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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Nicht alle Änderungen werden auf Verständnis stoßen, aber sie sind wichtig, wenn wir diese Prüfung überleben wollen. Denke daran, dass ich nur unser Bestes will, wenn wieder einmal jemand versucht, dich gegen mich aufzuhetzen.« Er schwieg einen Moment, als sei er sich nicht sicher, ob er fortfahren solle. »Oder gegen den Schattenlord. Vieles von dem, was er anstrebt, ist vielleicht nicht so schlecht, wie du glaubst.«
    Rimmzahn streckte die Hand aus und gab Luca einen Klaps auf die Wange, nicht hart genug, um wehzutun, aber zu hart, um freundschaftlich zu wirken. »Und jetzt lauf nach Hause oder spiel mit deinen Missgeburten. Du wirst schon früh genug erwachsen werden und dich mit Dingen auseinandersetzen müssen, die dir im Moment zu hoch sind.«
    Luca fühlte sich gedemütigt. Wortlos wandte er sich ab und ging zurück zum Platz. Ein Teil von ihm war erleichtert, dass die Begegnung vorüber war, ein anderer bezichtigte sich selbst der Feigheit. Rimmzahn war wie ein Panzer über ihn hinweggerollt, und er hatte sich nicht dagegen gewehrt.
    Damit ist es noch nicht vorbei, dachte er. Ich weiß, was ich gesehen habe.
    Die Tür zu der Hütte, die er sich mit seinem Vater und Sandra teilte, stand offen. Luca trat in den Lichtkegel der Öllampe, die auf einem kleinen Tisch stand, und sah sich um. Zu seiner Erleichterung war Sandra nicht da. Sie kam abends meistens recht früh nach Hause und stand am nächsten Morgen ebenso früh wieder auf - eine weitere Veränderung, die Luca seltsam erschien. Vor einigen Wochen hatte man sie selbst mittags nur schwer aus dem Bett bekommen.
    »Da bist du ja«, sagte sein Vater Felix. Er saß auf dem einzigen Stuhl in der kleinen Hütte und trank Tee aus einem Holzbecher. Der Dampf, der daraus aufstieg, roch süß und nach Früchten, für die Luca keinen Namen hatte.
    »Ich muss dir was erzählen, Papa.«
    Felix seufzte. Seit einiger Zeit zog er sich immer stärker in sich selbst zurück. Er vermisste seine Frau so wie Luca seine Mutter, aber er ging mit der Ungewissheit schlechter um. Wenn die Iolair ihn nicht zum Arbeitsdienst auf dem Feld einteilten, saß er in der Hütte und grübelte.
    »Wenn es um Sandra geht ...«, begann Felix.
    »Nein.« Seine Schwester war ein ständiger Streitpunkt zwischen ihnen. Sandra hatte sich verändert, war zu einer dauergrinsenden Heiligen geworden, die salbungsvoll redete und versuchte, allen zu helfen - und sie zu küssen. Luca hatte den Verdacht geäußert, dass es diese Küsse waren, die auch andere passiv und lethargisch machten. Cedric, Simon und Jack hatten das ernst genommen. Für die Iolair aber gab es genügend andere Probleme.
    Luca lehnte sich neben seinem Vater an die Kommode, in der sie ihren wenigen Besitz aufbewahrten. »Es geht um Rimmzahn.«
    »Was ist mit ihm?« Felix wirkte aufmerksamer. Seine Abneigung gegen den Schweizer war eine der wenigen Möglichkeiten, ihn aus seiner Lethargie zu locken.
    »Ich glaube, er ist der Schattenlord.«
    Luca wartete, wie seine Worte wirken würden. Sein Vater nahm den Holzbecher und betrachtete den Tee darin.
    »Das ist eine gewaltige Anschuldigung, mit der du das Leben eines unschul..., nein, er ist alles andere als unschuldig - also eines Mannes ruinieren könntest«, sagte er dann. »Hast du irgendwelche Beweise?«
    »Nur das, was ich gesehen habe.« Luca war froh über das Interesse seines Vaters. Dass er nachfragte, bewies, dass er zumindest für den Moment aus seiner Grübelei erwacht war und Anteil an dem nahm, was um ihn herum geschah. »Ich wollte mit Rimmzahn über Sandra reden.«
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten. Er hat zu viel Macht, Luca. Es ist gefährlich, ihn zu provozieren.«
    »Lass mich doch mal ausreden, Papa. Ich bin ja gar nicht so weit gekommen.« Luca sah seinen Vater an. Im Licht der Öllampe erschien er älter, als er eigentlich war. »Rimmzahn kam aus dem Wald, aber er wirkte anders. Da war so ein merkwürdiger Glanz in seinen Augen, und er war auf einmal größer, so als stecke etwas in ihm, was ihn größer machte.«
    Sein Vater stellte den Holzbecher ab. »Und du denkst, das war der Schattenlord?«
    »In dem Moment schon, jetzt ...« Luca hob die Schultern. »Vielleicht, ich weiß es nicht, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich mir das nicht eingebildet habe.«
    »Das ist nicht viel.« Felix fuhr sich mit der Hand über die Augen und stand auf. »Aber es ist mehr als nichts. Komm, wir gehen zu Cedric. Selbst wenn du dich geirrt hast,

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