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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Finger miteinander. Seine Stimme übertönte selbst die heulenden Krieger. »Über die Barrikade rüber! Auf meine Schultern, genauso, wie wir das auch vorhin gemacht haben.«
    Ulla sah, wie Cunomar sich bereitmachte, um den anderen zur Flucht zu verhelfen, und sie verstand. Denn sie war seine Schildkameradin und Seelenverwandte. Sofort eilte sie neben ihn und schrie Mara an: »Hoch mit euch, ehe sie uns sehen!«
    Doch schon setzten die Söldner sich in Bewegung, lösten sich aus der Reihe, die sie soeben noch gebildet hatten, um vorwärtszustürmen. Sie waren überrascht und fühlten sich zugleich betrogen. Denn niemals zogen die Krieger der Eceni sich freiwillig aus dem Herzen einer Schlacht zurück - niemals.
    Ein einziges Mal hatte die Bodicea diese Regel gebrochen, um ihre Kinder, die Kinder ihres Stammes zu retten. Nun mussten diese Kinder sich selbst retten. Und zögerten. Stocksteif stand Mara da, wie betäubt, und wusste nicht, was sie tun sollte. Cunomar brüllte sie an: »Im Namen der Bärengöttin, rette dich! Ulla, du gehst als Erste.«
    Endlich rührte Mara sich wieder. Ulla dagegen würde trotz Cunomars Befehl ganz gewiss nicht als Erste gehen, sie würde ihn nie verlassen, das konnte er ihr ansehen. Er besaß einfach nicht die Macht, ihr Befehle zu erteilen. Außerdem blieb ihm dazu auch keine Zeit mehr. Denn schon hatten die Söldner sie erreicht. Er gab auf, zog sein Messer wieder hervor und erklärte laut genug, dass alle ihn hören konnten: »Nein, ihr habt natürlich recht. Wir treten jetzt ein in den Kreis der Bärin.«
    Er würde sterben. Es gab noch einige Rituale, die er nun eigentlich vollziehen sollte, Anrufungen, die er sprechen sollte - doch stattdessen konnte er nur an Ulla denken, sah im Geiste wieder, wie sie lachend und von einem Blitz in silbernes Licht getaucht vor ihm gestanden hatte.
    Träge und grinsend kam der erste der atrebatischen Söldner auf ihn zu, mit stumpfsinnigem Blick und platter Nase, die Klinge geradeaus nach vorn gereckt, ohne auch nur die leiseste Ahnung davon zu haben, dass er gleich den Sohn der Bodicea tötete.
    Im Stillen sprach Cunomar den neunten, geheimen Namen der Bärengöttin. Da spürte er, wie das Messer in seiner schweißnassen Hand zu rutschen begann, und er fluchte, denn er hatte nur eine einzige Chance, um den Söldner vor ihm niederzustechen. Warm vom Blut eines anderen Mannes quoll ihm der Schlamm zwischen den nackten Zehen empor, und wie in einem Rausch erinnerte Cunomar sich plötzlich wieder an all das, was er in seinem Leben geliebt hatte. Sämtliche Gesichter, Erinnerungen erschienen zeitgleich vor seinem inneren Auge.
    Er trat einen Schritt vor, spannte alle Muskeln an und konzentrierte sowohl seine Gedanken als auch das Sehnen seines Herzens allein auf die Kehle jenes schweren Mannes, der nun auf ihn zugetrottet kam. Cunomars Welt bestand nur noch aus einem winzigen Ausschnitt, und sein letztes Ziel war klar. Am Ende war er selbst erstaunt über die Kraft, die die Todesangst ihm plötzlich verlieh, und er nahm voller Überraschung wahr, wie ihn diese Kraft nun regelrecht emporzustemmen schien, über alles andere hinweg, und wie er beinahe schon zu schweben schien.
    In diesem inneren Schwebezustand verharrend, setzte er zum Sprung an.
    Der Lärm um ihn herum war ohrenbetäubend. Doch trotz des Lärms hörte er mitten im Sprung, wie jemand seinen Namen rief. Er glaubte, dass es Cygfas Stimme gewesen war, und wünschte, er hätte ihr noch gedankt für alles, was sie ihm geschenkt hatte. Doch Cunomar wusste, dass er damit würde warten müssen, bis sie sich in dem Land hinter dem Leben wieder begegneten. Denn nun würde er sterben. Seinen geplanten Messerstoß gegen den Söldner aber hatte er noch immer nicht ausgeführt. Und dennoch erlosch bereits das Grinsen auf dem Gesicht des Mannes. Und noch mehr Blut rann zwischen Cunomars Zehen hindurch, als er bäuchlings im Schlamm landete und nicht etwa auf dem Körper jenes Mannes, auf dessen Kehle er gerade eben gezielt hatte. Cunomar stolperte, streckte schützend seine Hand nach vorn und spürte, wie scharfes Eisen ihm durch die Finger schnitt. Er fluchte.
    Ein flüchtiger Schatten schien über ihn hinwegzugleiten. »Hier! Nimm das, du Idiot! Vierzig von ihnen sind direkt auf dem Weg zu uns. Jetzt mach schon, nimm endlich die Klinge. Und fang was Vernünftiges damit an«, zischte Cygfa, die in diesem Moment fast genauso aussah wie einst ihr Vater und einfach bloß wunderschön war.
    Benommen

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