Die Kristallhexe
werden müssen. Und jetzt ...«
Seine Ruhe schwand, seine Stimme wurde lauter. Cedric stand auf und machte eine Geste, die den ganzen Platz einschloss. »Und jetzt stehen die Irren kurz davor, das Irrenhaus zu übernehmen! Das hat deine Diplomatie, dein wir müssen nur die besseren Argumente haben, dann wird alles gut gebracht. Rimmzahn ist mächtiger als je zuvor, und wir sitzen hier herum und reden, reden, reden.«
Er schlug auf den Tisch. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Luca zusammenzuckte und Felix den Kopf einzog. Nur Jack blieb ruhig.
»Schluss damit!«, fuhr Cedric fort. »Wir müssen die Blase aufstechen, damit hier endlich wieder Vernunft herrscht.«
Er atmete tief durch und setzte sich. Es tat gut, seine Wut rauszulassen. Eine Weile herrschte Schweigen in der Hütte, nur das leise Zischen der Öllampe war zu hören.
Dann beugte Jack sich vor. »Weißt du, was passieren wird, wenn du das tust?«, fragte er. »Waco.«
»Schwachsinn«, sagte Cedric spontan, obwohl eine innere Stimme ihn zu mahnen begann.
Luca beugte sich zu seinem Vater hinüber und flüsterte: »Was ist Waco?«
»Eine Stadt in Texas«, antwortete Felix ebenso leise. »Dort verschanzte sich eine Sekte, als sie von der Polizei bedrängt wurde. Die Belagerung dauerte fünfzig Tage, wenn ich das richtig im Kopf habe, und eine Menge Leute starben, als die Polizei schließlich die Ranch stürmte.«
»Wie viele?«, fragte Luca mit morbider Neugier.
Felix hob die Schultern, an seiner Stelle antwortete Jack. »Fünfundsiebzig, darunter zwanzig Kinder.«
Cedric verzog das Gesicht. Er hielt den Vergleich für unangebracht. Doch bevor er das sagen konnte, wandte sich Jack wieder ihm zu.
»Du hast keine Ahnung«, sagte er, »zu was Fanatiker in der Lage sind, wenn man sie in die Enge treibt.«
»Unsere Irren sind nicht halb so irre wie die von Waco.« Das Argument klang selbst in Cedrics Ohren lahm.
»Woher weißt du das?«, konterte Jack erwartungsgemäß. »Hast du dir die Leute da draußen mal richtig angesehen, vor allem, wenn sie Rimmzahn zuhören?« Beschwörend hob er die Hände. »Ich mache dir einen Vorschlag. Sieh sie dir einen Tag lang an, guck richtig hin, hör ihnen zu, und wenn du mir dann garantierst, dass es kein zweites Waco geben wird, bin ich dabei. Dann halte ich Rimmzahn fest, während du ihn fertigmachst. Einverstanden?« Er hielt Cedric die ausgestreckte Hand hin.
Der schlug ein. »Also gut. Einen Tag unter Irren, danach treffe ich meine Entscheidung. Und dann gibt es kein Zurück mehr.«
Nun sah er doch ein kurzes Zögern in Jacks Blick, aber es war zu spät. Das Abkommen war geschlossen, das Versprechen gegeben. Cedric schwor sich, objektiv zu sein und sich nicht von dem gewünschten Ausgang seines Experiments beeinflussen zu lassen.
Er warf einen Blick auf Luca, den die Unterhaltung verstört zu haben schien. Cedric mochte den Jungen, und es behagte ihm nicht, dass er vielleicht schlecht von ihm dachte. Bei den meisten Menschen - und Elfen - war ihm das egal.
»Es ist nicht so, dass ich Rimmzahn etwas antun will, Luca«, sagte er. »Ich bin nur nicht bereit, Gewalt auszuschließen. Sollte sie nötig sein, werde ich sie einsetzen.«
Der Junge nickte, antwortete aber nicht. Felix stand auf. »Danke, dass ihr uns zugehört habt. Wir gehen jetzt besser.«
»Halte dich von Rimmzahn fern, Luca«, sagte Jack. »Er ist zwar nicht der Schattenlord, aber er ist gefährlich. Vergiss das nicht!«
Wieder nickte der Junge, dann verließen er und sein Vater die Hütte.
Jack erhob sich ebenfalls. »Egal, was wir morgen beschließen, die Iolair sollten davon erfahren. Der Schattenlord bedroht nicht nur uns, sondern auch sie.«
»Er bedroht alle Welten und all ihre Bewohner«, sagte Cedric. »Vielleicht muss man ein paar davon gesehen haben, um das Ausmaß zu erkennen und die Schritte, die man unternehmen muss, um dafür zu sorgen, dass dieser Zustand niemals eintritt.«
»Vielleicht«, gestand Jack ein. Dann ging auch er.
Cedric blieb allein in seiner Hütte zurück. Er hatte sich den Abend anders vorgestellt - ein paar Glas Wein mit Jack und Geschichten austauschen über die Iolair, das war sein Plan gewesen. Doch nun stand er vor einer Entscheidung, die das Schicksal des ganzen Lagers ändern konnte. Dabei hatte er Luca nicht angelogen: Er wollte keine Gewalt einsetzen, aber er würde nicht davor zurückschrecken, sollte es keine andere Möglichkeit geben.
Obwohl es mir ein Vergnügen sein würde, Rimmzahn aufs
Weitere Kostenlose Bücher