Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
nachzudenken, weil er Angst hatte, die Krieger auf seine Spur zu locken, aber die reagierten auf Bösartigkeit. Er hatte nur Angst.
Wo gehen wir hin?, fragte Luck ihn stumm.
Zeb streckte den Arm aus, um ihre Wange zu umfassen, und sie drängte sich an seine Handfläche. Ihre Haut war ein wenig wächsern, aber warm und weich. Er lächelte sie an. »Wir gehen an einen Ort, wo sie dich zu schätzen wissen«, versprach er. Wo sie nicht in einem Tal für einen Hungerlohn jedes aufgeschlagene Knie von undankbaren Kindern heilen musste. Das hatte Sala ihnen versprochen. In Yed halfen Heiler nur den reichsten Männern und Frauen, und dafür wurden riesige Summen gezahlt. Sie hatte Zeb gesagt, wo er hingehen musste und wen er kontaktieren sollte, um reich zu werden. Luck könnte den Großteil ihrer Aufmerksamkeit auf ihn konzentrieren, so wie es sein sollte. Sala hatte ihm sogar das Geld für die Fahrt geliehen, so dass er mit diesem Händler zurückkehren konnte nach Yed. Im Moment wussten die Männer, mit denen er reiste, noch nichts von Lucks Anwesenheit. So war es sicherer. Es war insgesamt sicherer, wenn niemand wusste, dass sie das Tal verlassen hatten, bis sie zu weit entfernt waren, um zurückgeholt zu werden.
Der kleine Mann schluckte schwer, rutschte tiefer in seinen Sitz und zog den Mantel eng um sich, obwohl es in der Kutsche bereits warm war. Luck saß ihm schweigend gegenüber, zufrieden damit, ihm überallhin zu folgen.
12
D er Sommer zog ins Land, die Ernte wurde eingebracht und die Leute fingen an, sich auf den Winter vorzubereiten. Alle waren gut gelaunt und kümmerten sich nicht um viel mehr als ihre eigene Familie und ihre Freunde.
Für den Rat und andere, die Bescheid wussten, waren die Zeiten etwas anstrengender, aber die Tage zogen ins Land, und Solie fiel es immer schwerer, an Meuchelmörder und verfeindete Könige zu denken. Ja, sie war ständig von Kriegern umgeben, aber so war es eigentlich schon immer gewesen. Und nachdem ihre Morgenübelkeit endlich nachgelassen hatte, war sie zu sanft gestimmt, um sich darüber Gedanken zu machen.
Solie wanderte die Straße Richtung Beschwörungshalle, ihre Hände um den inzwischen recht rundlichen Bauch gelegt. Wann immer Leute sie grüßten, lächelte sie und grüßte zurück. Dillon und Hedu folgten ihr, Dillon in der Form einer großen schwarzen Katze, deren Kopf ihr bis an den Oberschenkel reichte. Die beiden waren am häufigsten bei ihr, mehr aus Gründen der Vertrautheit als aus anderen Erwägungen. Viele der Frauen im Tal, inklusive Sala, hatten ihre eigenen Krieger als Leibwächter angeboten, aber sie mochte Dillons ruhige Art. Dillon blieb nur tagsüber und verbrachte die Abende mit seiner eigenen Meisterin, aber Solie hatte nicht das Gefühl, auch nachts zwei Krieger in ihrer Nähe zu brauchen. Seit dem Unfall im Lagerhaus und der Flucht der Mörder war im Tal nichts mehr geschehen. Außer natürlich, dass Zeb mit Luck weggegangen war. Aber auch wenn das ärgerlich war, konnte das wohl kaum als Teil eines großen Plans betrachtet werden. Zeb war immer schon ein gieriger, kleinlicher Mann gewesen.
Allerdings stellte es ein Problem dar, gegen das sie etwas unternehmen mussten. Als Königin hätte Solie Luck einfach befehlen können, zurückzukehren, aber damit hätte sie das Leben der Sylphe riskiert, falls diese Zeb nicht davon überzeugen konnte, sich ihr anzuschließen. Und Solie bezweifelte, dass der kleine Mann es jemals wieder wagen würde, sich im Tal blicken zu lassen. Also hatten sie sich für eine andere Taktik entschieden, um dieses Problem zu lösen.
Solie betrat die Beschwörungshalle, ein großes, luftiges Gebäude mit so vielen Fenstern, dass es drinnen auch ohne den Einsatz von Lampen genauso hell war wie draußen. Es war ein einziger Raum von gut hundert Metern Länge, und der Beschwörungskreis wurde aus kostbaren Steinen gebildet, die Erdsylphen tief unter der Oberfläche gefunden hatten. Die Pfeiler, welche die Fenster umgaben, waren cremeweiß und über und über verziert. Es war ein wunderschöner Ort, und die Sylphen fanden es richtig so.
Zwanzig Priester standen um den Kreis verteilt und psalmodierten, bis ihre Worte in der perfekten Akustik der runden Decke widerhallten. Der Kreis selbst glühte, während ein zweiter Kreis direkt darüber hing, gebildet von der Energie des Sprechgesangs. Auch er begann zu glühen, und sein Innenleben schimmerte in verschiedenen Farben.
Im Mittelpunkt des Kreises stand eine Frau mit
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