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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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tatsächlich“, sagte sie, „irgend etwas fehlt bei dir da drin!“ Und sie stipste ihren Zeigefinger auf seinen erloschenen Kopf.
    Robina spielte die Überlegene, aber sie war sich bewußt, daß sie nur spielte. Sie ahnte das Unbegreifliche, das in den Widersprüchen lag, mit denen die Maschine sie konfrontierte. Ein winziger Ausdruck des Widersprüchlichen zwischen den Welten. „Aber lösbar!“ sagte Robina.

    Sie ging in die Kuppel und zerstörte das Kabel.

    Zweimal wiederholte sich fast haargenau der gleiche Vorgang. Lediglich der Zeitraum, in dem Robina den Roboter in seiner Ecke verharren ließ, war unterschiedlich. Sobald sie die Verstärkung unter eine bestimmte Intensität regelte, wurde der Birne munter, sein Primärsystem dominierte, und er reparierte den Sender.
    Er ließ sich zwar durch erneutes Verstärken der Sendeleistung wieder in die Ecke scheuchen, aber es blieb ein Pyrrhussieg. Sobald sie nachließ, rückte er vor. Eine Pattsituation.
    Als der Birne das zweitemal abschwirrte, ging Robina das Programm durch, fest entschlossen, es umzustellen, eine neue Situation zu erzwingen. Nach einigem Hin und Her hatte sie es. Sie räumte ihre Apparatur um und richtete die Parabolspiegel auf den Eingang.
    Zehn Minuten vor Birnes Wiedererscheinen saß sie abwartend hinter der Anlage. Sie wollte ihm den Eintritt in das Zimmer verwehren, ihn von seiner Energieversorgung – seinem Lebensnerv – abschneiden. Aber hier kam niemand, der sich den Eintritt verwehren, geschweige denn sich von seiner Energieversorgung abschneiden ließ.
    Als es zehn Minuten über die Zeit war, wurde Robina unruhig. Sie überlegte: Habe ich einen größeren Schaden verursacht? Bei diesem Gedanken schaltete sie auf Empfang. Unverfälscht lag das Ursprungssignal an.
    „Geschafft hat er es also!“ sagte sie erleichtert. „Nun wird er gleich dasein.“
    Nach weiteren zehn Minuten wurde Robina klar, daß der Roboter nicht kommen würde. Sie wartete noch eine qualvolle Viertelstunde – vergeblich.
    Und dann begann sie sich verzweifelt Vorwürfe zu machen. „Ich habe ihn vergrault“, sagte sie immer wieder, „habe ihn zu hart gefordert!“ Unschlüssig saß Robina vor den Apparaturen, unfähig, etwas Sinnvolles zu unternehmen. Sie begann zu ahnen, wie ihr die Maschine fehlen würde, wenn sie nicht mehr auftauchte. „Aber sein Programm!“ Robina stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. „Er muß doch reparieren!“ Sie ließ alles stehen und liegen und begab sich hastig in die Kuppel, trennte rasch das Kabel und vermerkte mit Befriedigung das Verstummen des Senders. „So“, sagte sie, und sie wunderte sich über das Triumphgefühl, das sie dabei empfand.
    Und wieder wartete Robina. Sie hatte sich an die Kuppelwand zu
rückgezogen, sich dort lang ausgestreckt und harrte der Dinge, die da
kommen würden.
Nichts kam.
    Also doch! Er ist weg, hat sich verkrochen, irgendwo – oder mit Hilfe seines Schwerefeldes in den Raum gestoßen… Nun bist du ganz allein, Robi, hast dir die einzige mögliche Freundschaft verscherzt!
    Robina wurde von einer tiefen Traurigkeit überflutet wie damals, als sie die Gewißheit hatte, daß Boris nicht wiederkommen würde. Sie hatte ihn zur Rede gestellt, Ehrlichkeit verlangt und so getan, als machte ihr die Wahrheit nichts aus. Und seine Versuche, sie hinzuhalten mit schönen Worten – Worten? Nein, er hätte es sicher jahrelang so ausgehalten. Er hätte sie gewiß, sobald er nichts Besseres vorhatte, aufgesucht, hätte wie immer schön geplaudert, so wie es seine Art war, lebhaft, humorvoll, so, daß man ohne Langeweile zuhören konnte, aber im Grunde sagte er nichts…
    Und gewiß, ich wäre ihm wieder auf den Leim gegangen, wieder und wieder.
    Dabei hatte er es bestimmt nicht darauf angelegt. Er empfand sein Benehmen einfach nicht als schlecht, war nicht in der Lage und gab sich auch die Mühe nicht, nachzuempfinden, wie es auf andere wirken könnte. „Hier bin ich, genießen wir den Augenblick, Robi; er ist unwiederbringlich!“
    Ja, richtig verdattert war er, als ich ihn fortschickte. Er konnte nicht fassen, daß ich nicht dachte wie er. Mit den Schultern hat er dann gezuckt, und gegangen ist er.
    Und ich Schaf habe die halbe Nacht geheult und mich innerlich bereit gemacht, ihn eben so, wie er war, zu akzeptieren, wenn er zurückkäme. Wie ich mich wohl wirklich verhalten hätte, wenn er zurückgekommen wäre?
    Sich dies zu vergegenwärtigen, war das Mädchen Robina Crux nicht mehr fähig.

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