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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Bärinnenkrieger sich vor einer Schlacht aufzumalen pflegten. Ihre Züge wirkten abgezehrt, die Augen schienen tief in ihren Höhlen zu liegen, doch sie fing Cunomars Blick auf und erwiderte sein Lächeln, und als Cunomar es schließlich geschafft hatte, sich seinen Weg bis zu seiner Mutter zu bahnen, da las er in ihrem Gesicht den gleichen Stolz, den er auch für Ulla empfunden hatte und den er noch nie wirklich in Breacas Gesicht wahrgenommen hatte.
    Die Zöpfe an ihrer linken Schläfe hatten sich gelöst, waren auseinandergezerrt worden von dem Gewicht der Kriegerfedern, die sie dort hineingeflochten hatte. Eine dieser Federn zog die Bodicea nun erschöpft aus ihrem Haar und hielt sie Cunomar entgegen. Die Feder war schwarz, und um ihren Kiel war ein zartes goldenes Band gewickelt, das Zeichen dafür, dass der Krieger, der diese Feder trug, bereits mehr Römer niedergemetzelt hatte, als er noch hätte zählen können.
    »Die hier soll nun dir gehören«, sprach die Bodicea. »Ich habe noch nie versucht, mit bloß vier Kriegern an meiner Seite und vierzig Legionaren vor meiner Nase in den Kreis der Bärin einzutreten.«
    Cunomar spürte, wie er leicht errötete. »Du wärst ja auch nie so dumm gewesen, den Kriegern, die dir in die Schlacht folgten, keine andere Alternative mehr zu lassen als ebendiesen Kreis der Bärin. Ein guter Anführer erkennt die Gefahren, die einem begegnen könnten, bereits im Voraus.«
    Lange und eindringlich blickte sie ihn an. Dann schenkte sie ihm ein mattes Lächeln. »Ein guter Anführer erkennt den Ausweg aus einer brenzligen Lage. Allerdings, zugegeben, schafft er es dann auch, seine Kampfgefährten genau über diesen Ausweg in Sicherheit zu bringen. Vielleicht hätten meine Krieger mir gehorcht und wären über die Mauer geklettert, wenn ich es ihnen befohlen hätte. Aber diese Autorität wirst auch du irgendwann besitzen. Das kommt mit der Zeit. Man kann es nur eben nicht erzwingen. Trotzdem war das eine sehr gute Idee.«
    Das stimmte, und das wusste auch Cunomar, und er wusste auch, dass die Flucht über die Barrikade seine Idee gewesen war und nicht Ullas. Doch es fiel ihm schwer, dieses Lob nun auch anzunehmen - jenes freimütig gegebene und verdiente Lob, nach dem er sich schon so lange verzehrt hatte. Er nahm die Feder entgegen, und seine Hände zitterten, aber er ertrug das Zittern und versuchte nicht, es zu unterdrücken.
    Leider hatte er keine Haare an seiner linken Schläfe, in die er die Feder hätte hineinflechten können, denn um jene Stelle, wo einst sein Ohr gesessen hatte, hatte er einen großen Bogen rasiert. Und dann hatte er auch die andere Schläfe kahl rasiert, einfach der Symmetrie wegen. Cunomar knotete die Kriegerfeder also eifrig in jene schmalen Strähnen, die ihm am Hinterkopf noch verblieben waren. Krieger, die er bereits seit seiner Kindheit kannte, hatten sich überall um ihn herum versammelt. Krieger, die, genau wie er, ebenfalls bereits ihre Erfahrungen im Kampf gesammelt hatten und nun geachtete Kämpfer waren. Außerdem wussten sie alle, was für ein Junge Cunomar einst in seiner Jugend gewesen war - voller Scham versuchte er, die Erinnerung an diesen übellaunigen Burschen von damals wieder zu verdrängen.
    »Was ich aber immer noch nicht verstehe, ist, warum Braint hier ist und die anderen Krieger von Mona«, wandte er sich mit belegter Stimme an seine Mutter.
    Breaca wartete, bis er seine Feder in seinen Schopf geknotet hatte und diese sich flach gegen seinen Hinterkopf schmiegte. Schließlich entgegnete sie in so trockenem Tonfall, dass sie fast schon wie Valerius klang und man nur noch schwer unterscheiden konnte, ob es Belustigung war, die da hinter der Ironie hindurchblitzte, oder Frustration.
    »Weil«, begann sie mit einem Seufzer, »Luain mac Calma sie uns geschickt hat. Er war der Ansicht, dass wir in unserem Kampf um Camulodunum Monas Krieger dringender bräuchten als er. Er, dem in seinem Kampf im Westen die gesamte Schar der Träumer zur Seite steht, Träumer, die allesamt geradezu durchdrungen sind von der mystischen Kraft der Insel der Götter. Und dann hat er ja auch noch Graine bei sich, denn die ist zwischenzeitlich wieder zu ihm zurückgereist. Gegen eine derartige Streitmacht können die Legionen Roms doch bloß unterliegen, oder?«

XXI
    Dichte Rauchschwaden umschlossen die Kämpfer am Strand von Mona.
    Gelblich grau, dick wie Schafswolle und begleitet von einem stechenden Geruch stiegen sie aus den Räuchertöpfen auf und

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