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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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einer unterirdischen Bodenlosigkeit langsam versank. Zaudernd schob er sich einen der holen Schilfstängel in den Mund, warf Rocan noch einen letzten, musternden Blick zu, und ließ sich dann schließlich ganz in die trübe Schwärze gleiten. Es war ein grotesker Anblick, als sich auch Kingroh sträubend in die Fluten begab. Es sah aus, als würden sie alle freiwillig für ihn sterben, sie versanken, um nicht mehr wiederzukommen. Von dort unten schien eine Wiederkehr unmöglich. Allein die Idee dies zu tun war unglaublich. Vor allem deswegen, da jeder es - bis auf den Zwerg - es ohne zu rebellieren auf sich genommen hatte. Sie würden sich für ihn in die stinkende, dickflüssige Brühe begeben, so lange durchhalten, bis alles vorbei war. Aber würde der Strom der Feinde auch versiegen? Es sah nicht danach aus. Und er, Rocan würde die ganze Zeit am Ufer stehen und warten müssen. Warten auf etwas, das sowieso sinnlos war. Zu viel Zeit würde dabei vergehen. Er konnte einfach nicht glauben, dass dies wirklich Kellens Plan war. Allerdings war es ein Fahrender, der an dieses Leben und diese Art von Geschick gewöhnt war. Für ihn besudelten sie sich, gaben sich voll und ganz dem Moor hin, waren mit der kleinsten Nuance ihres Körpers bei ihm.
    Und während das Heer weiter und weiter auf sie zurollte, bedrängte ihn langsam das Gefühl von leichter Ironie. Er wartete hier darauf, dass der Tod kam, und gleichzeitig wusste er, dass der Tod ohne eine geringste Regung an ihm vorbeigehen konnte...
     
    Rune kletterte geräuschlos wie eine dunkle Bestie den Hang hinauf, krallte seine klammen Finger in kalten feuchten Stein und hievte sich auf Felsvorsprünge hoch. Wind riss an seinen Kleidern und seinen Haaren, während unter ihm das Donnern von Krallen auf Stein, feuchter Erde und sumpfigen Terrain war, bis zu ihm hinauf in die Berge schallte.
    Er wanderte, ohne sich umzusehen, ging beinahe mit geschlossenen Augen, während die Kälte seinen gefrorenen Körper annagte, um ihn langsam zu zersetzen. Er spürte seine Glieder kaum noch, da war nur noch dieses taube Gefühl in ihnen, und eine Flammen in seinem Herzen, die hell loderte und ihn antrieb weiter zu laufen.
    Stück für Stück arbeitete er sich höher, zog sich an schmalen Klüften und Gebirgsnasen vorbei, um auf eine höhere Ebene zu kommen. Etwas, was hinter diesem Stein lag, erregte seine Aufmerksamkeit, rief ihn, und der Mann, der er war, verlangte nach ihm. Es zog ihn an wie der Honig die Fliegen, und er konnte nicht umhin, noch schneller zu laufen. Er war ausgemergelt, dürr, ausgehöhlt von der langen Reise ohne Rast. Er aß nichts, trank nichts, ging nur. Seit Tagen. Seine Bewegungen waren ein monotones Strampeln, wie das von einer Marionette, die an den Schnüren gezogen wurde, ja, genau so fühlte er sich, wie eine Strohpuppe, die nur zum Einen geschaffen worden war. Um zu dienen, zu gehorchen, und immer wieder zu einem zurückzukommen.
    Er hatte die langen Nächte mit dem wunderschönen Mädchen vermisst, und jetzt spürte er, dass sie hier entlang gegangen war, diesen Weg ebenfalls auf nackten Füßen genommen hatte. Zwar hatte er keine Spuren entdeckt, doch das, was er wusste, reichte ihm, trieb ihn voran, zog ihn zu sich. Es war ihre Matrix, die er wahrzunehmen glaubte, dort irgendwo vor sich, so nah, so lieblich... Währen er kletterte schwelgte er in den glücklichsten Träumen und Gedanken, die sein Unterbewusstsein eingenommen hatten, in das er sich schließlich zurückgezogen hatte. Tief verkrochen hatte er sich nahe dem Gedanken, dass er sie wiedersehen würde, ihre zarte, seidigweiche Haut noch einmal streicheln würde. Im Geiste sah er seine eigene Hand über weiße Schenkel gleiten. Er erschauerte in einem Anfall von Luft und Dringlichkeit. Wie von der Tarantel gestochen fuhr er aus seiner Trance hoch, und überwand dich nächsten drei, vier Meter der Welswand in atemberaubender Geschwindigkeit. Sein Geist strotzte vor Übermut, sein vernünftiges Denken war in einen finsteren Mahlstrom geschickt worden, der sich schwarz durch seinen Körper wand.
    Er tat dies alles, ohne es recht zu bemerken. Seine Muskeln brannten, einige von ihnen waren bereits aufgelöst und zerrissen worden, sein eigener Wille ließ ihn dinge tun, an die er vorher nicht einmal zu denken gewagt hatte. Gerade erklomm er einen ziemlich glatten Fels, presste seinen zerstoßenen, jungen Körper eng an das raue Gestein - ohne Sicherung - und fiel nicht einmal. Dabei pulsierte das

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