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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Maul zu hauen, dachte der Elf, während er den letzten Wein in seinen Kelch goss. Dass es dabei wahrscheinlich nicht bleiben würde, störte ihn weniger, als er angenommen hatte. Seit er wusste, wie der Schattenlord die Welten unterwerfen wollte, war er auf alles vorbereitet und zu allem bereit.
    Sie hatten ursprünglich gedacht, er wolle die Menschenwelt und die Anderswelt mit Gewalt unterjochen, aber sein Plan war viel perfider. Ihm ging es darum, die Ley-Linien zu übernehmen und unter seinen Willen zu zwingen. Wer sie benutzen wollte, würde Tribut zahlen müssen. Selbst Menschen, die eigentlich keine Verwendung für Ley-Linien hatten, würden dem Schattenlord nicht entgehen, denn die Linien kontrollierten unter anderem Atmosphäre und Wetter, es hing alles zusammen.
    Wenn dieser Plan gelang, würde sich der Schattenlord mit einem Schlag zum Herrscher über alle Welten aufschwingen, zu einem Tyrannen, der bis ans Ende der Zeit unangefochten herrschen würde, denn niemand konnte sich ihm widersetzen.
    Darth Vader ist ein Dreck dagegen, Luca, dachte Cedric. Er hob den Kelch und trank so lange, bis der Wein in seinem Magen zu brennen begann. Ein Dreck.

3
    Auf
    kurzem Weg
     
    D ie weiche Rosshaarbürste glitt durch ihr Haar. Angela kämmte es jeden Morgen und jeden Abend, bis es glänzte wie Seide. Das Zimmer, das Alberich ihr zur Verfügung gestellt hatte, war hell an diesem Morgen. Sonnenstrahlen fielen durch das große, geöffnete Fenster und brachen sich in Angelas braunem Haar. Sie kämmte sich immer vor dem Fenster. Einen Spiegel gab es ohnehin nicht, und das störte sie nicht im Mindesten. Sie wollte sowieso nicht hineinsehen, wenn sie auch nicht wusste, warum.
    Angela atmete die frische, kühle Morgenluft tief ein, dann legte sie die Bürste beiseite und flocht ihr Haar zu einem Zopf. Ihre Finger bewegten sich ohne ihr Zutun, die Bewegungen waren ihnen längst vertraut.
    Er mag es, wenn ich es offen trage, dachte sie. Ihr Mann Felix hatte das immer gestört, sie selbst zog es ebenfalls vor, ihr hüftlanges Haar zu flechten. Es war praktischer und wirkte ordentlicher, ganz so, wie sie wahrgenommen werden wollte. Angela Müller: Geschäftsfrau, praktisch, ordentlich, zuverlässig, streng. Die ganze Welt sah sie so, ihre Familie, ihre Kollegen, sogar ihre Kinder.
    Nur Alberich nicht.
    Wenn sie in seine Augen blickte und sich selbst darin sah, war da eine andere Frau, eine, die ihr Haar offen trug, kam und ging, wann sie wollte, und sich nicht um das scherte, was von ihr erwartet wurde. Sie sah diese Frau, doch noch war sie nicht bereit, sie zu leben.
    Angela band den dicken Zopf mit einigen Haarschleifen zusammen und stand auf. Ihre Zofe, eine Elfe, die noch kleiner und zierlicher war als sie selbst, hatte bereits frische Kleidung auf das Bett gelegt. Angela hatte um einen einfachen braunen Rock gebeten, der bis zu den Knöcheln reichte, ein helles Hemd mit langen Ärmeln, geschnürte Ledersandalen. Sie wusste, dass ihr die Kleidung passen würde, bevor sie sich anzog. Ihre Zofe hatte ein gutes Auge für solche Dinge.
    Es klopfte.
    »Einen Moment!« Angela schlüpfte aus ihrem Nachthemd und zog sich rasch Rock und Hemd über. Das erneute Klopfen an der Tür verriet ihr, dass der Besucher davor ungeduldig wurde.
    »Herein«, sagte sie, während sie den obersten Knopf des Hemdes schloss.
    Die Tür wurde geöffnet, Alberich trat ein. Angelas Herz schlug schneller, als sein Blick den ihren traf. Seine bernsteinfarbenen Augen mit den gespaltenen Pupillen schienen bis in ihre Seele zu blicken. Ein amüsierter Ausdruck lag in seinem Gesicht, aber sie bemerkte noch etwas anderes hinter der Fassade, vielleicht Sorge oder sogar Angst.
    »Du brauchst dich nicht extra für mich anzuziehen«, sagte er lächelnd.
    »Ich tue es aber trotzdem.« Ihre Stimme klang zu hart und zu angespannt. Es fiel ihr nach wie vor schwer, mit seinen schlüpfrigen Anspielungen zurechtzukommen.
    Er machte einen Schritt ins Zimmer hinein, und dann, ohne Vorwarnung, warf er sich auf ihr Bett und streckte die Hand aus. »Komm zu mir.«
    Angela zögerte. »Ich habe mir gerade die Haare geflochten.«
    Er lachte herzlich, aber auch ein wenig überheblich. »Ich werde das bedenken.«
    Nach wie vor streckte er seine Hand aus. Angela ergriff sie und ließ sich von ihm auf das breite, weiche Bett ziehen. Alberich drückte sich eng an sie. Ein Teil von ihr stellte konsterniert fest, dass er nicht einmal die Stiefel ausgezogen hatte, ein anderer fragte

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