Die Krieger von Gordolon (German Edition)
und nach war es zu einer regelrechten Mission geworden. Eine Mission, zu der sie der Hexenmeister Timotheus geschickt hatte, der jetzt tot war. Er hatte sich damals für sein Dahinscheiden verantwortlich gefühlt, weil er glaubte, er hätte da sein müssen, wenn die dunklen Hände nach ihm griffen. Er hatte gedacht, dass er die Macht hatte sei aufzuhalten. Doch der Schatten, der in der einen Nacht im Kampf gegen Ramhad mit ihm gesprochen hatte, hatte ihm das Gegenteil ins Ohr geschrieen. Und er hatte es verstanden. Was war jedoch, wenn alles auf einer Lüge basierte? Dann war er am Ende wahrscheinlich doch der Schuldige, der zur Rechenschaft gezogen wurde. Und wenn es nicht in der einen Nacht passiert war, dann würde es jetzt passieren!
Bald würde es dunkel werden dachte er, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Dann würde er niemals mehr hier herausfinden... Dann würden die großen Schlangen und Raubtiere kommen, um ihn wie ein Jäger den Hirsch zu erlegen. Nur mit dem Unterschied, dass er bereits lahmte. Oh, Schatten, alles war so aussichtslos! In der Stille seines Herzens verwünschte er sich. Dabei berührten Tränen das Amulett, dass er um den Hals trug, benetzten den Stein, der den Namen eines edlen Vogels trug. Den Namen des Phönix. Und in dem Moment, in dem das geschah, trat plötzlich ein seltsames Gemurmel in sein Ohr, das von weiter Ferne her zu rühren schien, jedoch stetig näher kam, und zu einer deutlichen Stimme wurde. Er schloss die Augen, um sie besser zu verstehen. Und da sah er plötzlich Schwamag vor sich, die Herrin des Orakels, von der alle geglaubt hatten, sie wäre ein Mann gewesen, ein mächtiger Zauberer. Dabei war sie nur eine alte Kräuterhexe, die das Handlesen recht gut verstand. Die Menschen, die sie einst besuchten, waren nicht im Erdboden versunken, oder getötet worden, sondern waren aufgebrochen, um ihre Bestimmung zu erfüllen. Thronn hatte ihm von ihrer Begegnung erzählt und jetzt erkannte er ihre Stimme wieder, die ihm auf irgendeine seltsame Weise gefehlt hatte.
Gib auf dich Acht, Junge! Sei still und schreie nicht verzweifelt... Die Stimme wandelte sich zusammen mit einer raschen Bewegung zu einer realen Stimme, die plötzlich nah bei seinem Ohr war.
„...oder ich schneide dir die Kehle durch!“, beendete das Wesen den Satz, das gerade seinen verhutzelten, mit einem hellblauen Fetzen bedeckten Arm um Rocan s Schultern gelegt hatte. Ein helles Glitzern und das Piken eines kalten, scharfen Gegenstandes an seinem Hals verriet ihm, dass der Kerl ihm ein Messer an die Kehle gesetzt hatte. Sein Griff war stark und durch Risse in seiner abgetragenen Kleidung sprossen verfilzte, schwarze Haare und man konnte ausgebeulte, gelbgrüne, ledrige Haut darunter durchschimmern sehen. Der durchdringende Gestank und die raue, krächzende Stimme ließen auf einen Gnomen schließen. Er spürte seinen heißen, fauligen Atem an seiner Seite. Es war wie ein Schock, der durch seinen Körper gefahren war, als ihn der hektische, zielsichere Griff gepackt hatte. Rocan blieb ruhig. Diese Situation hatte man oft genug bei der Freitruppe geübt, um nicht sofort in panische Angst oder Raserei zu fallen. „Weißt du Elflein, Leute wie ich haben einen feinen Spürsinn für Schnüffler!“, krächzte er und drückte den kalten Stahl fester in die Haut des jungen Warrket.
„Ich bin kein Schnüffler!“, presste er heraus und machte den ersten Befreiungsversuch, indem er versuchte den Griff des anderen zu lockern.
„Verarsch mich nicht, Kleiner!“, schimpfte der Angreifer grob und riss ihn brutal an den Haaren zurück. „Dein Leben könnte schnell draufgehen!“ Seine Waffe zuckte, und im nächsten Moment quoll ein dünner Blutrinnsal aus der Haut des Elfen. Dieser sog scharf die Luft ein, als der Schnitt seine Haut verletzte. Dennoch versuchte er ruhig zu bleiben und nicht überhitzt zu reagieren.
Dann aber stieß der Gnom ihn so fest mit den Stiefeln in den Rücken, dass er sofort nach vorne fiel und in den dunkelgrauen Schlamm fiel. Während er stürzte und seine Nase in dem stinkenden Morast vergrub, spürte er Bewegung über sich und versuchte sich hochzustemmen. Dabei sog er so viel Luft in seine Lungen, wie sie tragen konnte und versuchte sich rücklings gegen den anderen zu werfen. Der jedoch rammte seinen Ellenbogen in den Rücken des Elfen und schlug ihn wieder zurück in den heißen, feuchten Matsch. Gestank jagte durch seine Atemwege, als der Schlag ihm alle Luft aus
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