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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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holte ihn mit einem tauben, bebenden Gefühl ein. Stahl rostete noch tief in der Wunde, Erbrochenes mischte sich mit in den Sud und schwemmte sie alle davon, nach Norden, dem See zu, der im Morgenrot blutet...
     

46
    DAS SCHWARZE BLUT
     
    Kellen Orgama stand im Schatten einiger niedrig hängender Zweige und beobachtete das rege treiben des Flusses. Der Wind strich ihm sanft durch die hellen, graubraunen Haare und erfasste sie, warf sie hoch wie einen Schleier und spielte mit ihnen. Sein Blick war ernst auf den Strom gerichtet, seine Haut wie von einer Schicht Staub überzogen, auch wenn es nur die kleinen, feinen Härchen waren, die seinen Bart ersetzten, den er nie gehabt hatte. Tiefe Falten gruben sich seitens seiner Nasenflügel in die Haut, schienen das restliche Gewebe auf die schmalen Wangenknochen aufzustauen. Tief lagen seine Augen, die - ähnlich wie bei Kajetan - einen hungrigen Effekt besaßen, der davon herrührte, dass sie in einem Netz von schattigen Fältchen umrundet waren, die sich dann seitlich an seiner Schläfe langsam auflösten. Seine Stirn war von den dünnen, faserigen Haaren freigelegt worden, sodass sie wie der geöffnete Vorhang einer Bühne wirkte - an beiden Seiten in einem leichten Bogen ablaufend. Nicht alles war seine wahre Haarfarbe, der größte Teil hing damit zusammen, dass er alt war, so wie Josias. Keineswegs wollte er den Truppführer wegen solcher Merkmale ersetzen, dennoch fasste er den Gedanken ins Auge seinen Posten als Beschützer zu übernehmen, den Platz in den Herzen der anderen, würde er allerdings kaum einnehmen können. Und das wollte er auch gar nicht. Über seinen Schultern hing ein langer, grüngrauer Wollmantel, der ihn vor der Kälte schützte, die in der Nähe des Flusses herrschte. Darunter trug er ein sandfarbenes Hemd, das zum größten Teil von einem ledernen Panzer verdeckt wurde, der aus Riemen und anderen Plattenstücken aus Tierfell besetzt war. Seine Hand ruhte auf einem Schwertknauf, und die Waffe selber baumelte eingebunden in eine schwarze Scheide, die mit Silber verziert war, an seiner Seite. Für einen Moment war er abgelenkt, als die Luftzüge an der kleinen silbernen Kette um sein Handgelenk zerrten. Ein helles Rasseln erklang und er fasste das Schmuckstück sofort ins Auge, während er von Erinnerungen ergriffen wurde. Es war das seines Bruders, Eorond Orgama, der im Kampf gegen die Tieflanddämonen starb. Er war ein mutiger Krieger gewesen, und im Vergleich zu ihm, kein Fahrender. In besseren Verhältnissen aufgewachsen, hatte er sofort mehr Möglichkeiten, als ein Kind, dass man, statt es wie seinen Bruder aufzunehmen, ins Waisenhaus steckte. Beide waren sie ausgesetzt worden in früher Jugend, aber als sie dann von Bauern gefunden wurden, nahmen sie nur den anderen mit und ließen ihn hier. Erst einige Stunden später nahm man sich auch Kellen an, doch es war nur ein Waisenhaus, in das man ihn notgedrungen steckte.
    Mit Zwölf Jahren brach er dort aus, und machte sich auf den Weg seinen Bruder zu suchen. Und er fand ihn, halb tot und hungrig schleppte er sich zu ihm, und allein die Ähnlichkeit ihrer Züge, bewies, dass sie Geschwister waren. Als Zeichen der ewigen Freundschaft und Vertrautheit, gab Eorond ihm diese silberne Kette, die er aus dem Schmuckkästchen seiner Eltern gestohlen hatte, und von da an wusste Orgama auch, dass seine Bestimmungen bei den Dieben und Räubern dieser Welt lag. Um jedoch bei ihnen aufgenommen zu werden, musste er eine Prüfung bestehen. Er sollte zuerst eine Familie töten, und deren Wertsachen alle mit sich nehmen. Da wurde ihm bewusst, dass er die reichen Bauernleute hasste, die Eorond bei sich aufgenommen hatten und eines Nachts schlich er sich in ihr Haus. Während Eorond s Zieheltern schliefen, trat er nahe an ihre Betten heran und trieb einem nach dem anderen kaltblütig einen Pfahl ins Herz. Unter Qualen starben sie, als er sie Kopfüber im Zimmer aufhängte. Blut quoll aus ihren Leibern und tränkte den Boden, und schon damals stand Kellen so lange vor ihnen und betrachtete sie so hasserfüllt, wie es kein andere Mensch hätte tun können. Als dann sein Bruder das Zimmer betrat, brach er vor Kellen auf die Knie, und flehte ihn an die Bauern abzunehmen. Doch der angehende Fahrende sah ihn nur verständnislos an, und erst nach einigen zäh dahinfließenden Sekunden, wurde ihm bewusst, was er da überhaupt getan hatte. Er hatte zwei liebende Menschen erdrosselt, und das ohne jeglichen triftigen

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