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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Spione und der drei feindlichen Krieger, die kürzlich verhört wurden, legen die Fähren von der gottverfluchten Insel nur an einem von zwei Landungsplätzen an, und beide sind ganz in der Nähe. Ich wünsche, dass Ihr Euch dorthin begebt und die Anleger an beiden Stellen gegen Angriffe sichert: Keiner darf ohne meine ausdrückliche Genehmigung zur Insel hinübergelangen oder diese verlassen. Wenn Ihr das erledigt habt, erstattet mir Bericht, und dann schicke ich Euch die Männer und die notwendigen Mittel, um die Leichter zu bauen, die uns über die Meerenge befördern werden. Kurz darauf werden die Bataver zu Euch stoßen, um die Strömungsverhältnisse zu beobachten und zu überlegen, wie man die Pferde hinüberschwimmen lassen könnte. Denn wir können sie schließlich nicht in den kleinen Booten transportieren, die wir für die Legionssoldaten bauen werden, das wäre viel zu riskant. Wenn die Leichter schließlich gebaut sind und die Legionen wieder zu ihrer alten Schlagkraft zurückgefunden haben, werden auch wir uns zu Euch gesellen.«
     
    »Haben wir uns vielleicht danach gedrängt, das hier zu tun?«
    Diese Frage kam von Ursus, der linkerhand von Corvus zu Pferde saß. Vor ihnen - zwischen dem Strand, an dem sie standen, und jenem nebelverhangenen Uferstreifen in gar nicht einmal so weiter Ferne, der den einzigen Teil der Insel der Götter ausmachte, den sie vom Festland aus sehen konnten - wogte das wilde Meer. Die zwei Anleger, die zu den Hufen ihrer Pferde in die See hineinragten, waren von bewaffneten Hilfstruppen besetzt. Schon jetzt verfluchten die Soldaten die Kälte, den salzigen Wind und die Schreie der Möwen, die nur allzu sehr wie das unheimliche Heulen und Wehklagen der Toten anmuteten.
    »Flavius wird Euch ebenso sehr dafür hassen, dass Ihr ihn zurücklasst, wie für alles andere«, fügte Ursus hinzu, nachdem er noch immer keine Antwort auf seine Frage bekommen hatte.
    »Flavius hasst ja grundsätzlich alles, was er nicht besitzen kann. Das hindert ihn zwar nicht unbedingt daran, ein guter Offizier zu sein, aber das macht es unklug, ihm irgendetwas Wichtiges anzuvertrauen.«
    Corvus’ Gesicht war bereits ganz weiß vor Kälte und dem Salz, das mit der Gischt der Brandung herübergeweht wurde. Seine Stute zitterte unentwegt, nachdem sie zu hart geritten worden war und dann, obgleich schweißnass, auch noch zu lange in dem kalten Wind hatte stehen müssen. Sie war kastanienbraun und langbeinig, und sie war ein Geschenk des kleinen Mädchens vom Stamme der Eceni gewesen, das der Prokurator hatte kreuzigen wollen, bevor Corvus in letzter Minute in der Siedlung eingetroffen war und den Hinrichtungsprozess mit Hilfe einer Lüge gestoppt hatte. Ursus allerdings konnte sich auf alle diese Ereignisse allerdings nur im Rückblick einen Reim machen und auch dann nur vage.
    Corvus zog sein Pferd herum, lenkte es fort von der See und der Insel, die sich am Horizont abzeichnete, wobei er sorgsam darauf achtete, dass das Tier auf dem rutschigen Felsgestein nicht strauchelte. Ursus blieb, wo er war, um zu beobachten, wie sich mit lautem Donnern die Wellen an den schwarzen Klippen brachen, und sich in den Anblick kleiner Rankenfußkrebse und langer Fetzen von Seetang zu vertiefen, denn beides beruhigte sein Gemüt.
    Er hörte nicht, wie das Pferd seines Vorgesetzten ganz unvermittelt wieder stehen blieb, fühlte nur plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Er zuckte erschrocken zusammen, und seine Seele überlief ein eisiger Schauder, doch dann hörte er Corvus’ ruhige, sanfte, herzzerreißende Stimme:
    »Ich weiß durchaus, was das für ein Gefühl ist, sowohl für dich als auch für ihn. Ich kann die Welt aber nun einmal nicht ändern, und ich kann auch nicht mehr tun, als in meiner Macht steht. Das Einzige, was ich tun kann, ist, Aufrichtigkeit zu versprechen und dass ich mich nach besten Kräften bemühen werde, uns alle am Leben zu erhalten. Übrigens verachte ich keinen von euch beiden. Aber dir vertraue ich, was mehr ist, als ich von ihm sagen kann.«
    Die Hand zog sich wieder von seiner Schulter zurück. Ursus’ Fleisch brannte. In trockenem Ton fügte Corvus noch hinzu: »Bleib nicht zu lange am Meeresrand, wenn du Wert auf eine ruhige Nacht legst. Die Träumer wissen, dass wir hier sind. Und je näher wir ihnen sind, desto leichter ist es für sie, die Ängste, die wir tief im Inneren hegen, zu erspüren.«
    Damit setzte die kastanienbraune Stute sich wieder in Bewegung, trabte weiter über

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