Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Handfläche, entsandte die Magie, die er aus eigener Macht hervorgerufen hatte in einem daumendicken pulsierenden Strahl, der die falsche Hülle des Wandlers mit aller Kraft einschloss und von außen zu durchdringen ersuchte. Es war ein Sog, der die Kraft aus ihm hinauskatapultierte, um ihn zu schützen. In diesen Minuten war er beinahe ohne Gedanken, einzig das Schauspiel vor seinen Augen war für ihn wahrnehmbar, der Rest schien versunken in einer teuflischen Stille. Der Rote kämpfte mit dem Leben, wand sich in den Klauen des leuchtendgrünen Lichtes und erlag der Macht des Talismans mit jeder Sekunde mehr. Er wirkte wie eine unzerstörbare Statue aus Stein, deren Schichten erst langsam nach und nach abbröckeln mussten, um den wahren Kern seines Inneren freizulegen. Die Glut wütete und tobte, brannte sich mit dämonischer Wirkung in den Leib und zerfetzte, während das Schattenwesen in ihm immer mehr und mehr heranwuchs. Es war, als würde die Gestalt morphen, als würde ihr Innerstes nach Außen gekehrt und umgekehrt, der Dunkle entpuppte sich aus der Vogelscheuche. Dann loderten plötzlich geheimnisvolle Kraftquellen hoch, und Ramhad erhob sich zitternd, wirkte in seiner neuen, abgerissenen Gestalt wie aus dem Ei gepellt. Nun war sein Aussehen nur noch sehr wenig menschlich, die Kleidung größtenteils zerfetzt, die Haut zerfurcht und eingerissen, pechschwarze Borsten stachen gleich Hörnen aus der Haut und dicke, knotige Finger waren zu langen, sichelförmigen Klauen geworden. Die Augenhöhlen wirkten tiefer und die Schnauze länger, Zähne waren größer und schärfer geworden, gut zum zerreißen von Beute. Ein garstiges rotes Leuchten quoll aus der Schwärze des Tiefen Schädels hervor und breite, lederne Schwingen entfalteten sich, hier und da zerrissen und durchlöchert, dennoch imposant.
„Nie wirst du mich töten!“, schrie die Bestie und streckte den langen, sehnigen Arm aus, für den der Handschuh nun viel zu groß war. Dann verzogen sich seine grässlichen Züge zu einem angestrengten Ausdruck und es war, als würden die roten Blitze seiner Augen sich nach beiden Seiten ausdehnen. Dann öffnete er sein von Gift und Galle triefendes Maul und stieß ein tiefes Grollen aus, schloss im gleichen Moment die behandschuhte Hand zur Faust, und sprengte somit die Ketten des Zaubers.
Das Licht erstarb, flackerte nur noch einige Male kurz auf, bevor es sich wieder in den Runenstein zurückzog. Rocan s Lippe bebte, als er beinahe kraftlos auf den Boden zusammensackte. Die Kälte hatte seine Glieder steif und unbeweglich werden lassen. Das abscheuliche Biest, zu dem Ramhad nun geworden war, näherte sich mit bebenden Schritten, eine Aura um sich, die Tod und Hass verströmte. Das Wesen war dunkel, besaß nichts mehr von all der Feurigkeit, die es vorerst hatte. Jetzt war es nur noch ein Geisterwesen. Mit dem Verlust des Handschuhs, war auch die Kontrollierbarkeit verlorengegangen und Ramhad war nun nur noch eine Kreatur der dunklen Seite, ein reines Schattenwesen, ohne verstand und Zurückhaltung. Und genau das war es, was den jungen Elfen zittern ließ. Er spürte wie die Angst an ihm hinauf kroch, kalt an seinem verschwitzten Körper leckte und sich langsam empor arbeitete.
Sein Herz begann zu rasen. Fieberhaft suchten seine Hände Halt im Boden, aber der schwarze Staub auf dem Granitfelsen boten ihn nicht. So glitten seine Finger durch nichts als Frost und er sank weiter zurück, unfähig sich zu halten. Plötzlich war alles nur noch kalt, der Wind fegte eisig über alles und die Hitze war verschwunden, mit der Feuerseule des Herrn der Winde. Das Auge leuchtete nicht mehr über ihnen, nur noch die pechschwarze, tiefe, unendliche Nacht lag über ihnen, sternenlos, ohne Licht. Der Runenstein fiel, entglitt den klammen Fingern.
Ramhad näherte sich weiter, setzte eine Pfote vor die andere, ging gebückt und mit einem abgetragenen, schwarzen Tuch über dem Körper dahin. Der feuchte Skelettschädel saß tief in der Dunkelheit der Kapuze, Ecken und Kanten glänzten dort wie von Silber verziert und sein Atmen war laut neben allen anderen Geräuschen, die in einem musikalischen Nebel versunken waren. Ja, dieser Nebel. Ein Nebel des Grauens. Ein Hauch der Verdammnis.
Und Rocan wagte nicht zu atmen, während er allein dastand, verlassen, von allem. Wo war Kajetan? Er suchte nach ihm, fühlte seinen Leichnam schließlich eher, als dass er ihn sah und bemerkte, wie seine Augen feucht wurden. Kajetan... Seine
Weitere Kostenlose Bücher