Die Krieger der Königin
ungebunden entkommen.« Er war immer noch zornentbrannt. Er hatte seinen Sohn nicht geliebt, dafür war der Junge zu schwach, aber er war sein einziger Sohn gewesen. Seine Töchter konnten die Krone nicht tragen, wenn er starb, und er war nicht mehr so jung. Diesen Narren würde er das nie gestehen, aber er hatte schon seit Jahren keinen mehr hochbekommen. Er würde einen passenden Kandidaten finden müssen, um ihn mit seiner ältesten Tochter zu verheiraten. Das Feixen auf Jasars Gesicht machte klar, wen
er
für den besten Kandidaten hielt.
Die übrigen Männer trugen ihre Ambitionen nicht ganz so offen zur Schau. »Wir trauern mit Euch, Euer Majestät«, sagte der Älteste und verbeugte sich, direkt gefolgt von allen anderen. Selbst Leon senkte den Kopf, und auf seinem Gesicht konnte Alcor den Ausdruck von Bedauern sehen, das vielleicht tatsächlich ehrlich war. Geboren ohne Land oder Titel, war er kein Mitglied des Rates und verdankte seine Autorität nicht der Politik, sondern einer Unbarmherzigkeit, die Alcor in ihm erkannt hatte. Über die Jahre hatte sich diese Eigenschaft in eine ruhige Effektivität verwandelt, die der König zu schätzen wusste, wann immer gewisse Dinge zu erledigen waren.
»Spart euch das«, blaffte er. »Später haben wir Zeit dafür. Die Nachfolge steht in Zweifel. Ich möchte klarstellen« – er hielt kurz inne, um mit dem Finger auf den Tisch zu klopfen –, »dass ich entscheiden werde, wer mir nachfolgen wird. Ich will keinerlei Vorschläge hören. Wenn irgendwer sich äußert, übergebe ich ihn an Thrall.« Das war eine offene Drohung. Die Ratsmitglieder musterten den Krieger unsicher, selbst Jasar. Alcor lehnte sich zurück. »Für den Moment möchte ich nur wissen, was geschehen ist.«
Die Gruppe starrte ihn schweigend an. Keiner von ihnen war selbstsicher genug, um das Wort zu ergreifen.
»Es hat doch sicher einer von euch mit den Priestern geredet!«, schnauzte Alcor.
»Sie sind alle tot, Euer Majestät.«
Jasar hob den Kopf. »Nicht alle, Euer Majestät. Ich habe mit Vater Belican gesprochen, bevor ich hierherkam. Er ist zu alt, um an den Ritualen teilzunehmen, aber sein Geist ist noch scharf. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihm zu erzählen, was passiert ist.«
»Und?«, knurrte der König.
»Er sagt, dass noch nie etwas Derartiges geschehen ist.«
»Natürlich nicht!«, donnerte Alcor. Eine Frau, die einen Krieger errang? Undenkbar.
Jasar zuckte amüsiert mit den Schultern. »Aber auch wenn es noch nie vorgekommen ist, konnte Belican doch Theorien entwickeln. Irgendwie hat das Mädchen Magie eingesetzt, um den Krieger einzufangen, eine Magie, von der wir noch nie gehört haben. Vielleicht wurde sie von unseren Feinden genau für diese Aufgabe eingeschleust.«
»Elender Quatsch.« Alle schauten auf, als Leon Petrule sich von der Wand abstieß und auf den Tisch zukam. »Das Mädchen hatte eine Klinge im Ärmel versteckt. Sie hat sie zwischen ihren Händen gehalten, bevor ihr die Kleidung weggenommen wurde, und niemand hat sie durchsucht.« Er warf eine Haarspange in Form eines Schmetterlings auf den Tisch, an deren einem Ende eine kurze Klinge hervorstand. »Ich habe das hier auf dem Altar gefunden. Sie hat das Seil durchtrennt und hat Seine Hoheit, den Prinzen, verletzt, bevor er sie erstechen konnte.«
Der König war rot angelaufen. »Dieses Flittchen … Wie kann sie es wagen!«
Sein Sicherheitsoffizier zuckte mit den Schultern. »Sie hat ihr eigenes Leben gerettet. Das bewundere ich. Aber das Timing bedeutete, dass letztendlich sie den Krieger an sich band statt Seiner Hoheit. Sie muss ihm einen Namen gegeben haben.«
Protestierendes Murmeln breitete sich aus. »Eine Frau kann nicht einen Krieger kontrollieren«, widersprach ein alter Mann. »Frauen haben nicht die Stärke dafür.«
Leon schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Stärke das ist, was sie brauchen.«
»Was meint Ihr damit?«, fragte der König.
Leon verbeugte sich. »Mit Eurer Erlaubnis?«, erwiderte er und deutete auf den Ausgang. Als Alcor nickte, ging er zur Tür, öffnete sie und flüsterte dem Diener draußen etwas zu. Der Mann verbeugte sich und eilte davon.
»Das sollte besser nicht lange dauern«, grummelte Alcor.
»Wird es nicht.« Leon hielt inne. »Ah, sie haben schon eine gefunden. Wartet einen Moment«, befahl er dem Diener und streckte den Arm aus. »Ril!«
Der Krieger erschien, landete auf Leons Unterarm und faltete seine Flügel, als er in den Raum getragen
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