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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sich, warum sie solch lächerliche Kleinigkeiten überhaupt bemerkte. Er war der Herrscher von Innistìr. Wenn er die Stiefel nicht ausziehen wollte, konnte ihm das niemand verbieten.
    Er legte seinen Arm um ihre Schultern und sah sie an. Angela roch süßen Zimtwein in seinem Atem. »Bedrückt dich etwas?«, fragte sie.
    Er hob die Augenbrauen. »Du kennst mich gut. Ich hatte tatsächlich einen unerfreulichen Morgen.«
    »Willst du darüber reden?« Sie drückte seine Hand, er rieb mit dem Daumen über ihre Haut. Er hatte lange, aber dennoch kräftige Finger wie die eines Pianisten.
    »Ich glaube nicht, dass du bestimmte Dinge hören willst. Sie betreffen ...« Er zögerte. »... Leute, die du kennst.«
    Am liebsten hätte sie ihn geküsst. Er machte sich offensichtlich große Sorgen, trotzdem nahm er Rücksicht auf ihre Gefühle. Sie versuchte sich die gleiche Unterhaltung mit Felix vorzustellen und scheiterte. »Sag es mir ruhig. Ich kann doch sehen, wie sehr dich das bewegt.«
    Er seufzte, ließ ihre Hand los und strich sich über seinen sorgfältig ausrasierten Dreitagebart. Angelas Finger fühlten sich auf einmal kalt an.
    »So vieles geht im Moment schief«, sagte Alberich nach einem Moment. »Man könnte fast glauben, die Götter hätten sich gegen mich verschworen.«
    Er schwieg. Angela drängte ihn nicht fortzufahren. Er war ein Mann, der sich nicht von anderen zu Dingen verleiten ließ, die er selbst nicht wollte. Nicht so wie andere, dachte sie.
    Nach einer Weile seufzte Alberich leise. »Anscheinend ist Laura in den Besitz eines Dolches gelangt, der etwas ganz Besonderes darstellt. Möglicherweise eine Bedrohung.«
    Angela stützte sich auf die Ellenbogen und sah ihn an. »Was meinst du mit Bedrohung? «, fragte sie nervös.
    »Er könnte eventuell wie ein Schlüssel das Tor nach draußen öffnen. Aus diesem Reich. Damit würden alle meiner Kontrolle entgleiten, verstehst du?« Alberich hob die Schultern. »Vielleicht ist das auch alles Unsinn.«
    »Dieses Risiko kannst du nicht eingehen.« Sie setzte sich vollends auf. »Laura hasst dich, und wenn sie eine Möglichkeit gefunden hat, dir etwas anzutun, wird sie alles versuchen, um das durchzusetzen. Und diese schrecklichen Iolair werden ihr dabei helfen. Sie werden hierherkommen, das Tor öffnen und wer weiß was anstellen - entweder dich hinauswerfen aus diesem Reich oder Unterstützung holen ... was auch immer.« Sie könnten ihn sogar umbringen. Er würde zwar wie jedes Mal wiederkommen, aber zunächst einmal wäre er tot, und der Thron wäre verloren.
    Nun setzte sich Alberich ebenfalls auf. »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber du hast recht. Sie wissen ja, wo sie mich finden, und selbst meine Wachen sind nicht unbestechlich.«
    »Du darfst keinen Tag länger hierbleiben!«, sagte Angela, während sie bereits aus dem Bett sprang. Sie war es gewohnt, Probleme sofort anzugehen. »Gibt es einen Ort, an dem du sicher bist?«
    Alberich blieb liegen und sah sie an. »Es gibt einen. Er ist abgelegen, und ich könnte dort nach dem Ursprung des Dolches suchen, aber ich will nicht dorthin gehen.«
    Angela schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu. Das Morgenlicht verschwand und ließ nur Zwielicht zurück. »Warum nicht?«
    »Weil es dort langweilig für dich wäre und einsam.« Alberich drehte den Kopf. Sein Blick fuhr ihr bis ins Innerste. »Es wäre niemand da außer uns beiden.«
    Sie erwiderte seinen Blick, hielt ihn, während sie zurück zum Bett ging und seine Hände in die ihren nahm. »Ich würde überall mit dir hingehen, wenn es sein müsste, bis über das Ende der Welt hinaus.«
    Er lächelte selbstzufrieden, so als habe er keinen anderen Ausgang des Gesprächs erwartet, doch das störte Angela nicht. Er wollte, dass sie ihn begleitete, und sie wollte ihn begleiten. Sie beide bekamen, wonach ihnen verlangte. Und sie würde Alberich endlich für sich haben, ohne Diener, Soldaten und Berater.
    Laura wird ihn mir nicht nehmen, dachte sie. Dafür sorge ich.
    Alberichs Lächeln wurde breiter. Er ließ ihre Hände los und sprang auf. »Komm«, sagte er. »Lass uns aufbrechen, bevor ich es mir anders überlege.«
    Er war bereits an der Tür, bevor Angela antwortete. »Warte, ich muss erst Reisekleidung besorgen. Wie weit ist es denn bis zu diesem Ort?«
    Alberich öffnete die Tür. »Wir werden nicht einmal den Palast verlassen«, sagte er, während er mit langen Schritten den Gang hinunterging. »Komm, Angela! Ein Geheimnis aus meiner Welt

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