Die Krieger der Königin
seinem offensichtlich verwirrten Geisteszustand keine eigenen Entscheidungen treffen. Er erinnerte Galway viel zu sehr an sich selbst, als er jung gewesen war, voller Überzeugung und Idiotie. Er brauchte jemanden, der ihn vor sich selbst rettete. Galway hatte das Glück gehabt, dass jemand diese Aufgabe bei ihm übernommen hatte, und er hatte immer vorgehabt, den Gefallen einmal weiterzugeben.
Amüsiert darüber, dass die Jungen davon überzeugt waren, dass alles
jetzt sofort
passieren musste, wendete er sein Pferd und trieb es in einem leichten Trab Richtung Norden. Das Packpferd folgte. Er hatte eine volle Geldbörse und all seine Fallen kontrolliert. Ihm blieb ein wenig Freizeit. Eigentlich hatte er vorgehabt, nach Hause zu reiten, um seine Familie zu besuchen, aber sie waren an seine Abwesenheit gewöhnt. Er würde ein wenig als Berater fungieren, vielleicht sogar mit einem Kind nach Hause kommen, das seine Frau aufziehen konnte. Es wäre nicht das erste Mal.
Der Junge war weiter gekommen, als Galway erwartet hatte. Er schlurfte auf nackten Füßen und mit einer dünnen Tunika bekleidet über die Straße und stützte sich dabei schwer auf seinen Wanderstab. Er hatte bereits die Kreuzung passiert, die an den Schieferebenen vorbei Richtung Para Dubh führte. Den Göttern sei gedankt. Nur Narren durchquerten die Ebenen.
Galway sah, wie der Junge die Schultern anspannte, als er sich ihm näherte, und zügelte neben ihm sein Pferd. Dann schaute er sich um, nicht dass es viel zu sehen gegeben hätte, nur Bäume und Steine. Die Wolken über ihren Köpfen waren schwer, und die Luft war kalt genug, um Schnee zu verkünden.
»Schöner Tag«, kommentierte er und legte eine Hand auf den Schenkel, während er mit der anderen das Pferd lenkte.
Hedu ignorierte ihn und starrte geradeaus, während er weiterging.
»Sieht allerdings aus, als könnte es schneien«, fuhr Galway fort. »Wird heute Nacht ziemlich kalt werden. Die Ebenen sind da besonders schlimm wegen der arktischen Luft, die über die Berge kommt. Hast du daran gedacht? So mit bloßen Füßen und allem.«
Hedu verzog den Mund und starrte ihn mit fast so viel Abscheu im Blick an wie Galways sechzehnjähriger Sohn. »Geh weg!«, blaffte er. »Oder ich bringe dich um!«
»Womit?«, fragte der Trapper ruhig. »Mit diesem Stab da? Ich denke, da müsste er schon etwas dicker sein.«
»Weißt du nicht, was ich bin?«, knurrte Hedu. Er schaute zu Galway auf, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen. »Ich bin gefährlich! Geh weg! Ich brauche deine Hilfe nicht!«
»Also, du magst ja sagen, dass du meine Hilfe nicht brauchst, aber ich denke da anders, und ich bin an Gefahren gewöhnt. Wie wär’s, wenn ich dich mitreiten lasse, da wir doch sowieso in dieselbe Richtung unterwegs sind?«
Hedu zitterte und versuchte, schneller zu gehen, auch wenn offensichtlich war, dass er nicht die Energie hatte, um das lange durchzuhalten. Galway ritt neben ihm her und wartete, dass der Junge erschöpft aufgab. Er bezweifelte, dass es lange dauern würde. Dieser Junge war ein Haufen aus Wut und Gefühlen, die langsam außer Kontrolle gerieten. Er würde bald zusammenbrechen.
»Verpiss dich«, erklärte Hedu bösartig. »Stirb auf grauenerregende Art, du Bastard! Verstehst du es nicht? Ich will dich nicht in meiner Nähe haben! Ich hasse dich!« Er stolperte und konnte sich gerade noch mit seinem Stab auffangen.
Galway hatte genug gesehen. »Also, ich hasse dich nicht.« Er lenkte sein Pferd näher, griff nach unten und packte den Arm des Jungen, um ihn auf den Sattel zu ziehen und seinen Mantel um ihn zu wickeln. Hedu zitterte und versuchte trotzdem, nach ihm zu schlagen, aber Galway hatte ihn zu nah vor sich, als dass er wirklich Schwung hätte holen können.
»Warum musst du so verdammt nett sein?«, schluchzte Hedu und gab schließlich auf.
»Weil du sterben wirst, wenn ich dich hier draußen alleinlasse, und nicht jeder auf der Welt ein Arschloch ist.« Er konnte den Jungen noch nicht nach Hause bringen, nicht, wenn er zu ihm durchdringen wollte. Er wollte nach Norden, also würden sie erst mal nach Norden ziehen. Iyala würde es verstehen.
Galway trieb sein Pferd an, um Hedu zu zeigen, dass sie schneller vorwärtskamen, wenn er aufhörte zu kämpfen, und schließlich ließ der Junge sich gegen ihn sinken. Wahrscheinlich war es nur Erschöpfung, aber es war ein Anfang. Sie trabten nach Norden. Wohin sie unterwegs waren, spielte keine Rolle. Noch nicht. Die Tatsache,
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