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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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bedauerlich war, denn dieser hatte, zumindest für eine Weile, nicht nur die nach Schweiß, Wein und altem Durchfall riechenden Ausdünstungen der versammelten Offiziere überlagert, sondern auch den penetranten Gestank von Ursus’ dakischem Wolfspelz erträglicher gemacht.
    Die Berge standen momentan im Brennpunkt des allgemeinen Interesses. Auf den tiefer gelegenen Hängen des höchsten Berges war erst kürzlich eine Ansammlung winziger, dicht zusammengedrängter Zelte, liebevoll nachgebildet aus Lederresten und kleinen Stöcken, arrangiert worden, um die genaue Lage des Legionslagers zu markieren. Davor lagen, in exakten Reihen angeordnet, die Kennzeichen von zwei Legionen und vier Kavallerieflügeln sowie Zählwerke, welche die jeweilige Anzahl der Männer anzeigten.
    Corvus und Ursus waren die Letzten, die sich im Pavillon des Gouverneurs einfanden. Der Sekretär des Gouverneurs war ein ehemaliger Legionssoldat mit gebrochener Nase und schütter werdendem Haar, der im Kampf sein rechtes Bein verloren hatte und der daraufhin, nachdem er nicht mehr reiten konnte, lesen und schreiben gelernt hatte. Bei dem Luftzug, der den Eintritt der beiden Neuankömmlinge begleitete, blickte er auf. »Wie viele?«, wollte er wissen.
    »Dreihundertundvierzig, die fähig sind zu reiten. Davon wiederum dreihundert, bei denen ich mich darauf verlassen würde, dass sie voll einsatzbereit sind.«
    »Offiziere?«
    »Allesamt dienstfähig, mit Ausnahme eines Standartenträgers, und den könnte ich wahrscheinlich auch wieder auf Trab bringen.«
    »Wirklich?« Eisig schien dieses Wort in den Raum zu fallen und löste unter den versammelten Offizieren vorübergehendes Schweigen aus. Es kam aus dem Munde eines einzelnen Mannes auf der gegenüberliegenden Seite der Gebirgskarte. Suetonius Paulinus, fünfter Gouverneur der kaiserlichen Provinz Britannien von Neros Gnaden, war so durch und durch römischer Abstammung, dass er seine einst dem Senat angehörenden Vorfahren bis zu einer Zeit zurückverfolgen konnte, als es noch gar keinen Senat gegeben hatte. Folglich war er ein kleiner Mann, gepflegt und frisch rasiert und äußerst penibel in seiner Reinlichkeit. Sein Haar hatte die Farbe dunklen Eichenholzes und war an den Schläfen von feinen grauen Fäden durchzogen, während es sich oben auf dem Kopf bereits ein wenig lichtete. Seine Augen waren braun und blutunterlaufen, und seine Nase klagte über die kalten Winter und die Feuchtigkeit, die in Britannien herrschten.
    Er saß auf einem geschnitzten, mit scharlachrotem Stoff drapierten Eichenstuhl und trug seinen Paradebrustharnisch, und das in einem Zelt, in dem menschlicher Atem und menschliche Darmwinde im Verein mit der stickigen Hitze der Kohlebecken die Luft zum Schneiden dick gemacht hatten. Ohne sich von seinem Platz zu erheben, winkte er Corvus zu sich, woraufhin dieser näher trat.
    »In jedem anderen Flügel sind mindestens die Hälfte aller Offiziere derart geschwächt, dass sie nicht fähig sind zu reiten. Die Männer sagen, obgleich nur dann, wenn ich nicht in Hörweite bin, dass die Geister der Toten sich an den Seelen derjenigen gütlich tun, die schon am längsten hier im Lande sind, und das sind bekanntlich stets die Zenturionen und Dekurionen, die Standartenträger und die Gestütsleiter. Ihr glaubt das nicht?«
    »Mit Verlaub, nein, Eure Exzellenz. Nein, das glaube ich nicht. Ich bin schon so lange Zeit in dieser Provinz wie kein anderer in dieser Armee. Wenn das, was die Männer behaupten, stimmte, würde ich jetzt in meinem Zelt liegen und langsam, aber sicher dahinsiechen, während mir die Innereien unaufhörlich zum Hintern hinausliefen. Was ich aber ja, wie man deutlich sehen kann, nicht tue.« Corvus lächelte neutral. »Ich bin wie immer voll einsatzfähig und bereit, dort zu dienen, wo ich am besten von Nutzen sein kann.«
    Der Blick des Gouverneurs schweifte von Corvus zu seinem Sekretär, dann zu seinen beiden Unterfeldherrn und einem der Stabsunteroffiziere, von diesem zu dem Hundeführer vom Stamm der Atrebater und, liebevoll, zu den Hunden, und von dort aus schließlich wieder zurück zu seinem Sekretär, der wortlos nickte. Der Mann nahm eine Veränderung an der Gebirgskarte auf dem Fußboden vor, indem er eine kleine Figur in Form eines Pferdes von der Stelle, wo das Versammlungslager des Gouverneurs lag, zu den Ufern der Meerenge hinüberschob.
    »Ich wünsche, dass eine Vorausabteilung die Anlegeplätze der Fähre abriegelt. Laut Aussage der örtlichen

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