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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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Dennoch hatte dieser während ihrer Abwesenheit etwas nachgelassen und endlich hatten sie wieder das Recht frische, saubere Luft zu atmen. Tief sogen sie diese in ihre Lungen ein und labten ihre Körper, sodass wieder ein leichter Anflug von Müdigkeit in ihnen aufkam. Es hieß, Luft in fremden Gefilden mache müde. Das stimmte, doch größtenteils waren es die zwei Wochen, die sie Hektik und Aufregung neben nur sehr wenigem Schlaf verbrachten. Er spürte diesen Sog unter seinen Augen deutlich, diese Schwere, die ihn - wenn er es zuließ - in das Reich der Träume befördern konnte. Für ihn war schon der kleinste Gedanke an die Wesen, denen sie begegnet waren, ein halber Traum. Während sie durch die Windschluchten und die Hohlwege krochen dachte er zurück an die Zeit, als noch die Tiefländer über das Hochland hergefallen waren, dann an die drei Mordgeister, an die Schattenwesen, an die Trolle und Zwerge, die aus dem Norden zu ihnen gestoßen waren. Er erinnerte sich an Schwamag, die Wahrsagerin, die ihm den Phönixstein geschenkt hatte, an die Gnome in der Felsenwüste, und schließlich an den Goran-Dämon, der ihnen im Eulenkataag aufgelauert war, an die lebenden Toten und die unzähligen anderen Ungeheuer, gegen die sie schon gefochten hatten. Sollte jetzt wirklich noch etwas neues entstanden sein? Etwas neues neben Ramhad und den Wandlern, neues neben den Gestalten im Nebel und dem Schatten? Träge schüttelte er den Kopf. Wie viel konnte die Welt noch für Kreaturen erschaffen? Nein, er wollte die Frage anders formulieren: Wie viele Kreaturen konnte Melwiora noch erschaffen?
    Sie verließen den Schluchtenweg und rannten in gerader Linie den aus rutschigem Kies und losen Schieferplatten bestehenden Hang ins Tal hinab. Eilig hoben und versenkten sich ihre Füße in den scharfen Kanten und kleinen Steinen, gleich wie durch einen Sumpf aus spitzen Steinen, die sich einem in die Fußsohlen gruben preschten sie dahin, eine Truppe bestehend aus vier Kriegern, die sich entschlossen hatten bis zum Letzten zu gehen. Rocan warf beim gehen einen schnellen Blick zurück zur Spitze der heulenden Kämme, wo es so schien, als würde der Berg brennen, als wurde ein Vulkan Lava und Feuer speien. Dichter, schwarzer Rausch stieg von dort auf, und mitten in diesem durcheinander bewegte sich etwas riesiges, dunkles. Hastig wandte er den Blick davon ob. Es hatte so ausgesehen, als würde sich eine gefräßige Vampirfledermaus über ihr Opfer beugen, und dann mit vor Blut und Fleischfetzen triefendem Maul hersehen, und garstig fauchen. Er hoffte inständig, dass es die anderen drei ebenso wie sie geschafft hatten den ‚Vulkan’ zu verlassen.
    Endlich waren sie am Ende des Hanges angekommen. Sie mussten nur noch über eine feuchte, von Nebelschleiern durchzogene, hohe Wiese, dann würden sie in den Wald kommen, wo die hohen Bäume ihnen Schutz geben würde. Der Regen hatte geendet, nur noch die dichten, bleiernen Wolken hangen über ihnen, verdeckten den schönen Sternenhimmel, der ein Gefühl von so unendlicher Weite vermittelte, wenn man genauer hinsah, das Blinken jedes einzelnen Funken untersuchte. Sie schlugen sich mit sofortiger Wirkung in die nassen, glänzenden Gräser, die ihnen bis zur Brust standen und bahnten sich ihren Weg durch das Abgestorbene, bis sie nach etwa nach dreihundert Yard den Hain aus Fichten und Erlen erreichten. Gemeinsam rannten sie mit rasselndem Atem über das tote, vom Regen nasse Laub und durch den Nebel, der zäh und talgig zwischen den vermoderten Stämmen hing. Irgendwo hinter ihnen schickte Etwas bösartiges Brüllen zum Himmel, und man vernahm das Geräusch von Flügeln, unter denen der Wind griff und sie ruckartig empor hievte, sie mitsamt dem wuchtigen Schlangenkörper in die kühle Nacht katapultierte. Was war das für ein Wesen?, fragte sich Rocan im Stillen immer und wieder verzweifelt, und er rannte immer schneller.
    „Dort drüben zwischen den Felsen und Wurzeln suchen wir Schutz!“, rief ihnen Orgama zu, und deutete zu einigen dichter stehenden Bäumen, von denen einige bereits zur Erde gerissen worden waren und oft gesplittert und zerbrochen über eine Ansammlung von zerklüfteten Felsen und Wurzelwerk ruhten, das im fahlen Blitzlicht glitschig aufschimmerte. Dumpfes Grollen erfüllte danach aller Ohren, und die riesige, dunkle Fledermaus näherte sich ihnen mit immer größerer Geschwindigkeit und mächtigen Flügelschlägen. Der Fahrende übernahm die Führung und ließ sofort

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