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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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er in dieser Position und betrachtete das erste Mal seine Umgebung genauer. Seine Augen kreisten langsam umher, und er wurde sich gewahr, dass er auf einer großen Lichtung zwischen Eschen und Pappeln lag. Keine drei Schritte von ihm entfernt knisterte ein kleines Lagerfeuer, in das ein langer Spieß gehalten wurde, an dessen Ende Fleisch brutzelte und einen köstlichen Duft verströmte. Er fühlte sich, als hätte er Wochen lang nichts zu sich genommen. Hungrig leckte er sich die Lippen und atmete den wohltuenden Duft des Essens und der Wälder ein. Das lichte Baldachin der Blätter erstreckte sich in alle Richtungen, nur im Westen erhoben sich sandsteinfarbene Gipfel und Hänge, die an den Wurzeln von dünnerem Geflecht bedeckt waren.
    Jedoch beim zweiten Eindruck, veränderten sich die bekömmlichen Empfindungen dieses Ortes gegenüber. Sie mussten sich mindestens zwanzig Meilen von Xantenhof entfernt befinden, und trotzdem rührte sich hier in dieser vom Wind gewiegten Pflanzenidylle kein Vogel. Er vermisste ihre Stimmen. Was war hier auf dieser Seite des Gebirges, dass die Natur so schrecklich ermüdete? Auch beim zweiten Hinsehen erkannte er, dass der Wald alles andere als grün und saftig war. Die Blätter waren von Krankheiten befallen und Moos und Efeu wanden sich an den grob gemusterten Borken empor, bis sie sich in den Kronen verloren. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und lauschte in sich hinein, während er auf seine Stiefel sah. Alles schien irgendwie verschwommen in seinen Gedanken und die Stiche und Schmerzen wie nach dem Verlust eines wichtigen Organs quälten ihn überall. Was war passiert? Er erinnerte sich bloß noch an Fakten, nicht aber an Einzelheiten. Er hob den Blick und betrachtete das Umfeld, suchte dabei nach seinen Freunden. Er sah Patrinell und Thronn, die über eine Karte gebeugt waren und mit den Fingern hier und da die einzelnen Linien nachfuhren. Anscheinend interessierten sie sich sehr für die Karte und das, was sich auf ihr befand. Durch das Licht sah er einige Schatten der Zeichnungen, die sich auf dem abgenutzten Stück Pergament befanden. Es glich für ihn eher einer Schatzkarte, als einer Landkarte, doch das schien ihren Besitzern nicht zu stören. Er erkannte den schwachen Schemen von grüngemaltem Blattwerk, ein Wald, durch den eine schwarz gestrichelte Linie in verschiedenen Richtungen und Kurven verlief. Dann sah er die grauweißen Erhöhungen eines breiten Gebirges, das sich wie ein Gürtel um die Länderreinen im Osten - von ihm aus gesehen im Westen - schloss. Weiter östlich, eingerahmt von einigen kleineren, hellgrün getünchten Hügeln erstreckte sich eine dunkle Moorlandschaft, an deren einem Ende sich in Angrenzung an ein düstres, scharfzackiges Gebirge eine Festung erhob.
    Er schüttelte den Kopf und machte sich daran nach weiteren im Lager zu suchen. Direkt am Feuer saß Keroset und drehte den Spieß, sein Blick fiel hungrig auf das bronzefarbene Fleisch... Weiter entfernt saß Rune auf einem kleineren Findling und hatte sich daran gemacht Azraìl zu säubern, indem er mit einem feuchten Fetzen über die feine, wellenförmige Schneide fuhr, auf der eine brausende Brandung verzeichnet war, in feinen Lienen. Er besah seien Arbeit eingehend und hielt sie dann gegen das Licht, sodass sich die Sonnenstrahlen in ihrer glatten Oberfläche brachen. Es entstand der Eindruck von etwas Engelsgleichem, als der goldene Feuerball am Himmel das Silber des Schwertes mit weißem Gold umrahmte. Staunend blickte Meridian auf.
    Dunc Kingroh hatte sich einige Yard neben ihm an einen mehr oder weniger toten Stamm gelehnt und betrachtete ebenso wie Rocan die Situation. Als sich ihre Blicke kreuzten, stemmte sich der Zwerg kurzerhand von dem dicken Holz ab, dass von einer dichten Weinrebe umschlossen war, und trottete auf ihn zu. Dabei machte er sich nicht die Mühe ihn anzusehen, sondern richtete seine Augen auf den Boden, der von Büscheln trockenem Hochgras bedeckt war, aber lange nicht so hoch und dicht stand wie im heimatlichen Westen. Er setzte sich schließlich neben den strohblonden Elf und musterte ihn einige Zeit angestrengt. Auch Rocan tat das seinerseits, und schluckte. Der Zwerg mit den herben Zügen, dem verwitterten, bärtigen Gesicht und den gutmütigen Augen war verschrammt, hier und da klebten Reste getrockneten Blutes in Falten und Hautvertiefungen, seine Kleidung war zerschlissen, aber sauber und die Stiefel, die er trug, durchgelaufen. Er musste jeden

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