Die Kristallhexe
Simon trank einen Schluck Tee.
Schlimmer, als würde man mit einer Auster reden, dachte Jack. »So langsam verstehe ich, warum so viele Leute euch Sucher nicht leiden können.«
»Wir sind manchmal wirklich nicht einfach.« Simons Blick glitt zu einem Punkt hinter Jacks rechter Schulter. »Apropos nicht einfach ...«
Jack drehte sich um. Cedric ging mit langen Schritten durch den Saal, steuerte direkt auf ihn zu. Ohne einen Willkommensgruß legte er die Hände auf die Tischplatte und beugte sich vor. »Du hattest recht«, sagte er gepresst, »und ich unrecht. Bist du jetzt zufrieden?«
Simon räusperte sich. »Ich werde mich dann wohl besser verabschieden.«
»Nein.« Jack bedeutete ihm mit einer Geste, sitzen zu bleiben. »Das betrifft dich ebenfalls. Es geht um Rimmzahn und seine Anhänger.«
»Du kannst sie ruhig Jünger nennen«, entgegnete Cedric. »So führen sie sich nämlich auf.«
Mit knappen Worten, aber ausführlich genug, dass auch Simon die Zusammenhänge verstand, schilderte er seine Beobachtungen bei Rimmzahns Zusammenkunft.
»Und deshalb hast du recht«, sagte er am Ende. »Man kann Rimmzahn nicht mit Härte angehen.«
Simon nickte. »Sonst riskiert man ein zweites Waco.«
Jack konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Cedrics Gesichtsausdruck sah. »Hat das jeder kapiert außer mir?«, murmelte der Sucher missmutig. Dann schlug er auf den Tisch. »Wir machen es also auf deine Weise, Jack. Mit Argumenten. Obwohl ich beim besten Willen nicht weiß, wie du diese Gestörten aus ihrem Wahn reißen willst.«
»Wir müssen es versuchen.« Jack stand auf. Seit er keine Uhr mehr besaß, hatte sich sein Zeitgefühl deutlich verbessert. »Die Anführer der Iolair sollten zur Morgenbesprechung in ihrem Büro sein. Ich schlage vor, dass wir sie aufsuchen und ihnen alles erzählen. Rimmzahns Pläne betreffen sie genauso wie uns.«
»Wenn es sein muss.« Cedric schien die Aussicht auf eine Unterhaltung mit den Iolair nicht gerade zu begeistern. Er lernte sie von einer anderen Seite kennen als Jack, deshalb unterschieden sich ihre Eindrücke so sehr.
»Wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich auf dieses Gespräch verzichten«, sagte Simon. »Ich habe noch etwas zu tun.«
»Was denn?«, fragte Jack, nur um ihn in Verlegenheit zu bringen. »Dies und das?«
Simon neigte den Kopf. »Ganz genau.«
Damit wandte er sich ab und verließ den Raum. Jack nickte Cedric zu. »Komm. Wenn wir Glück haben, ist Deochar bei der Besprechung. Er vertraut mir.«
Sie hatten kein Glück, das stellten sie fest, als sie anklopften und die Tür zum Konferenzraum der Iolair öffneten. Das Zimmer lag am Ende eines langen Felsgangs, tief verborgen und geschützt in dem weitläufigen Höhlensystem. Nur Bricius, der Elf mit den Haaren aus Laub, saß am Schreibtisch. Ihm gegenüber stand die Zentaurin Josce. Beide musterten die Neuankömmlinge mit unleserlicher Miene.
»Womit können wir euch dienlich sein?«, fragte Bricius. Es klang eher so, als wolle er sich über die Störung beschweren.
»Wir haben ein Problem«, polterte Cedric los, bevor Jack eingreifen konnte. Wenn alle Unterhaltungen zwischen ihm und den Iolair so anfingen, wunderte es ihn nicht, dass das Verhältnis angespannt war.
»Ihr habt immer ein Problem«, sagte Josce. Sie trat vom Tisch zurück, um den beiden Platz zu machen. Der Raum war klein, stickig und roch nach Pferd.
Cedric wollte antworten, aber Jack hielt ihn mit einer Geste auf. »Dieses Mal betrifft es alle in Cuan Bé, auch euch«, sagte er. »Ihr wisst ja, dass einer der Menschen, sein Name ist Rimmzahn, versucht, Zwietracht zu säen. Er ist außer Kontrolle geraten und hat Anhänger um sich geschart, die den Schattenlord als ihren Befreier anbeten. Es werden immer mehr, und diese Anhänger verändern sich. Wir könnten eure Hilfe brauchen, um der Sache auf den Grund zu gehen.«
Josce verdrehte die Augen. »Reinblütige. Bei euch ist alles immer sofort eine Katastrophe. Ihr kennt einfach kein Maß.«
Jack hörte, wie Cedric wütend den Atem ausstieß, ließ ihn aber nicht zu Wort kommen. »Es sind sogar Elfen unter seinen Anhängern. Das ist nicht allein eine menschliche Angelegenheit.«
Bricius und Josce warfen einander einen kurzen Blick zu, als wollten sie ihre Reaktion abstimmen. »Bedrohen diese Anhänger jemanden?«, fragte die Zentaurin.
Jack schüttelte den Kopf.
»Noch nicht«, sagte Cedric, »aber das wird sich bald ändern.«
»Wir reden über das Hier und Jetzt«, wies
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