Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Nach Jahrzehnten der Ehe wussten sowohl er als auch Iyala, dass es manchmal besser war, sich eine Weile nicht zu sehen.
Galway erreichte kurz nach dem Mittagessen die grünen Wälder und ansteigenden Hänge, welche die Grenze zu Para Dubh markierten. Eine Stunde ritt er noch weiter, bevor er einen Wildwechsel entdeckte und die Straße verließ. Dieser Wechsel führte ihn zu einem Wasserfall auf einer kleinen, schattigen Lichtung, auf der er schon früher gelagert hatte. Inzwischen war es Spätnachmittag, und er schlug sein Lager auf, auch wenn er eigentlich keinen Grund zur Eile hatte. Jagen würde er erst morgen. Vielleicht konnte er einen Hirsch finden, um einen Mantel für Iyala anzufertigen. Sie liebte, wie Hirschleder sich anfühlte.
Zufrieden entzündete der ältere Mann ein Feuer, rieb die Pferde ab und fütterte sie. Sie schienen genauso froh darüber zu sein, dem Tal für eine Weile zu entkommen, und fraßen zufrieden den Hafer, den er für sie mitgebracht hatte. Um sie herum bewegte der Wind die Äste, und als es dunkler wurde, hörte Galway Frösche und Grillen. Es wurde kühler. Galway seufzte tief. Er würde nie bereuen, dass er sich Solie angeschlossen hatte, aber hier in den Wäldern war sein Herz wirklich zu Hause.
Galway hängte einen kleinen Topf über das Feuer, füllte ihn mit Wasser und mitgebrachtem Fleisch und würzte das Ganze mit Kräutern. Das Blubbern klang so zufrieden, wie er sich fühlte, als er sich setzte, um seine Pfeile zu überprüfen und sein Messer zu schärfen. Morgen sollte er mit etwas Glück einen Hirsch finden und vielleicht einen Nerz oder ein Hermelin. Iyala würde sich über eine Pelzdecke für kalte Winternächte noch mehr freuen als über einen Ledermantel.
Die Pferde wieherten, stampften nervös mit den Hufen und rissen an ihren Halftern. Galway musterte sie, dann konzentrierte er sich auf die Wälder, lauschte und starrte in die Dunkelheit. Die Pferde mussten ein Raubtier gewittert haben. Er warf weiteres Holz ins Feuer, um die Flammen höher schlagen zu lassen und das Tier zu vertreiben.
Das Feuer loderte auf, während Galway sich abwandte, um nicht geblendet zu werden. Dann trat er zu den Pferden. Bei seiner Berührung beruhigten sie sich ein wenig, aber trotzdem warfen sie die Köpfe hoch und blieben unruhig. Bei dem Lärm, den sie machten, konnte er nichts anderes hören. Die anderen Tiere der Nacht schwiegen und versteckten sich. Dort draußen war definitiv ein Raubtier. Leise murmelnd hob Galway seinen Bogen hoch und spannte einen Pfeil auf die Sehne.
Irgendwo jenseits des Feuers knackte ein Zweig. Die zwei Pferde wieherten, stiegen und versuchten, sich loszureißen. Galway trat aus der Reichweite ihrer Hufe und beobachtete die Dunkelheit. Sein Herz schlug schneller, aber er zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen und sich zu konzentrieren. Er war in den Wäldern schon früher auf Raubtiere gestoßen. Es ging nur darum, richtig zu reagieren, sobald er wusste, was für ein Tier es war. Seine Erfahrung ließ nicht zu, dass er in Panik verfiel.
Die Pferde sahen das etwas anders. Sie zerrten panisch wiehernd an ihren Halteseilen, und schließlich rissen sie sich los. Beide Pferde galoppierten durchs Gebüsch davon und verschwanden in der Dunkelheit. Aber sie wären problemlos wieder einzufangen.
Vor Galway erklang kein einziges Geräusch aus der Schwärze, aber trotzdem trat am Rande des Feuerscheins ein großer, gebeugter Schatten aus dem Gebüsch. Galway fluchte leise. Ein riesiger Grizzly stand auf der Lichtung, hob den massigen Kopf und musterte ihn aus glänzenden Augen. Galway wich langsam zurück. Man konnte einen Bären mit Pfeil und Bogen töten, aber gewöhnlich kostete das mehr als einen Pfeil, und dieses Monster war kaum mehr als drei Meter von ihm entfernt, viel näher, als es ihm lieb war. Aber das Tier hatte keinen Grund, ihn anzugreifen, nicht, wenn das Abendessen so praktisch in seiner Nähe stand und das Pferdefleisch bereits geflohen war. Galway wich weiter zurück und hatte vor, sein Lager aufzugeben und es dem Bären zu überlassen.
Ein Stück rechts von dem ersten Bären trat ein zweiter aus dem Gebüsch. Galway erstarrte. Beides waren ausgewachsene Männchen. Männliche Bären jagten nicht gemeinsam. Das erste Tier hob den Kopf und witterte in Richtung Galway, während das zweite um das Feuer herum lief. Keines der Tiere beachtete den Eintopf über den Flammen.
Hinter Galway lagen das Becken des Wasserfalls und der Bach, der das
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