Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Magier haben eine Art Einsicht in die kommenden Dinge. Wir wissen nur immer nicht ganz genau, was passieren wird. Wir wissen vieles, doch nur Bruchstücke der Zukunft, wir könnten nur Mögliches berichten, nie aber die ganze Wahrheit. Darum ist es so wichtig, dass alle gut vorbereitet sind, es gibt immer noch keine Sachen in der Zukunft, die mit Sicherheit feststehen!“ Er tat dies mit einem verschmitzten Lächeln und einer schiebenden Handbewegung ab. „Geh nun. Du wirst mich bestimmt noch einmal wiedersehen. Nun weißt du... Wir Druiden haben unseren Mitmenschen noch nie so viel über uns wissen lassen, wie ich dir jetzt gesagt habe. Es liegt an dir mir zu glauben. Zweifle ruhig! Ich war offen zu dir, habe dir gesagt, was ich dir sagen kann und...“ Er verstummte und sah plötzlich betrübt zu Boden. Plötzlich redete er in einem nicht so sachlich, sondern in einem eher besorgten Ton weiter. „Sag Rocan, meinem Neffen, dass er auf sich aufpassen soll... Er ist das einzige, was ich noch habe... Geh jetzt!“
„Danke...“, murmelte der Truppführer kaum hörbar und setzte sich auf, schob den Stuhl wieder an den Tisch heran. Die letzten Worte des Zauberers hatten den Mann in einem völlig anderen Licht dargestellt, hatten gezeigt, dass auch ein Hexer kein absolut gefühlsloses Individuum war. Nicht, dass er das zuvor geglaubt hatte, doch die mechanische Art des anderen Fakten auszustoßen war für ihn irgendwie niederringend, so als spräche er mit nichts außer Etwas, dass ihm mit dem Versorgte, was er zum Leben brauchte: Geld. „Und...“, erhob er vorsichtig die Stimme, da er auf keinen Fall aufdringlich wirken wollte, „wie steht es mit der Bezahlung?“
Die Züge des anderen wurden plötzlich streng und bedrohlich. Seine Stimme war wie das Zischen einer Schlange, als er seine Hände fester um den langen Stab legte, der ihm als stütze diente, und an dessen Ende nun eine geheimnisvolle Flamme glomm: „Du wirst in größerem Maße bezahlt, als du es jetzt noch glauben kannst! Du wirst etwas erfahren, was dir noch nie wiederfahren ist. Du wirst verstehen, wenn du am Ende deiner Reise angekommen bist!“ Und dann sagte er etwas leiser, sodass es der Truppführer nichts außer einem leisen Säuseln verstehen konnte: „Liebe ist das größte und teuerste glück, was dir wiederfahren kann. Und es wird die treffen, gegen du dich einst stelltest.“ Er wandte sich ab, bis sich Kajetan endlich zum Gehen abwandte.
Dann verließ er nach einem kurzen Nicken den Raum, schloss die großen Türen hinter sich, doch der Magier saß noch einige Zeit da, den Kopf auf die Tischplatte gelegt. Seine Finger spielten nun mit einem kleinen, rundlichen Stein, sein Blick haftete nun unbewegt auf dem kleinen Gegenstand, in dem ein Teil der Zukunft wohnte. Es war noch nicht an der Zeit dem Truppführer mehr zu erzählen, als er ohnehin schon wusste. Es gab sachen in der Welt, die nicht voreilig hinausgeschrieen werden durften. Eine davon war, dass er sterben würde, wenn die große Wende bevorstand, wenn die Schwachen beginnen würden einen vernichtenden Schlag gegen die Starken zu führen...
Und so vergingen Tage, die Kälte nahm hier und da etwas ab, hinterlies sumpfige Wiesen und anschwellende Flussbette. Der Winter hing jetzt nur noch in wenigen Gefilden und rüttelte an den Baracken der Leute, während das abgemagerte Vieh in den Ställen das erste Mal wieder Gras von den Feldern bekamen, zwar feuchtes, abgestorbenes, das noch unter der weißen Decke aus Schnee gelegen hatte, was aber trotzdem besser war als nichts. Auch Hühner und Enten traten wieder in den Hof hinaus und pickten die kleinen Würmer und Insekten auf, die durch das Hochwasser aus ihren unterirdischen Behausungen geschwemmt worden waren. Das Eis auf den Wasserflächen wurde dünner, und etwas durchstieß die Decke. Etwas dunkles, das hervorbrach, um zu töten, getrieben von einer Macht, die an ihm rüttelte und ihn zerrte. Es kam, um zu töten, und brachte Tausende andere mit, willenlose Kampfmaschinen aus dem tiefen Waldland und den Silberseen. Ihr weg war, so wurde ihnen eingeflößt, erst in der Trisholer Burg zuende, und sie würden sich den Weg freikämpfen müssen, egal was es kostete, denn das Überleben ihrer Rasse würde von abhängen. Sie versammelten sich an einem Punkt, und begannen ihren Todesmarsch in den Nordosten ihres Landes, in ihren Augen glomm ein weißer Schein, und Magie trieb sie an, ein heimlicher Zauber, der sie ebenso umgab,
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