Die Krieger von Gordolon (German Edition)
den Flügeln presste und er gleichzeitig keuchend nach Luft schnappte. Der ekelerregende Dreck geriet in seinen Mund und er schmeckte ein Gebräu aus nasser Erde, fauligem Abfall und Tierdung. Galle hetzte seine Kehle empor und all sein Wiederstand lösten sich in Luft auf, als er genau diese nicht aus dem toten Boden schöpfen konnte.
Im letzten Moment jedoch riss ihn die groteske Gestalt wieder an den Haaren in die Höhe, und es fühlte sich an, als würde sein gesamter Skalp einfach heruntergerissen werden. Spuckend und japsend kam er wieder auf die Knie, nur um einen harten Schlag in die Rippen hinzunehmen, der ihn schon fast wieder ins Jenseits befördert hätte, hätte es der Gnom nicht mit seiner bestialischen Art verhindert, indem er ihm am Zopf hielt.
Und in der nächsten Sekunde bemerkte er, dass seine Hände auf seinem Rücken mit einem dicken Tau zusammengebunden waren. Das faserige Seil scheuerte an seinen Gelenken und die Pein, die er überall hinnehmen musste erdrückte ihn schier. Tränen des Zorns und der Wut standen in seinen Augen, er torkelte herum, und als er aus lauter Verzweiflung schreien wollte, presste der Grüne ihm die knotige Hand auf den Mund. Oder eher Klaue, denn seine mit Blasen bestückten Griffel endeten in langen, gelblichen, zum Teil gesplitterten oder angefaulten Nägeln. Rocan brachte schlicht ein klägliches Keuchen hervor, bevor sich die Spitze der Klinge in seinen Nacken bohrte.
„Ein Ton und dein Leben ist verwirkt!“, zischte er und befahl dann barsch: „Geh!“ Rocan wurde gestoßen und taumelte einige Schritte nach vorn. Dabei erhaschte er einen Blick auf das Gesicht seines Peinigers. Der Gnom schien alt zu sein, wenigstens vermittelten dies die struppigen, grauen Haare, die ihm hier und da wild wuchernd vom verunstalteten Körper abstanden. Seine Augen waren große Ovale, die milchig und feucht wie Bergkristall erschienen, die Pupille war von einem sinnlichen Himmelblau. Die Nase des Gnoms war dick und knollig, Falten und Furchen zogen sich quer und ohne richtig erkennbares Muster durch sein ganzes gelbgrünes, verbeultes Gesicht. Er war ausgemergelt und seinen Knochen wirkten wie ein grob geschnitztes, hölzernes Gestell, über das man eine labbrige Hautschicht drübergezogen hatte. Er trug Kleidung aus Gras und Wildleder, dass mit feinen Nähten zusammengehalten wurde. Insgesamt sah er aus wie eine fettleibige, ungewaschene Vogelscheuche, der man einen Waffengurt und eine Tunika in den Farben des einfachen Bauernvolkes umgelegt hatte.
„Na mach schon, geh!“, befahl ihm der Gnom ein zweites Mal und holte gerade mit seiner verwitterten Hand aus um ihn zu schlagen. Rocan blickte ihm nur aus trotzigen, tränenverschleierten Augen entgegen und wünschte sich nie auf diese Reise begeben zu haben.
„Ich werde nicht...“
„Halts Maul!“, unterbrach ihn der Grüne und schlug so fest zu, dass dem Elfen beinahe schwarz vor den Augen wurde. Benommen wankte er einige Schritte weiter, und murmelte dabei irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Sein Schädel brummte und in jedem nur erdenklichen Teil seines Körpers brannten Schmerzen. Der Gnom war mit solch einer Rücksichtslosigkeit und Brutalität auf ihn losgegangen, dass es für ihn überhaupt an ein Wunder grenzte, dass er überhaupt noch lebte.
„Was...?“
„Scheiße!“, schimpfte der ungehobelte Kerl, der ungefähr genau so groß wie Rocan war und holte erneut zum Schlag aus, diesmal jedoch mit der geballten Faust. Dann ließ er diese mit geballter Kraft nach vorne preschen, um sein Ziel mit einem Schlag zu zerschmettern.
Und das wäre auch passiert, hätte sich Rocan nicht in diesem Moment fallen lassen. Der Schlag sauste über ihn hinweg wie ein Falke über ein Karnickel. Die Wucht des Schlages raubte einen Pfeiler seines Gleichgewichts und die behäbige Gestalt geriet ins Taumeln. Der Elf rollte sich herum und stieß ihm beide Beine so fest er konnte in den Wanst. Der Gnom stöhnte auf und wich einige Schritte zurück. Schnaufend hielt er kurz Inne und sah den Elfen mit großen, erstaunten Augen an. Er hatte nicht mit einem weiteren Fluchtversuch gerechnet. Erst kostbare Sekunden später kam er auf die Idee nach seinem Dolch zu greifen, und diese Zeit nutzte Rocan zur Flucht.
Hektisch rappelte er sich von der Erde auf, stieß sich mit all der ihm noch verbliebenen letzten Kraft in die Höhe und stürzte davon. Er rannte, während der Wald um ihn herum tanzte und sich alles zu drehen schien. Die
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