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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Motors.
    Es wurde in der Tat ein schöner Ausflug. Nur hinterher brachten sie alle vier vor Heiserkeit kaum ein Wort mehr hervor.
    Und so muß meine Stimme geklungen haben, dachte Robina. Es ist meine Stimme, mit der er spricht, kein Zweifel – nur eben heiser. Als sich Robina von ihrer Überraschung erholt hatte, begann sie völlig außerhalb des Programms Unsicherheit zu senden.
    Er verstand! Der Roboter wiederholte die Worte, ließ jedoch „Strolch“ weg.
    Robina bemühte sich, ihre Bewegung zu unterdrücken. Sie strengte sich vielmehr an, Neutralität zu senden, Gleichmäßigkeit, und sie sagte: „Ich grüße dich!“ In der Erregung war ihr nichts Besseres eingefallen. Er erwiderte: „Ich grüße dich!“
    Er äfft mich nach, ist also weit davon entfernt, etwa den Sinn dessen zu begreifen, was er sagt. Wenn schon, dachte sie.
    Sie verließ ihren Sitz, ohne den Verstärker zurückzunehmen, ging zwei, drei Schritte auf die Maschine zu, verneigte sich, obwohl sie sich etwas albern dabei vorkam, und sagte dann, indem sie sich auf die Brust klopfte: „Robina.“ Und sie trat noch einen Schritt näher, bis sie das unüberwindbare Abwehrfeld spürte. Ohne zu zögern, wiederholte er: „Robina.“
    Und obgleich nichts gewonnen schien und ihre Absicht offenkundig nicht verstanden worden war, versagten Robina die Knie fast den Dienst. In der Kehle stieg ein verdächtiges Würgen hoch, und die Augen wurden heiß. Nach langen, langen Monaten, nach lastender, verzweiflungsvoller Einsamkeit war ihr Name ausgesprochen worden. Es hatte jemand „Robina“ gesagt.
    Robina überfiel nach einem Augenblick der Rührung unbändige Freude. Sie wiederholte „Robina“ in allen Schattierungen, als Ruf, als Mahnung, als Aufforderung, in veränderten Tonlagen, kurz und langge zogen, und jedesmal lauschte sie verzückt, wenn er ihr nachartikulierte. Und er tat es, empfand sie, immer besser. Ihr war, als lege er das Heisere nach und nach ab.
    Und dann flüsterte sie „Robina“, und wie von selbst verfiel sie in den Ton, in dem Boris den Namen immer geflüstert hatte, wenn sie allein und sich ganz nah waren. Und dann flüsterte sie „Robi“, wie Frank es getan hatte.
    Und sie berauschte sich an dem Echo, und es weckte Bilder.
    Robina schloß die Augen, flüsterte ihren Namen. Und dann überwältigten sie Erinnerungen und Sehnen, Verzweiflung und Freude. Sie wankte die drei Schritte vor, warf sich auf den Metalleib, umschlang ihn, preßte ihr Gesicht an die Innenseite des Helms. Ihr Körper zuckte und wand sich in einer wilden, unbeherrschten Umarmung.
    Nur langsam beruhigte sich Robina. Ganz allmählich spürte sie die Härte des Metallpanzers unter sich, das Verkrampfte ihrer Gliedmaßen, ihre verdrehte Körperhaltung.
    Und noch weit zögernder begann ihr Bewußtsein zu arbeiten. Ihr wurde es heiß und kalt über so viel Törichtes, Unbeherrschtes, und sie begann sich zu schämen.
    Aber plötzlich, als sie noch immer bewegungslos über den Koloß gebreitet lag, durchjagte sie wie ein Blitz die Erkenntnis, die schlagartig alle anderen Empfindungen löschte: Er hat sein Abwehrfeld in dem Augenblick abgeschaltet, in dem ich mich auf ihn stürzte. Warum?
    Robina löste langsam ihre Umklammerung und glitt vom Metallkörper des Roboters herunter.
    Sobald sie ihn nicht mehr berührte, wurde sie von sanfter Gewalt erfaßt und sacht auf Distanz geschoben.
    Da ist es also wieder, dachte sie. Weshalb aber vorhin nicht? Ein Versehen?
    Unsinn! Er hat meinen Zustand erkannt und gleichzeitig geschlußfolgert, daß ich ihm darin nicht gefährlich werden konnte. Kein Zweifel, eine andere Erklärung gibt es nicht.
    Robina wurde sehr nachdenklich. Das würde bedeuten, sagte sie sich, daß er meine Empfindungen besser aufzunehmen versteht, als ich je zu hoffen wagte.
    Und in einem spontanen Entschluß verwarf Robina ihr Programm, das sie sich so mühevoll erarbeitet hatte. Sie löste die Notiztafel vom Gürtel, zeichnete darauf eine Figur und hielt sie so, daß der Birne sie wahrnehmen mußte. Und sie sagte mit Nachdruck „Dreieck“ und sendete gleichzeitig die Aufforderung: „Du hast jetzt zu handeln, du bist am Zuge!“
    „Dreieck“, kam es zurück. Robina löschte die Figur so, daß er den
Vorgang beobachten konnte, zeichnete sie unter seinen Augen erneut
auf und sagte wieder: „Dreieck.“
„Dreieck“, echote es.
    Robina wiederholte mit steigender Spannung den gesamten Vorgang. Als sie „Dreieck“ zu sagen begann, klang es synchron:

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