Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
Vom Netzwerk:
diesen abgestandenen Teichen zu bewegen, obwohl jegliches Leben in dieser Gegend schier unmöglich war..
    Plötzlich erhob sich ein wildes Kreischen von oben, mindestens zwanzig Yard lange Schwingen schlugen in die heißen Aufwinde des Sumpfes, und eine riesige Mischung aus Schlange und Fledermaus segelte mit peitschendem Schwan z über sie hinweg. Auf dem schmalen Rücken der riesigen Bestie hockte einer der Suchenden, ein Schattenwesenähnlicher Wandler, ein Mordgeist, der wieder zum leben erweckt war, und seine eisigen Augen nun auf das Land zu seinen Füßen gerichtet hatte. Sein pechschwarzer Umhang wehte und flatterte im Fahrtwind wie die Flagge einer der Fahnenträger unten im Sumpf. Es war ein geflügeltes Wesen, ganz aus düstren Schuppen, Klauen und Zähnen, Hörner streckten sich in Dreierreihen von dem breiten Schädel zum Heck des Ungetüms hin, und dunkler Rauch stieg aus den Nüstern des fliegenden Rosses. Höllisches Feuer glomm in den kleinen Augenschlitzen auf, umrandet von Hornplatten wie die Schattenwesen von Chitin. Ein obsidianschwarzer Blitz am Himmel, ein donnernder Pfeil, der kommen würde, um zu vernichten. Es war ein schwarzer Drache, Laurus-Davor [31] , in der Sprache der Elfen.
    Rocan erschrak, wankte einige Schritte zurück, und hätte beinahe vergessen weiter zu summen, als sich die Tarnung seines elfischen Duftes nach Ölen und Gewürzen aufzulösen begann. Hastend stimmte er ein neues Lied an, ließ die Töne verwoben mit Magie in den Wind gleiten, wo sie dann von einer göttlichen Hand zu seiner Umgebung gemacht wurde. Er passte sich an, eignete sich den Geruch jedes einzelnen Schilfrohrs an, bis er schließlich genau so stank, wie er fand. Aber in diesem Moment machte es ihm nichts. Es war nur von drittrangiger Wichtigkeit. An erster Stelle stand das Aufpassen auf seine Gefährten - die keinen Ragón besaßen -, an Zweiter war der dunkle Reiter am aufklarenden Morgenhimmel. Trotzdem lief es ihm bei der Sichtung dieses Geschöpfes in eiskalten Schaudern den Rücken hinunter, jedes noch so kleine Haar an seinem feuchten Körper sträubte und er bekam eine Gänsehaut. Frostige Tropfen Regenwassers liefen in seinen Kargen und rannen zwischen seinen Schulterblättern hindurch. Auf seinem ganzen Leib prickelte es unangenehm, und er verbarg ein leises Ächzen, indem er die Melodien, die seine Anwesenheit verheimlichten, lauter werden ließ.
    Auf einmal kam Rocan der Gedanke, was passieren würde, wenn einer der Schattenorks das Seil entdeckte. Was würde er dann tun? Würde er tatenlos zusehen, wie dieser es durchtrennte? Oder würde dieser überhaupt kapieren, was es mit der Leine aus Seegras auf sich hatte? Fröstelnd schüttelte er den Kopf, während ein weiteres Mal der dunkle Schemen über ihn hinwegglitt, er konnte und wollte sich nicht ausmalen, was passieren würde, er wollte nur hoffen, dass Kellens Plan funktionieren würde, am meisten wünschte er sich das von dem genannten zweiten Teil, über den er nicht informiert war. Orgama hatte nur gesagt, er solle seine Magie bereit halten. Gut, das tat er auch, aber wie sollte er es tun? Wieder verneinte er mit einer Geste, und begann sich auf die drei Halme zu konzentrieren. Sein Blick war starr, seine Stimme blieb gleich, und er regte sich nicht, versuchte erst gar nicht an etwas anders als an seine Tarnung zu denken.
    Dann, ein Platschen.
    Markerschütternd.
    Laut.
    Durchdringend.
    Erschreckend.
    Schleimiges Wasser spritzte auf, so, als wäre ein tonnenschwerer Felsen in das brackige Wasser gestürzt, dort, wo eben noch die drei Atemröhren aus dem schimmligen Morast aufgeragt waren. Und er erstarrte zu einer steinernen Figur, als er statt seiner Freunde, die sich aus dem Schlick wanden, widerlich verdreckte, abgerissene Kerle erblickte, wandelnden Leichen gleich, die sich aus ihren Gräbern erhoben. Und im nächsten Moment verstand er. Ein leichtes Grinsen rang sich auf seine schmalen Züge, und er stimmte sein Lied zu einer neuen Kakophonie aus unglaublich hohen, schrillen Tönen an, so fein, dass sie nur von Hunden oder Vögeln gehört hätte werden können. Tatsächlich schreckten einige Raben auf, die sie - warum auch immer - im Geäst der Zypressen versammelt hatten, und stoben krächzend davon. Rocan spielte mit dem Zauber, wickelte die Gestalten in Trugbilder, ließ ihre Züge wachsen und sich auf groteske Weise ausdehnen, verzog ihre Stirn und veränderte ihr Haar. Viel musste er nicht tun, denn die Gefährten waren sowieso

Weitere Kostenlose Bücher