Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Kerze stand. Wachs tropfte in stetigem Fort herab und zauberte ein sinnliches Tropfenmuster auf die Oberfläche. „Es wird nicht vorbei sein!“ Er sog di Luft scharf durch die Nasenlöcher ein. „Nicht heute! Wir werden siegen!“ Er klang gereizt.
Wye zuckte fast unmerklich zusammen. „Habt Ihr einen Plan?“, fragte er dann. Natürlich wusste er von ihm, aber er wollte den anderen noch skeptischen Beiwohnenden die wahre Größe des Geistes Óus’ beibringen, und das so theatralisch wie möglich. Es sollte dramatisch sein, beinahe unglaublich wirken, aber möglich sein. Sie sollten begeistert ein, und er würde sie überzeugen, worauf sie ihm willenlos folgen würden... Er verkniff sich ein schelmisches Grinsen, auch wenn er wusste, dass er in so einer Situation nicht einmal daran hätte denken dürfen.
„Was will so einer mit einem Plan?!“, schnauzte Darin und wendete sich verächtlich ab, ging ein paar schritte durch den dämmrigen Raum, bis er bei einer Terrasse des typischen Elfenbaus stehen blieb und - den einen Arm um sich gelegt - in den Diesigen, sonnenlosen Himmel hinaussah. Von hier war es unmöglich den Sonnenuntergang zu erblicken, und deshalb erschien alles in einer geisterhaften Karikatur seiner selbst, Bäume in segnenden Gebärden wurden zu schwarzen, beflügelten Teufeln mit ausgestreckten Klauenhänden. Auf einmal beschlich die Wye die Befürchtung, dass es sich bei diesem Anblick wirklich um ein dunkles Wesen handelte. Es war, als würde ihm kälter, der Wind schien allein für ihn erneut aufzufrischen. „In einer Zeit vor diesen sogenannten ‚Königen’“, er spie das Wort verächtlich aus, „gab es Krieger, die wahrhaftig an etwas geglaubt hatten. Aber jetzt, da unsere Königin nicht mehr unter uns ist, verfliegt unsere magische Macht in alle Richtungen. Was ist mit der Zeit, in der das Elfenblut noch voll angefüllt mit der Macht der Elemente war, als sie den Herbst und somit die ewige Ernte in unser Land brachten? Was ist mit dieser Art von Kraft?“ Verrückt lachend warf er den schwarzbehaarten Schädel hin und her. „Nein, nein. So etwas gibt es nicht mehr. Die Zeit hat es zerbröseln lassen und aus dem einstigen Traum einen Alptraum gemacht. Das ist es doch, was wir hier sehen. Einen Alptraum!“ Plötzlich klang seine arrogante Stimme wehleidig und schwach, angemessen seiner körperlichen Situation: „Was glaubt Ihr, Eszentir, mein König? Werde ich aufwachen, wenn ich mich kneife. Wird eine bessere Welt um mich herrschen? Eine Welt mit Gesetzen, die ich...“ ,er suchte nach dem passenden Wort, „... verstehe?“ Dann blickte er den neuen König aus seinen dunklen, stechenden Inselbewohneraugen an, kalte Blitze schienen zu funkeln.
Er hatte dies ruhig gesagt, leise, mit schwacher, von krankheit geplagter Stimme, und man konnte regelrecht fühlen, dass das schwarze Wesen einen Teil seines Selbst gestohlen hatte, in beraubt und ausgebeutet, wie ein Dieb den Geldsack eines mächtigen Herren. „Sie liegt bereist in Euch.“, sagte er dann, und seine Stimme war kalt und frostig wie Eis, kalt wie sein Blick, kalt wie sein Erscheinen nach all diesem Tod, aber dennoch auf eine nie gekannte Weise beruhigend. Der andere drehte sich zu ihm hin, blickte ihn beinahe fassungslos an, wie man einen Verrückten mit seinem inneren Auge betrachtet, der gerade etwas ekelerregendes angestellt hat, und noch darüber fröhlich ist. Es war, als würde sich seine körperliche Behinderung mit seinem Blick in den anderen übertragen, aber die Worte waren war, und der Elf erläuterte es ein zweites Mal: „Es ist bereits in Euch, Flugreiter. Es steckt in Euren Gebärden, in Eurer Kraft. Ihr erschuft in euren Gedanken eine eigene Welt, so, wie Ihr sie Euch wünscht. Aber manchmal muss man einfach über die Grenzen gehen, um den Wunsch mit der Wirklichkeit zu vermischen. Und dann entsteht etwas, was man Glück und allumfassende Liebe nennt. Es ist wie sich Gott in allem vorstellen, und ihn lieben.“
Twron senkte demütig das Haupt. „Ihr seid wiese geworden, Herr. Weise geworden in der Zeit eures Fortbleibens von diesen ewigen Rotwäldern.“ Er musterte den anderen. „Wenn es nötig ist, werdet Ihr mein Schwert haben, und noch mehr: Ich vermache euch meinen Arm und erkläre mich als tot geweiht. Er gehört nun euch, mein letztes Werkzeug, die letzte Verkörperung meines Willens. Nehmt ihn als ein Geschenk.“ Er kniete sich auf den kalten Granitboden, legte das Schwert vor seien Brust, sein
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