Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt jagte er weiter durch den Sumpf, biss er wieder festeren Boden unter den Füßen hatte und stolperte blindlings einen Hang hinauf. Es war wie ein innerer Sog der ihn immer wieder zurückzog, wie ein Magnet ein Stück Eisen anzieht und er konnte sich nicht dagegen wehren! Seine Glieder waren schwer und jeder Muskel in seinem Leib brannte wie frisch geschürtes Feuer. Schweiß perlte ihm von der Stirn, mischte sich mit Tränenflüssigkeit und Blut in seinen Haaren, Nebel und Dunst erhoben sich von Neuem vor ihm und verschluckten seinen Körper. Sein Atem ging rasend und gehetzt. Plötzlich stolperte er. Buntes Laub stob um ihn herum auf und er grub seine Füße in die Erde des Hangs, stieß sich verzweifelt in die Höhe und hetzte weiter, während die Luft ihm eisig und scharf wie eine Sichel in die Kehle schnitt. Das Blut aus der frischen Wunde perlte heiß seinen von Wind und Angst eisigen Körper hinab und wie durch ein Wunder schaffte er die nächsten fünf Minuten zu überstehen. Doch dann wurden schnelle, schwere Schritte hinter ihm laut, die in seinen Ohren regelrecht auf dem laubbedeckten Waldboden donnerten. Sein Herz raste und das Blut stieg ihm in den Kopf, sodass sein Gesicht rot zu glühen begann und heiß wie Feuer war.
„Bleib stehen!“, keuchte eine raue Stimme nur wenige Duzend Schritte hinter ihm zwischen den Bäumen, die hier viel lichter standen und Rocan konnte fühlen, wie sein Vorsprung langsam schrumpfte. Irgendwann würde der Gnomenjäger ihn einholen, und dann würde er kurzen Prozess mit ihm machen, ihm kurzerhand die Kehle durchschneiden!
Er setzte zu einem letzten Sprint an, wobei das Klopfen seines Herzens in seinen Ohren immer lauter wurde, den Schlägen von Trommlern glich und ihn erneut Adrenalin durchflutete. Der Schmerz wurde unwichtig und dann brach er aus einem Gebüsch aus, Äste und Dornen zerschrammten sein Gesicht, als er einer kleine, felsigen Vertiefung folgte. Dann begannen seine Hoffnungen zu wachsen, denn vor ihm befand sich ein Fluss. Erleichtert blieb er einige Sekunden stehen, um Luft zu schnappen, doch viel Zeit blieb ihm nicht, und so taumelte er benommen weiter, bis die reißenden Fluten seine Knöchel umspritzten. Er watete tiefer hinein und kleine Steine wurden unter seinen Schuhen weggerissen, sodass er fast ausgerutscht wäre. Alles brodelte und schäumte und spritzte, das eisigkalte Wasser fraß sich an seinen arbeitenden Waden entlang und erfüllte ihn mit solcher Kälte, dass er sofort zu zittern begann. Er glaubte sich im Elysium zu befinden und kämpfte nicht gegen die plötzliche Müdigkeit und den Sog in die Tiefe und die Schwärze an, sondern versuchte sich ihr hinzugeben.
In der Flussmitte war das Wasser tief genug - es stand ihm bis zur Hüfte - sodass er sich in die Fluten legen und treiben lassen konnte, aber plötzliche Aufgewühltheit und Aktion ließen ihn einen Blick hinter sich werfen. Dort stapfte gerade der stinkende Gnom durch das Wasser und badete in der frostigen Gischt, die ihn so plötzlich empfing. Wasser spritzte an ihm empor und leckte wie Feuerzungen an seinem Korpus, und in dem Moment, in dem er den Grünen ihm hinterher jagen sah, wusste er, wer sein wahrer Gegner war. So schüttelte er die Kälte von seinen Schultern und wankte gegen den Strom, den rutschenden Kies unter seinen Füßen. Der andere schien ebenfalls zu verstehen und wurde langsamer. Sein Gesicht war zu einer teuflischen Grimasse aus Wut, Bosheit und naher Verzweiflung verzogen, Unglauben loderte in seinen kalten Augen auf. Er ging in die Hocke, sodass beide Hände unter der aufgewühlten Wasseroberfläche waren. So konnte man das lange Messer nicht sehen, was er in der einen Hand hielt. So war es also ein gefährliches Spiel.
Rocan verharrte ebenso, während er sich zwang langsam wieder durch die Nase zu atmen. Endlich wurde Schmutz und Schweiß von seinem Körper gewaschen. Es erfrischte ihn und das kalte Wasser weckte ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand, sein Blick schärfte sich wieder etwas. Auch er hatte einen Vorteil, den der andere nicht kannte. Unterwasser war ihm gelungen, was ihm an Land oft missglückt wäre. In der beinahen Schwerelosigkeit im Fluss, hatte er seine Beine angezogen, und war mit ihnen dann durch den Kreis geschlüpft, den die zusammengebundenen Arme bildeten. Fazit: Seine gebundenen Hände befanden sich nun vor seinem Körper. Er konnte sich nun freier bewegen, was aber nicht heißen
Weitere Kostenlose Bücher