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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Das war sehr gut für den Anfang. Ruh dich erst einmal aus, wir machen später weiter.«
    »Aber ich bin nicht müde.« Sie griff nach dem Kristall und drehte ihn langsam zwischen den Fingern. Er hatte sich bereits wieder abgekühlt. »Ich möchte jetzt weitermachen.«
    »Nein.« Alberich stand auf und ließ mit einer Geste alle Gegenstände auf dem Tisch verschwinden, darunter den Kristall in Angelas Hand. »Ich muss mich mit dem Dolch beschäftigen, und ich möchte nicht, dass du allein versuchst, deine Kräfte zu ergründen. Das ist zu gefährlich.«
    »Ich habe Laura nur für einen Moment gesehen«, sagte Angela. »Und ich weiß nicht einmal, wie ich das gemacht habe. Was soll daran gefährlich sein?«
    Alberich setzte sich wieder. Beschwörend ergriff er ihre Hände. »Dass du nicht weißt, wie du deine Magie kontrollieren kannst, macht sie gefährlich. Diese Kristalle kanalisieren sie nur, die Kraft ist in dir, und es ist eine gewaltige Kraft, das kannst du mir glauben. Ein so klares Bild beim ersten Versuch zu sehen gelingt nur den wenigsten Hexen.«
    »Ich bin eine Hexe?« Sie zog eine Augenbraue hoch. Das Wort erschien ihr lächerlich, doch Alberich schien keinen Humor darin zu erkennen.
    »Du kannst eine Hexe werden, wenn du meine Anweisungen befolgst und dich disziplinierst. Dein Verstand wird dir dabei helfen, aber dein Wille wird alles entscheiden. Du kannst Großes erreichen, zerstöre es nicht durch Ungeduld.«
    Er küsste ihre Hände. Sein Bart kitzelte auf ihrer Haut. Es war seltsam, dass selbst die kleinste Berührung sie erregte und sie wünschen ließ, sie könnten zurück ins Schlafzimmer gehen. Kein Mann zuvor hatte diese Gefühle in ihr hervorgebracht.
    Nicht, dass es viele Vergleichsmöglichkeiten gäbe, dachte sie mit einem gewissen Sarkasmus, als Alberich das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Vor Felix hatte es nur wenige Männer in ihrem Leben gegeben und während Felix keinen einzigen anderen. Sie war ihm stets treu gewesen, zumindest bis Alberich auftauchte und sie befreite.
    Angela stand auf und ging in ihr Schlafgemach. Der Turm schenkte ihr eine Rosshaarbürste, und sie setzte sich ans Fenster und kämmte ihr Haar. Ihre Gedanken sprangen zwischen den Kristallen und Alberich hin und her.
    Sie schuldete nicht nur ihm, ihre Kräfte zu erkunden, sondern auch der Seele in ihr, die sie so lange Zeit unterdrückt hatte. Und wenn sie wirklich so wenig Zeit hatten, wie Alberich glaubte, schuldete sie dann nicht beiden, so schnell wie möglich zu dem zu werden, was sie sein konnte?
    Sie legte die Bürste beiseite. Unwillkürlich griffen ihre Finger in ihr Haar, um es zu flechten, aber sie senkte die Hände wieder. Es sah schöner aus, wenn sie es offen trug, und es fühlte sich besser an. Freier.
    Angela ging zurück ins Wohnzimmer. »Ich möchte die gleichen Kristalle, die Alberich von dir bekommen hat, und eine Tasse schwarzen Tee.«
    Die Gegenstände erschienen auf dem Tisch. Angela zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und griff nach der Tasse. Der Tee darin war schwarz wie Öl und roch so bitter, dass ihr beinahe übel wurde. Angewidert schob sie die Tasse beiseite.
    Ihr Blick fiel auf die Kristalle. Sie schienen sie zu locken, sie dazu aufzufordern, einen von ihnen in die Hand zu nehmen und ihren Kräften freien Lauf zu lassen. Einen Moment lang zögerte sie, dann griff sie mit spitzen Fingern nach dem blauen Kristall, der ihr Laura gezeigt hatte.
    Ich lasse ihn los, sobald etwas passiert, dachte sie. Dann betrachtete sie die Facetten, atmete tief durch und begann.

    Angela lachte. Der rote Kristall schwebte über dem Tisch und drehte sich langsam um sich selbst wie ein Planet in einem dieser Modelle, die man in Planetarien sah. Der Gedanke brachte sie auf eine neue Idee. Mit der freien Hand zeigte sie auf den gelben Kristall und brachte auch ihn dazu, vor ihr in der Luft zu schweben und um den anderen zu kreisen.
    Suchend glitt Angelas Blick durch den Raum. Draußen fielen die Schatten der Bäume bereits lang über die Landschaft, das Wasser des Sees wurde dunkel. Alberich würde sicher bald zurückkommen, aber sie wusste noch nicht, ob sie ihm von ihren Fortschritten erzählen sollte. Schließlich hatte er verboten, sich ohne ihn mit ihrer Magie zu beschäftigen.
    Dabei hatte es sich gelohnt. Das, was seit so langer Zeit in ihr schlummerte, hatte sich nicht nur geregt, es war erwacht - und es wollte zeigen, wozu es in der Lage

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