Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Kopf schief. „Tut es ehr weh?“, fragte er mitfühlend und betrachtete einen Moment die verätzte Wunde, die Kingroh an seiner rechten Schulter hatte. Das Fleisch hatte sich mit dem Metall verbunden und war später dann von Kellen abgetrennt worden, der am meisten von Schmerzen verstand. Nun ragte die offene Wunde schutzlos aus dem Rest herab, ausgehöhltes Gewebe, das von Wundbrand umgeben war, und hier und da hingen schlaffe Hautfetzen herunter oder auf der tiefen Wunde. Ein winziger Blutsee war entstanden.
„Es brennt sehr heftig!“, gab er brummend zu und ächzte leise. „Dieses Biest hat mich echt erwischt!“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich meine, das Feuer aus seinem Maul hat das schwarze Wasser aufspritzen lassen und es hat mich heiß und giftig wie Säure befallen!“ Ein zucken ging durch seinen Körper, als er den Arm versuchte zu heben. Sie hatten gleich am Morgen versucht die Wunde an einem Fluss auszuwaschen, doch der Zwerg hatte sich gesträubt und war mit hoch erhobener Streitaxt auf sie losmarschiert. Wiedereinmal war die unübertreffliche Sturheit der Zwerge ans Licht getreten und hatte gezeigt, wie seltsam dieses Volk von Bergbauern eigentlich war. Sei hasste Wasser und eigentlich alles was nass war. Die gestrigen Regenfälle mussten ein schierer Alptraum für den Untermenschen gewesen sein.
Zusammen blickten sie auf den Sumpf hinaus, ein wahres, feuchtes Labyrinth, gespickt mit kinnhohen Gräsern, verkrüppelten Zypressen und toten Lerchen, hier und da Nadelbäume aller Art. Überall waren abgestandene Tümpel, in denen es blubberte und feurige Flammen hinterließ, Dampf von kochender Erde und heißen Quellen stieg mancherorts auf Gerippe von Tieren ‚verschönerte’ den allgegenwärtigen Eindruck nach am meisten. Schilf wuchs an den Rändern, kleiner moosbewachsener Pfade und Mücken schwirrten in einem Fort umher, summten und stachen die Gefährten, wo es nur ging. Fliegen schwirrten um die Leichen von Gnomen und Orks, die in die Gewässer geraten waren, und von den Wassergeistern ergriffen worden waren. Schlingpflanzen und Schlick sammelten sich neben Wasserlinsen nahe bei der Oberfläche. Hier wurde der Tod geradezu gehortet, und ein fauliger, von warmer Feuchtigkeit triefender Gestank hing in der verpesteten Luft. Selbst das dunkle Heer würde diesen Ort meiden und lieber durch den Totenpass gehen, als hier im Schlamm zu versinken. Trotz der Hitze, die unter ihren Füßen wallte, hing Nebel über dem Wasser und über ihnen heulte der Wind in eisiger Kälte. Der Xanter-Sumpf bot wirklich ein Anblick, der von nichts übertroffen werden konnte. Bereits im Eulenkataag vor den Ebenen von Ryth hatten sie es schon gerochen, diesen muffigen Dunst, der von Tief zu ihnen herübergeschwebt war. Rocan erbebte leicht beim Anblick dieses stinkenden Suds. Dieser Teil ihrer Reise, würde mit Sicherheit der Längste werden.
Am Mittag waren sie bereits so weit gekommen, dass sie eine kleine Erhebung im Sumpf erblicken konnten. Diese Insel in diesem Meer der Einsamkeit war von einem kleinen Zypressenhain bewachsen, der sich gespensterhaft empor hob, wie als würden die faserigen Äste eine alte Ruine einschließen, die hier einmal errichtet worden war. Leider würden sie diesen Ort der Geheimnisse und des Schutzes erst am Abend erreichen. Aber das genügte ihnen, denn die Dämonen würden sowieso erst nachts mit ihrer weiteren Suche beginnen, tagsüber hatten sie Zeit und konnten beinahe ungestört essen.
Müde und von Krämpfen geplagt - die sie sich beim Laufen durch diese groteske Landschaft zugezogen hatten - ließen sie sich auf das plattgedrückte Gras sinken, das es in den einzelnen Verstrebungen, die durch das düstere Moor führten, gab und sofort riss Rocan sich die Stiefel vom Leib. Seufzend rieb er sich die schmerzenden Sohlen und massierte seine Muskeln, damit sie lockerer wurden. Patrinell tat es ihm gleich, aber der Fahrende und der Zwerg taten dies nicht. „Falsches Schuhwerk angezogen, was?“, frotzelten sie und stemmten die Hände in die Hüften. Doch dann ließen sie sich schließlich ebenfalls sinken und verschnauften. Allen hatte die hitzige Tour viel abverlangt und so war es allen nur recht, wenn sie die Pause verlängerten. Sie aßen den letzten Rest ihrer Vorräte auf, tranken den letzten Schluck Wasser, während sie hofften, alles wieder bei nächster Gelegenheit auffüllen zu können. Immer noch rollte über ihren Köpfen der schwere Donner, die Nebelschwaden
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