar Minuten ruhig liegen, starrte auf die Sterne und atmete tief durch, um sich zu beruhigen, wie er es immer wieder tun musste, seit er in diese Stadt gekommen war. Ruhe breitete sich in ihm aus, aber sie reichte nicht so tief wie sonst, und schließlich seufzte er. Ruhe war nicht das, was er brauchte. Er musste fühlen, und was er empfand, waren Schuldgefühle. Er war wütend auf Ril gewesen; das konnte er sich jetzt eingestehen. Lizzy war seine Tochter. Er hatte sie beschützen und sie richtig verheiraten wollen, ihr Kinder und Enkel und ein normales Leben gewünscht. Aber die Art, wie Ril auf seine Wut reagiert hatte, hatte all das zerstört. Trotz des vollkommenen Besitzanspruchs, den Leon ihm aufgezwungen hatte, war Ril sehr verängstigt gewesen! Leon war schlecht, und seine Wut gegen richtete sich gegen sich selbst.
Fünfzehn Jahre lang hatte er Ril als Vogel besessen und sich das Vertrauen und den Respekt der Kreatur gewünscht. Er hatte geglaubt, was ihm beigebracht worden war: Dass ein Krieger nicht mehr war als ein kluges Tier. Als er die Wahrheit erfahren hatte, hatte er sich Rils Freundschaft gewünscht und dass er zu einem Teil seiner Familie wurde, und er hatte das Gefühl, dass ihm dies schließlich gelungen war. Als er jetzt gesehen hatte, wie Ril ihn angebettelt hatte … Er wollte nicht teilen, das war das eigentliche Problem, aber das bedeutete nicht, dass er das Recht hatte, sich einzumischen. Lizzy und Ril waren beide erwachsen. Sie brauchten seine Zustimmung nicht, und sicherlich waren sie nicht auf seine Erlaubnis angewiesen. Leon schloss die Augen. Er hatte Ril gebeten, ihm alles anzuvertrauen, was er war, und dann hatte er den Kern seines Wesens angegriffen. Wenn er je
erwartet
hatte, die wichtigste Person in Rils Leben zu sein, dann hatte er ihn nicht verdient. Dasselbe galt für Lizzy. Aber es tat weh. Auf einer unendlich egoistischen Ebene tat es unglaublich weh.
Doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Leon wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, und Zwo konnte nur eine gewisse Zeit warten, bevor er in den Harem zurückkehren musste. Vielleicht war er sogar schon verschwunden.
Leon fuhr sich mit der Hand durch die Haare, stand auf und ging in die Dunkelheit hinaus. Xehm und Zalia saßen mit ein paar anderen Ausgestoßenen am Feuer. Die meisten waren schon vor Stunden
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