Die Krieger von Gordolon (German Edition)
fremde Gesicht fast zerrüttet nach oben. „Josias Kajetan, Anführer der Freitruppe!“, sagte er mit der Faust auf dem Herz und stand stramm, nachdem er sich erhob. Er versuchte eine so militärisch wie möglich wirkende Form einzunehmen, um seine Unzerstörbarkeit zu beweisen, und wieder überkam ihn dieses seltsame Gefühl alles bereits zu kennen. Diese Gesichtszüge, die ausgemergelte Figur, das breite Gesicht mit dem dünnen Bart... Vielleicht war es doch nicht alles Einbildung.
„Oh, ein General...“ Der Zauberer schien einen Moment verdattert und etwas blitzte plötzlich zurückhaltend in seinen Augen, als würde er erkennen, und nur den Fremden spielen. Eine Sekunde glaubte Josias sogar an eine geheime Verschwörung und an das verschlagene dritte Auge auf Timotheus stirn, aber er schalt sich innerlich dafür. Der Hexenmeister war nur ein netter, alter Mann, der nichts Böses im Sinne hatte. Aber eben ein Fünkchen Magie, und diese Magie konnte gefährlicher sein als alles andere, was man vermuten könnte.
„Wir freien Leute haben keinen Dienstgrad, Sir.“, belehrte ihn Kajetan, wobei er aufs äußerste darauf bedacht war, nicht zu überheblich zu klingen.
„So, so.“, machte der Alte und ließ sich in den Thron am Kopfende des Tisches sinken. „Ich verstehe schon, Ihr wollt endlich wissen, warum gerade ich euch herberufen habe und nicht Valbrecht.“ Der hünenhafte Truppführer nickte dankend und aufmerksam. „Nun, es ist eigentlich ganz einfach.“ Er verschlang die Finger ineinander. „Das Westland wird von einer nie gekannten Katastrophe heimgesucht. Von Außen und von Innen wird das Land von etwas Abscheulichem befallen, dass seinen Ursprung in der Magie hat. Es kommt aus dem Wald, hat Jahre überdauert und wurde nun von etwas geweckt, das größere Macht als es besitzt. Sie werden mit Hilfe der Macht dieses Allwissenden Wesens das Bündnis der drei Länder zerreißen. Sie werden das ganze Hochland mit ihrem Schrecken überschwemmen, Rovanion ist bisher noch unbehelligt worden, doch wer weiß, wann es zu spät sein wird. ... Es ist das Beste, wenn wir die Landesgrenzen festigen und uns auf einen größeren Ansturm vorbereiten. Der Feind lauert praktisch schon vor unserer Haustür. ... Mein Sohn, Thronn, hat sich bereits auf den Weg nach Trishol gemacht. Er wird verhindern, dass sich Spitzel innerhalb der Stadttore organisieren. Hier in Krakenstein ist das leider schon passiert.“ Er schluckte. Das war wohl das Zeichen, dass sich Kajetan setzen sollte.
Fassungslos starrte er den Zauberer an. „Wie... Was... Was hat die Freitruppe mit dem ganzen zu tun? Bisher zogen wir nur in den Kampf gegen die Aufständigen und ihre Zivilisation! Wir töten Unschuldige im Namen des Königs, stehen ewig auf der Seite der bösen, und jetzt,“ Seine Stimme zitterte in gleichem Maße wie er es tat. „sollen wir es bekämpfen?“ Er verstand nicht, oder wollte nicht verstehen. Gab es diesen Weg? War er jetzt zu beschreiten? Würde er ihn beschreiten können, ohne gleich ein Leben in Schulden und Armut fristen zu müssen? War es endlich das, was er sich erhofft hatte: Gutes zu tun, und dafür auch noch Geld bekommen? Doch auf einmal wurde es ihm klar, die Puzzelstückchen fügten sich. Er hatte all dies geträumt. Er träumte von einer dunklen Person, die ihm weissagte, indem sie ihm Bilder verschiedener Situationen zeigte! Alles war bis jetzt eingetreten, er hatte alles erlebt, was er in seinen Träumen erlebt hatte. Der Mann im schwarzen Mantel hatte es ihm gezeigt, ihm auf groteske Weise das Gefühl beigebracht, das man hat, wenn man sich für einen neuen Weg entscheidet. Und jetzt war es so. Ein Schauer stiller Euphorie überkam ihn, und er stand einen Moment still, wartete, bis das letzte Kribbeln in seinen Fingerspitzen vergangen war. Danach sah er dem Zauberer direkt in die Augen, setzte alles was er fühlte in diesen einen Blick, und der Zauberer verstand. Eine Barriere war durchbrochen, die vorerst zwischen ihnen geherrscht hatte, eine Tür war aufgestoßen, wie vorher verschlossen gewesen war. Jetzt war Josias bereit alles in sich aufzunehmen, bereit für seinen Auftrag, fertig, seine Bestimmung zu erfahren.
„Ich glaube, es steht schlimm um meinen Sohn... mein Neffe ist tätig bei dir“ Und jetzt Duzten sie sich, ein großer Fortschritt, aus der so etwas wie Freundschaft werden könnte. „in deiner Gruppe. Er... Mein Sohn, Thronn, braucht Unterstützung. Er wird es auf keinen Fall vor der
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