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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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du ebenfalls wiedersehen möchtest. Denn dein Herz gehört nicht nur allein meinem Sohn, sondern noch mindestens einem weiteren Mann, nicht wahr?«
    Ein Corvus wohlvertrautes Gesicht tauchte flüchtig im Nebel auf, er sah südländische, alexandrinische Gesichtszüge. Dann ertönte der Schrei eines Falken, das südländische Gesicht verblasste, und die goldene Statue des Horus tauchte vor seinen Augen auf, sie sträubte ihr Gefieder, legte es dann wieder dicht an den Körper an und musterte ihn aus einem blinzelnden Auge mit scharfem, doch zugleich auch beschützendem Blick. »Ja, es gibt noch einen weiteren Mann, den ich gern wiedersehen würde, nicht aber lieben möchte«, entgegnete Corvus in der Annahme, damit alles gesagt zu haben.
    Luain mac Calma, der Vorsitzende des Ältestenrats von Mona, packte Corvus’ Handgelenke und half ihm, wieder aufzustehen. »Sei nicht so voreilig mit deinen Aussagen darüber, wie du empfinden wirst, wenn das Leben dich nicht mehr länger an sich bindet. Denn alles ist möglich. Alle Liebe wird sich zu einer einzigen vereinigen, wird weitaus mehr als bloß die Spanne eines einzelnen Lebens überdauern - wenn du es dir denn so wünschen solltest. Falls du Valerius aber auch in diesem Leben noch einmal sehen willst, solltest du jetzt wieder gehen. Der Krieg um Mona hat gerade erst begonnen, und der Tod liegt bereits zu schwer über diesem Land, als dass du noch länger gefahrlos hier verweilen könntest.«
    »Gehen?«, fragte Corvus benommen und so naiv wie ein kleines Kind. »Aber wohin?«
    »Steig wieder auf dein Pferd, schwimm zurück ans Festland. Oder überquer die Meerenge in einem Leichter, wenn du lieber noch warten möchtest. Ich denke, schon bald werden einige der Boote wieder frei sein. Und die, die von der Besatzung noch am Leben sind, werden einen Befehlshaber brauchen, der genügend Autorität besitzt, um sie endlich wieder zu sichereren Ufern zurückzubringen.«

XX
    Die Schlacht um Camulodunum begann mit tosendem Donnergrollen, mit Blitzen, die keine Geringeren als die Götter selbst wie Speere gegen die vergoldeten Dachziegel der Stadt zu schleudern schienen, und einem solch sintflutartigen Regen, als hätte der Himmel sich in einen wahren Ozean verwandelt, der nun mit seinen Wassermassen über die Erde hereinbrach.
    Der Angriff wurde eröffnet von Cunomars Bärinnenkriegern, die diese Aufgabe zum einen natürlich um der Ehre willen übernommen hatten, zum anderen aber auch, weil sie diejenigen waren, die ohnehin nur zu Fuß kämpften und darum in der dem Sonnenaufgang vorausgehenden Düsternis bereits sicher über das gefährliche Gelände um Camulodunum huschen konnten. Für die berittenen Krieger wäre ein solcher Vormarsch ohne ausreichendes Tageslicht noch zu gefährlich gewesen.
    Nackt, ohne Fackeln und schon völlig durchweicht von den schier nicht enden wollenden Regengüssen stürmten die Bärinnenkrieger wie eine schweigende Woge der Zerstörung über den langen Abhang hinab zur Hauptstadt Britanniens. Sie rannten über Weideland, das von den Hufen der Herden, die dort den Winter über ausgeharrt hatten, zu einer Art Schlammwüste zertrampelt worden war, eilten vorüber an bereits tief in den Boden gezogenen Ackerfurchen, die nur noch darauf warteten, die Frühlingssaat in sich aufzunehmen, huschten unter dem Triumphbogen hindurch und an dem verwaisten Sockel der Siegessäule vorbei, deren einstige Statue nun zu unzähligen Trümmerstücken zerschlagen auf dem Fußweg lag, und sprangen schließlich leichtfüßig über den ersten der zahlreichen Gräben, die man quer durch die Straßen der Stadt gezogen hatte, um den Pferden der Feinde als Stolperfalle zu dienen.
    Wie schon in den vergangenen fünf Nächten, standen auch in dieser Nacht einige römische Veteranen der Zwanzigsten Legion Wache. Sie verteidigten die Gräben gegen die Banden von Kindern und Jugendlichen, die sich in der Dunkelheit heranzuschleichen pflegten, um die mühevolle Arbeit der Legionssoldaten vom Vortag wieder zunichte zu machen. Männer vorgerückten Alters, die geglaubt hatten, dass die Zeiten der Nachtwachen bereits weit hinter ihnen lägen, hatten Lose aus einem Legionarshelm ziehen müssen - ganz so, wie sie es auch in den Tagen ihres Dienstes in der Legion getan hatten - und dann laut vor sich hingegrummelt, wenn sie verloren hatten.
    Die Männer neben dem ersten Graben, über den die Bärinnenkrieger geeilt waren, hatten bereits die ganze Nacht dort ausgeharrt und waren

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