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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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nicht.« Alberich stand auf. Sie konnte sehen, dass er sich nur mühsam von ihr losriss. »Ich rechne fest damit, dass Laura früher oder später hier auftauchen wird. Sie hat den Dolch, und sie kann vermutlich kaum abwarten, ihn einzusetzen.«
    Er ging zurück zur Tür. »Ich werde dich an meiner Seite brauchen, wenn es so weit ist.«
    »Und ich werde da sein.« Angela erhob sich ebenfalls. Ihr Zopf hing über ihre Schulter. Sie hatte ihn am Vorabend nicht gelöst, was sie nun nachholte. Sie neigte den Kopf und schüttelte ihr Haar aus. Dann schwang sie es zurück und fühlte, wie es fast bis auf ihre Hüften fiel. Mit einem kurzen Befehl brachte sie den Turm dazu, ihr einen Morgenmantel aus schwarzer Seide auf das Bett zu legen, den sie überstreifte und mit einem Gürtel zusammenband, bevor sie Alberich ins Wohnzimmer folgte.
    Neugierig setzte sie sich neben ihn an den Tisch. Darauf lagen daumengroße Kristalle in unterschiedlichen Farben, einige Wurzeln und Blätter sowie mehrere Schalen mit Pulvern, die wie Gewürze aussahen.
    »Wird das ein Kochkurs?«, fragte sie.
    Alberich reichte ihr eine der Schalen. »Das ist der gemahlene Knochen eines Elfen. Verschütte ein wenig davon auf dem Tisch und sag mir, was du siehst.«
    Angela betrachtete die Schüssel angewidert, richtete sich aber nach Alberichs Anweisung und schüttete das Knochenmehl auf den Tisch.
    »Das ist genug«, sagte Alberich. »Konzentriere dich auf das Muster, das das Pulver gebildet hat. Egal, was du darin siehst, sprich es aus.»
    Sie sah noch nicht einmal ein Muster, nur weißes, verschüttetes Mehl. Trotzdem konzentrierte sie sich darauf, nicht, weil sie glaubte, dass es etwas bringen würde, sondern um Alberich einen Gefallen zu tun. Sie kniff die Augen zusammen, ballte die Hände und horchte in sich hinein.
    Schweigend warteten sie. Angela sah aus den Augenwinkeln, dass Alberich sie musterte. »Du sagst mir, wann ich aufhören kann, oder?«
    »Das heißt, du siehst nichts.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Nein.«
    Alberich verzog das Gesicht und machte eine ungeduldige Handbewegung. Die Schalen und das verschüttete Mehl verschwanden. »Nimm das Blatt, das wie ein Herz aussieht, und zerkaue es.«
    »Was ist das?«, fragte Angela. Das Knochenmehl hatte sie misstrauisch gemacht.
    »Nimm es einfach!« Alberichs Stimme klang scharf.
    Angela streckte die Hand aus, aber anstatt das Blatt zu nehmen, schlossen sich ihre Finger um den Kristall, der danebenlag.
    »Was soll das denn?« Alberich wirkte nun wirklich verärgert.
    Angela schüttelte nur den Kopf. »Ich habe ihn nicht willentlich genommen«, sagte sie. »Meine Hand wollte es so.«
    »Wirklich?« Er setzte sich auf. Sein Ärger verschwand, wurde ersetzt von Neugier und Erwartung. »Tu nichts. Entspann dich. Deine Seele weiß schon, was sie machen muss.«
    Hoffentlich, dachte Angela. Sie wollte diese Kräfte, aber mehr als das wollte sie Alberich nicht enttäuschen. Wenn Laura mit diesem Dolch kam, der Alberich vielleicht verletzen konnte, würde sie neben ihm stehen und ihn mit all der Macht, die sie - möglicherweise - besaß, verteidigen.
    Sie war einmal deine Freundin, sagte eine Stimme in ihr. Angela verdrängte sie, versuchte stattdessen, ihren Geist von allen Gedanken zu befreien und ihn treiben zu lassen. Doch das fiel ihr schwer. Immer wieder musste sie daran denken, dass Laura den Mann angreifen wollte, den sie liebte. Eine Freundin tat so etwas nicht, eine Feindin hingegen schon.
    Und dann sah Angela sie. Ihr Gesicht erschien in den Facetten des blauen Kristalls, tausendfach gebrochen, aber dennoch gut zu erkennen. Sie stand in einem Raum, nein, keinem Raum, denn Angela sah zwar Holz unter ihren Füßen, aber kein Dach über ihr, sondern blauen Himmel und ... Stoff?
    »Segel«, stieß sie hervor. »Sie steht auf einem Schiff.«
    Der Kristall fühlte sich plötzlich heiß an. Erschrocken ließ sie ihn fallen.
    »Wer steht auf einem Schiff?«, fragte Alberich. »Du hast doch etwas gesehen, nicht wahr?«
    Angela nickte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Das Bild verblasste langsam in ihren Gedanken, aber sie konnte es immer noch sehen, so wie einen Traum kurz nach dem Erwachen.
    »Ich habe Laura gesehen«, sagte sie unsicher. »Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet, aber es sah aus, als stünde sie auf dem Deck eines Schiffs.«
    »Eines fliegenden Schiffs?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    Alberich beugte sich zu ihr herüber und

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