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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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baute sie sich vor ihnen auf, gehüllt in die Paradeuniform der Südländer, schlang und mit festem Körper, muskulös und unnachgiebig, von endlosem Schwertertraining gestählt. Sie war eine Frau voller Energie und Tatendrang, stark mit einer eindringlichen, schneidenden Stimme, sodass sogar die Männer vor ihr erzitterten, wenn sie die Hand zum Schlag hob. Einzig Vivren war einer der wenigen gewesen, der es mit ihr hatte aufnehmen können, wie er es übrigens mit vielen hatte aufnehmen können. Sie deutete ein Nicken an. „Mylord, General,“ - Wye war dazu ernannt worden - „Clansmann, Heiler, ich bade mein Haupt in Unschuld.“ Erst jetzt neiget sie ihr Kopf herab, und Eszentir fiel auf, dass sie feinen silbergoldenen Kopfschmuck trug, eingeflochten in ihr feines, dunkelblondes Haar. „Ich konnte nicht abändern, dass die Truppen der Orks unseren Palast einnehmen, morgen werden die Schattenorks an den Wall klopfen, und wir werden unter der Flut ihrer Scharen fallen. Es ist vorbei, mein König!“ Ihr letzter Satz war eine gehauchte, weinerliche Feststellung.
    „Nichts ist vorbei!“ Ermutigend legte er Garrian die Hand auf die Schulter. Aus der arroganten, hochnäsigen Befehlshaberin war eine wahre Dienerin des Volkes geworden, die nun auch um jedes bangte, denn der Krieg verändert Leute, egal in welchem Zusammenhang, körperlich wie geistig. „Das Elfenreich wird nicht untergehen, es war nicht unsere letzte Schlacht! Und wenn wir fallen, werden wir uns wie aufrappeln, bis der Feind bezwungen ist!“ Sie schluchzte, feien Tränenschnüre benetzten ihre hellen Wangen. „Und auch, wenn es noch so aussichtslos erscheint, werden wir uns nicht ergeben!“ Sein Gesichtsausdruck war wie steinern, bekräftigend, inbrünstig und voller Stolz. In seinem Blick lag etwas, was ihr klarmachte, dass er es nicht duldete, dass er in seiner Strenge befahl, dass sie es schaffen werden.
    Aus tränenverschleierten Augen blickte sie ihn an, ihr Antlitz völlig entstellt, Perlen ihrer Trauer mischte sich mit Schminke, die sie auftrug, um ihre Augen dunkler und anziehender zu machen, geheimnisvoller, aber jetzt wurde diese Barriere der Finsternis zerstört, und das Resultat ergoss sich über ihre Züge. „Was werdet Ihr unternehmen...?“ Ihre Hand wanderte zu ihm, legte sich auf seinen Nacken und wollte ihn zu sich heranziehen. Ihre Finger spielten mit seinen langen, seidigen Haaren. „Was werdet Ihr tun...?“ Sie klang verweint, schlaff, bar aller Stärke. Und sie rochen und betrachteten mit sich einem Verständnis, dass vor ihnen noch keiner besessen hatte.
    „Ich habe einen Plan!“, erklärte der andere, schluckte den Kummer herab, ohne zu wissen, woher er kam. Vielleicht wollte er das seelische Leid mit ihr teilen, wollte ihr hälfen all dies zu verdauen, all diese schlechte Botschaft von Tod und Vernichtung. Das Land würde sterben, und sie würden dabei zusehen, untätig, unentschlossen, beraubt aller Gefühle...
    „Wir müssen aufbrechen, Sir!“ Wye hatte sich wiegend heranbewegt, den König an der Schulter berührt und ihn aus verständnisvollen Blicken gemustert. Sein neuer Haarschnitt und der karge Vollbart, den er sich hatte wachsen lassen, machten aus ihm einen ganz neunen ‚Menschen’, aber ja, er wirkte jetzt menschlicher, stärker und breiter, ganz das Gegenteil von der jämmerlichen, dürren Gestalt, die er in den Sälen von Rovanion gewesen war. Er war - wie man so schön sagt - erwachsen geworden.
    Eszentir s Blicke lösten sich nur kurz aus der Vereinigung seiner und ihrer Augen, um seine Aussage zu registrieren, dann aber starrte er weiter in diese unendliche Tiefe ihrer Teiche, in denen sich die Sterne wiederspiegelten, silberweiße Punkte auf schwarzem Grund. Und in ihm keimte etwas auf, eine Flamme loderte höher, war einfach mehr, als er vorher gespürt hatte, es war, als wäre er in eine ganz neue Vielfalt von Empfindungen hineingeboren worden, als bekämen die Farben, Schattierungen und Nuancen in seinem ganzen Leben lauter neue Bedeutungen, und mit einem Mal, betrachtete er die Welt mit solcher vollständigen Liebe, dass sie ihm warm umfing, umarmte, und barg, wie einen geheimnisvollen, wertvollen Schatz...
     
    Am Mittag ritten sie los, überquerten nach vier Stunden stetigen Trabens den Fluss Warmakin und hielten sich dann an dessen östlicher Seite, bis sie eine große, ausgetrampelte Straße betraten, die völlig mit feingestreutem Kies bedeckt war. In den bunten Bäumen zwitscherten noch

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