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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Kleid, das von einem Gürtel zusammengehalten wurde. »Bis eines Tages der Beste von allen kommt.«
    Cedric entging der sehnsüchtige Unterton nicht, mit dem sie das sagte. Er stützte sich mit dem Ellenbogen auf seine Stuhllehne und musterte Gina einen Moment lang. Die Süditalienerin war pummelig und neigte zu teils theatralischen Schwächeanfällen und Stimmungsschwankungen. Doch nun erschien es ihm, als hätte sie nur noch eine einzige Stimmung: stumpfsinnige Glückseligkeit.
    »Was wird denn so gut an ihm sein?«
    Sie lächelte. »Dass er die Zeit des Friedens einläuten wird und die Zeit der Einigkeit. Dann wird es keinen Streit mehr geben, keinen Krieg, keinen Überlebenskampf. Alle werden gemeinsam zu dem einen aufsehen.«
    In Cedrics Magen verkrampfte sich etwas. »Zu dem einen?«
    Ihr Lächeln wurde tiefgründiger, geheimnisvoller. »So weit bist du noch nicht.« Gina stand auf und wandte sich von ihm ab.
    »Und wann kommt dieser beste Morgen?«
    Sie drehte sich nicht um, hob nur die Hand, als wolle sie sagen: Hab Geduld. Er kommt schneller, als du glaubst.
    Cedric sah ihr nach. Schon bei seiner ersten Begegnung an diesem Tag begann er zu verstehen, was Jack ihm hatte erklären wollen. Die Verklärtheit, die Gina ausstrahlte, war verstörend. Vielleicht hätte er sich in den letzten Tagen weniger auf die Frage konzentrieren sollen, was er und die anderen Sucher tun konnten. Sie wussten zwar, dass der Schattenlord unter ihnen war, möglicherweise sogar von einer Person zur anderen sprang, nur ihren Auftraggeber konnten sie davon nicht informieren. Ihr Auftrag war abgeschlossen, doch geklärt hatte sich nichts. Darüber hatte er vor allem nachgedacht und dabei wohl einiges übersehen.
    Er hörte Stimmen aus einer der anderen Hütten.
    »Sandra«, sagte Felix. »Wo gehst du hin?«
    Seine Tochter antwortete so leise, dass Cedric sie nicht verstehen konnte. Nur Sekunden später trat sie aus der Hütte und ging über den Platz. Felix blieb im Türrahmen stehen. Auch aus anderen Hütten kamen Menschen. Die meisten von ihnen trugen etwas; Teller, Holzbecher, in Stoff eingeschlagene Brote und Schalen voller Obst. Anscheinend waren sie auf dem Weg zu einem gemeinschaftlichen Frühstück.
    Cedric stand auf, als sie an ihm vorbeigingen. Alle grüßten freundlich und lächelten, sogar die, die in ihm, dem geheimnisvollen Sucher, vor Kurzem noch eine Bedrohung gesehen hatten. Ein Mann - sein Name war Thomas Brügger, erinnerte sich Cedric - hatte sogar gefordert, die Sucher einzusperren. Nun bot er ihm Obst aus einer Schale an.
    Dankend lehnte Cedric ab. Die Menschen gingen an ihm vorbei wie eine Prozession, einige sangen sogar. Nach einem Moment folgte er ihnen. Ihr Weg führte ihn an den Hütten vorbei bis zum Waldrand. Dort gab es einen Pfad, der sich zwischen den Bäumen hindurchwand, aber den nahmen sie nicht. Stattdessen blieben sie stehen, breiteten Matten und Decken aus und setzten sich. Cedric blieb im Schatten der letzten Hütte stehen.
    Immer mehr Menschen stießen hinzu. Nach einer Weile hatten sich fast alle Überlebenden auf der kleinen Lichtung versammelt, dazu sogar einige Iolair und Flüchtlinge. Cedric schätzte, dass nicht mehr als ein Dutzend Menschen fehlten. Es erstaunte ihn, wie still die Anwesenden waren. Leute, die sich in größeren Gruppen zusammenfanden, unterhielten sich meist laut und lachten viel, doch in dieser Gruppe fiel kaum ein Wort. Menschen und Elfen lächelten, aßen ein wenig Obst und schwiegen.
    Als stünden sie unter Drogen, dachte Cedric.
    Er fluchte stumm, als Rimmzahn gemessenen Schrittes aus dem Wald trat. Die Sonne stand mittlerweile so hoch, dass sie sein Gesicht erhellte wie das einer überirdischen Erscheinung, während die Menschen am Boden im Grau der Dämmerung saßen. Es war ein kalkulierter Auftritt: Rimmzahn holte aus ihm heraus, was er konnte. Vor seinen Anhängern blieb er stehen und breitete die Arme aus. Er trug Sandalen und ein langes weißes Gewand. Cedric nahm an, dass jemand es für ihn genäht hatte, vielleicht sogar Sandra.
    »Was für ein wunderschöner Morgen«, sagte er mit kräftiger, bühnenerprobter Stimme.
    »Jeder Morgen ist besser als der letzte«, antworteten seine Anhänger im Chor. Sandra richtete sich auf die Knie auf und reichte Rimmzahn einen Holzbecher, den sie mit Wasser aus einer Karaffe gefüllt hatte. Er nahm ihn an und legte seine Hand auf die ihre.
    »Es sind Kinder wie du«, sagte er, »die mich mit großer Hoffnung auf unsere

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