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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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stelle fest, dass du dich weitaus stärker verändert hast, als ich erwartet hatte. Dass du an dem, was du durchgemacht hast, gereift bist, dass Teile von dir zerbrochen sind und andere Teile deines Wesens dafür noch stärker geworden sind als früher, erheblich stärker. Ich sehe dich jetzt ganz klar, und du trägst ein Licht in dir, ein Feuer, das aus deinem Inneren heraus leuchtet, so als ob mit einem Mal ein Umhang von dir abgeglitten wäre, der so etwas wie eine notwendige Verhüllung war, um sowohl dich als auch uns vor der Helligkeit dieses Lichts zu schützen. Ich denke, dass es nicht leicht sein kann, mit dem zu leben, was du geworden bist, aber ich denke auch, dass du nun etwas gefunden hast, wofür es sich zu kämpfen lohnt, etwas, das du vorher noch nicht kanntest?«
    »Das habe ich, ja.«
    Es war schon sehr spät; sie hätten längst schlafen sollen, und doch war keiner von ihnen dazu imstande. Sie legten noch etwas mehr Heidekraut ins Feuer, rückten noch dichter zusammen und streckten sich dann schließlich auf dem Boden aus, wo sie Kopf an Kopf nebeneinander lagen. Und zum ersten Mal, seitdem sie den Traum gehabt hatte, erzählte Breaca von der Prophezeiung der Ahnin, von der Frage, die sich ihr dadurch gestellt hatte, und von der Heilung, die sie schließlich in der Antwort auf diese Frage gefunden hatte.
    Später, als Ardacos sich mittlerweile schon sehr lange Zeit nicht mehr gerührt oder die Augen geöffnet hatte und Venutios ohnehin so dicht mit seinem Kopf an dem ihren dalag, dass die Worte, die er und Breaca wechselten, kaum lauter als ein Atemhauch waren, zeigte sie ihm den Ring, den Cunobelin ihr einst geschenkt hatte, und versuchte, in Worte zu fassen, wie es für sie war, das Andenken des Sonnenhunds zu ehren und das Versprechen, das damit einherging. Wie er im Geiste bei ihr war und dennoch kein Teil von ihr, so wie es die Träumerin der Ahnen inzwischen geworden war. Wie die Nähe zu ihm letztendlich auch ihr Verständnis vom Tode verändert hatte, obgleich sie schon ihr ganzes Erwachsenenleben lang auf der Grenze zwischen den Welten gelebt hatte.
    Venutios war weise und erfahren; er war einmal Ranghöchster Krieger von Mona gewesen und wusste, wie es war, für etwas noch Bedeutenderes zu kämpfen als Leben und Blut. Schweigend hörte er Breaca zu, bis ihr schließlich irgendwann die Worte ausgingen, und am Ende stellte er ihr eine einzige Frage, doch er bedrängte sie nicht, als sie nicht in der Lage war, diese Frage zu beantworten.
    Noch eine Weile später, als Venutios sich zu einem anderen Feuer begeben hatte, um endlich zu schlafen, machte Breaca es sich im Windschatten eines großen Felsbrockens bequem, den Kopf auf ihre Satteldecke gebettet und Stone eng an ihre Seite geschmiegt, um seine Wärme zu spüren. Und dann lag sie noch eine Zeitlang so da und starrte zu den Sternen hinauf und stellte sich genau dieselbe Frage. Irgendwann schlief sie schließlich ein, ohne eine Antwort gefunden zu haben.
    Als sie bei Tagesanbruch aufwachte, war sie noch immer nicht klüger als zuvor.
    Das Feuer war zu einem Häufchen rot glühender Asche heruntergebrannt und spendete lediglich dann noch einen kleinen Rest von Wärme, wenn sie die Hände so nahe an die Glut hielt, dass sie sich fast die Haut verbrannte. Breaca legte trockene, abgestorbene Blätter nach sowie eine Handvoll der feinsten Heidekrautwurzeln, die sie finden konnte, und schürte dann behutsam die Flammen, bis diese emporzüngelten und ihr in die Finger zu beißen drohten und sie das Feuer getrost sich selbst überlassen konnte.
    Hinter ihr entzündete die Sonne gerade ihr eigenes Feuer. Das Schauspiel des Sonnenaufgangs war hier noch prächtiger und beeindruckender als im Süden, weil der rot glühende Sonnenball direkt unterhalb des Felsmassivs zu schweben schien, sodass es so aussah, als ob Breaca von der Klippe aus mit nur einem Schritt in das Herz des Feuers hineintreten könnte. Sie stand auf dem kalten Stein, beobachtete, wie die Götter ihren himmlischen Ofen anheizten, und stellte ihnen Venutios’ Frage.
    Rotes Feuer verwandelte sich in Gold, dann in Weißgold, doch die Antwort, auf die Breaca so sehnsüchtig wartete, blieb aus. Die dünne Schicht Raureif, die das Gestein um sie herum wie mit hauchfeiner Spitze überzog, schmolz unter den wärmenden Strahlen der Sonne dahin. Aus einer hochgewachsenen, schlanken Kiefer stob plötzlich ein Schwarm Krähen auf. Der Himmel verfinsterte sich jäh, verdunkelt von einer

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