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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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werden.«

XXXIV
    »Hawk?«
    Doch Hawk war nirgends zu sehen. Stattdessen war plötzlich ein Dutzend Krieger vor der kleinen Reisegruppe aufgetaucht. Die Krieger waren allesamt etwa in mittleren Jahren und hatten sich rechts und links der Straße aufgebaut, dort, wo gerade eben noch bloß der Morgennebel, Felsgestein und einige Nesselpflanzen gewesen waren und natürlich die Spuren der zuvor hier entlangmarschierten Legion.
    Unter den Kriegern befanden sich keine Frauen, das Dutzend bestand allein aus Männern. Sie waren von sehr muskulöser Statur, bis auf ihre Messergürtel vollkommen nackt und mit roter Tonfarbe bemalt, die in geraden Linien von den Fußknöcheln bis hinauf zu den Brauen verlief und von den Achselhöhlen bis an die Handgelenke. Ihre Kriegerfedern stammten von Rothennen und waren an den Kielen mit schwarzem Band umwickelt. Das Haar der Männer war ganz steif von dem roten Ocker, den sie über ihre Köpfe verteilt hatten, und in zwei Partien aus der Stirn nach hinten gestrichen worden, sodass es so aussah, als trügen die Männer Hörner. Ihre Gürtel waren aus rotem Hirschleder, und die Messer, die darin steckten, trugen als Griffe Geweihenden.
    Seit ihrer Vergewaltigung hatte Graine keinen nackten Mann mehr gesehen. Nun, umschlossen von einem Schleier aus Panik und Übelkeit, erkannte sie, welche stille, doch unaufhörliche Mühe es ihre Gefährten gekostet haben musste, immer darauf zu achten, dass kein Mann sich jemals wieder nackt vor ihr gezeigt hatte. Und sogar jetzt, während augenscheinlich feindliche Krieger sich um sie schlossen, war Dubornos noch so fürsorglich und mutig, rasch sein Pferd zwischen Graine und die Männer zu drängen, um ihr den peinigenden Anblick zu ersparen.
    Doch es war zu spät. Aber immerhin hatte Dubornos es versucht, und dafür liebte Graine ihn. Sie senkte den Blick, starrte auf die Mähne ihres Pferdes und atmete hastig und mit geöffnetem Mund. Dann spürte sie Bellos’ Hand zwischen ihren Schulterblättern, erahnte die Eindringlichkeit, mit der er sie zur Ruhe zwingen wollte und sie davon abzuhalten versuchte, sich nun in einen emotionalen Ausbruch hineinzusteigern.
    Plötzlich befand sich auch Gunovar wieder an ihrer Seite, die Umhangkapuze ganz bewusst weit über die Schultern zurückgeschoben, sodass man ihre Narben und ihren Stirnreif aus Birkenrinde, das Zeichen der Träumer von Mona, erkennen konnte. Mit donnernder Stimme, ganz so, als befände sie sich gerade auf einer Versammlung im Großen Rundhaus und spräche zu dem Rat der Ältesten, erklärte sie: »Wir begleiten die Tochter der Bodicea. Sie war nach Mona gereist, um sich dort von der Vergewaltigung durch Rom zu erholen. Nun wird sie wieder gebraucht, um ihre Aufgabe im Krieg gegen die Legionen zu erfüllen. Wollt ihr ihr etwas zuleide tun?«
    Die Männer schwankten vor und zurück, wie Birken in einer sanften Brise, und schwiegen. Nach einer Weile entgegnete einer der Männer: »Niemals dem Kind der Bodicea wehtun.« Schwer drang durch seine Stimme die Mundart der Ahnen, ganz so, als ob dieser Mann nicht den Albtraum unter Rom hatte durchleiden müssen oder die Kriege zwischen den Stämmen, die davor stattgefunden hatten.
    »Dann dürfen wir also passieren?«, fragte Gunovar.
    Weit hinter den Männern, versteckt zwischen den Bäumen, tauchte plötzlich Hawk auf. Graine entdeckte ihn sofort, und auch Dubornos sah den Jungen. Rasch wandten sie die Köpfe jedoch wieder ab, blickten in die entgegengesetzte Richtung.
    Abermals und fast wie in Trance wogten die rot bemalten Männer vor und zurück und streckten sich dann zu ihrer ganzen Größe. Und es war der gleiche Mann, der antwortete: »Tochter der Bodicea darf weiter. Allein. Oder sie soll warten mit dir und deinen Männern.«
    Niemals wäre auch nur einem aus der kleinen Reisegesellschaft von Mona der Gedanke gekommen, dass Fremde Efnís, Dubornos oder gar Bellos für Gunovars Männer halten könnten. Laut schien dieser befremdliche Gedanke zwischen ihnen allen zu hallen. Und auch der Wortführer der Hirschkrieger erkannte dies. Er trat auf Gunovar zu, hob die Hand und legte dann den Handballen gegen ihre Stirn. Anschließend fuhr er ihr mit Zeige- und Mittelfinger vom Haaransatz bis zu den Brauen, sodass über dem Stirnreif der Träumerin nun in roter Lehmfarbe ein horizontaler, etwas verschmierter Streifen prangte sowie zwei vertikale Linien.
    »Gesegnete des Gottes«, sprach der Krieger. »Dienerin des Gottes. Gezeichnet von Rom und

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